Katja Lückert: Während man hierzulande streitet, ob der amerikanische Präsidentschaftskandidat Barack Obama bei seinem Besuch in Deutschland in der übernächsten Woche vor dem Brandenburger Tor auftreten darf, muss sich Obama im eigenen Land immer wieder mit den verschiedentlichen Verschnupftheiten seiner Anhänger herumschlagen. Zuletzt hatte der schwarze Bürgerrechtler und Prediger Jesse Jackson Obama auf äußerst vulgäre Weise angegriffen und ihm vorgeworfen, auf die Schwarzen herabzublicken. Auch in amerikanischen Muslimorganisationen wächst die Enttäuschung darüber, dass der demokratische Hoffnungsträger aus Angst vor den Gerüchten über seinen Glauben ihre Religionsgemeinschaft weitgehend meidet. An den Politikwissenschaftler André Markovits, den wir in Michigan erreichen, die Frage: Gibt es so viel Fettnäpfchen für Obama? Wo liegen die Gefahren?
André Markovits: Null. Kein Fettnäpfchen. Was Jesse Jackson sagt, ist total irrelevant. Im Gegenteil, es gibt schon Beweise, dass diese Sache wunderbar Obama geholfen hat. Jesse Jackson, natürlich der Haudegen, alter 68er, hat natürlich 84/88 die Kandidatschaft der Demokratischen Partei angepeilt, hat sie nicht bekommen. Er ist in Fettnäpfe getreten mit seinem total antisemitischen Ausdruck für New York: "Himi town". Im Gegenteil, ich bin sicher, Obama hat sich wahnsinnig gefreut über diesen Lapsus von Jesse Jackson, dessen dumme Sache nebenbei auch von seinem eigenen Sohn scharf verurteilt worden ist. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass Jesse Jackson auf Obama unglaublich eifersüchtig ist und frustriert ist, dass plötzlich hier jetzt ein 20 Jahre jüngerer Mann kommt, der genau das erreicht hat nach der größten Wahlkampfschlacht der neuen amerikanischen Geschichte, vielleicht sogar des 20. Jahrhunderts, auch mit einer Frau, was ganz Unglaubliches, was es auf der Welt noch nicht gegeben hat, dass quasi Obama dadurch nicht nur gewonnen hat und dadurch natürlich auch ipso facto der neue inoffizielle, es gibt ja keine offiziellen, aber inoffizielle Führer der schwarzen Community ist.
Lückert: Können diese Zwistigkeiten der Minderheiten seine Positionen nicht wirklich mehr gefährden?
Markovits: Nein. Null. Null. Überhaupt nicht. Erstens, die afroamerikanische - mit den Juden - der größte Block der demokratischen Partei, über 90 Prozent, bei den Juden über 80 Prozent. Es kann ihn überhaupt nicht gefährden. Ich meine, es ist ja unglaublich. Obama wurde in Teilen sogar zu 98 Prozent von den schwarzen Wählern gewählt. Woanders könnte man sagen, es wäre getürkt oder, alter deutscher rassistischer Ausdruck, es würde irgendwie gefälscht. Aber nein, es wird ihn nicht gefährden. Er muss versuchen, wenn Sie genau die Studien über die Vorwahlen, das ist ganz klar, dass Obama in zwei Arten von Staaten hoch gewonnen hat. In Staaten, die fast total weiß sind, was in Europa überhaupt nicht verstanden worden ist, total weiß, Iowa, Minnesota usw., oder die sehr schwarz sind. Wo er große Probleme hatte, war in Staaten, die auch geteilt sind. Und es muss ihm gelingen, Teile der weißen, auch oft männlichen Arbeiterklasse in Staaten wie Ohio, Pennsylvania, Michigan und so zu gewinnen, die ganz disproportional Hillary Clinton gewollt haben. Um es auf Deutsch auszudrücken, in deutschen Verhältnissen, es muss ihm gelingen, den mit Stahlgeruch behafteten, klassischen Arbeiter zu gewinnen. Da hat er große Defizite. Und wenn das nicht gelingt, wenn es ihm nicht gelingt, eben die jetzt bedrohten Metallarbeiter von Ohio und Pennsylvania und Stahlarbeiter an sich zu gewinnen oder zumindest einen großen Teil davon, dann ist es gefährlich. Das ist seine große Aufgabe, nicht die Minoritäten.
Lückert: In Europa, besonders in Deutschland, scheint es ja so, als ob man gern den amerikanischen Präsidenten selbst wählen würde. Sie haben in dem Zusammenhang von Obama-Mania gesprochen. Was meinen Sie damit genau?
Markovits: Na, da ist auch Frankreich genommen und was ich damit meine, dass in Europa die Rezeption schon seit Monaten so ist, na ja, er muss ja okay sein. Wir sind natürlich begeistert. Wir würden ihn auch wählen. Und natürlich, wenn wir Europäer ihn wählen, das ist natürlich das Gütezeichen, das Markenzeichen eben einer Ethik und eben eines Gutseins. Und das ist total degoutierend, weil natürlich in Europa kein Mensch, in Deutschland würde jemand mit einem Namen wie Barack Hussein Obama nicht einmal Bezirksvorstand werden in Hannover, geschweige denn Ministerpräsident der Bundesrepublik Deutschland, und das gilt auch in Frankreich ähnlich oder sogar in Großbritannien. Das ist eine Heuchelei der Europäer, die damit meinen, ja, es wäre doch toll. Die würden ihn auch natürlich wählen, aber sie würden ihn natürlich nicht in Europa wählen. Aber in Amerika, weil es natürlich auf nichts darauf ankommt, würden sie ihn gerne haben. Der Mann ist ein Mensch, aber ich glaube, dass wenn es ihm, wie ich gesagt habe, gelingt, eben in die Teile, die sehr stark für Hillary in den letzten zweieinhalb Monaten des Wahlkampfes gewählt haben, nämlich die sogenannte, wie es in Amerika heißt, Ethnic, in dem Fall weiße Mittelklasse, aus Osteuropa stammende weiße Mitteklasse, sich hineinzuwählen, Arbeiterklasse, pardon, hineinzuwählen oder High Nine zu bekommen, dann bin ich fast sicher, dass er Präsident der USA wird.
Lückert: André Markovits über Obama-Mania in Europa und Obamas Stellung in den USA zurzeit.
André Markovits: Null. Kein Fettnäpfchen. Was Jesse Jackson sagt, ist total irrelevant. Im Gegenteil, es gibt schon Beweise, dass diese Sache wunderbar Obama geholfen hat. Jesse Jackson, natürlich der Haudegen, alter 68er, hat natürlich 84/88 die Kandidatschaft der Demokratischen Partei angepeilt, hat sie nicht bekommen. Er ist in Fettnäpfe getreten mit seinem total antisemitischen Ausdruck für New York: "Himi town". Im Gegenteil, ich bin sicher, Obama hat sich wahnsinnig gefreut über diesen Lapsus von Jesse Jackson, dessen dumme Sache nebenbei auch von seinem eigenen Sohn scharf verurteilt worden ist. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass Jesse Jackson auf Obama unglaublich eifersüchtig ist und frustriert ist, dass plötzlich hier jetzt ein 20 Jahre jüngerer Mann kommt, der genau das erreicht hat nach der größten Wahlkampfschlacht der neuen amerikanischen Geschichte, vielleicht sogar des 20. Jahrhunderts, auch mit einer Frau, was ganz Unglaubliches, was es auf der Welt noch nicht gegeben hat, dass quasi Obama dadurch nicht nur gewonnen hat und dadurch natürlich auch ipso facto der neue inoffizielle, es gibt ja keine offiziellen, aber inoffizielle Führer der schwarzen Community ist.
Lückert: Können diese Zwistigkeiten der Minderheiten seine Positionen nicht wirklich mehr gefährden?
Markovits: Nein. Null. Null. Überhaupt nicht. Erstens, die afroamerikanische - mit den Juden - der größte Block der demokratischen Partei, über 90 Prozent, bei den Juden über 80 Prozent. Es kann ihn überhaupt nicht gefährden. Ich meine, es ist ja unglaublich. Obama wurde in Teilen sogar zu 98 Prozent von den schwarzen Wählern gewählt. Woanders könnte man sagen, es wäre getürkt oder, alter deutscher rassistischer Ausdruck, es würde irgendwie gefälscht. Aber nein, es wird ihn nicht gefährden. Er muss versuchen, wenn Sie genau die Studien über die Vorwahlen, das ist ganz klar, dass Obama in zwei Arten von Staaten hoch gewonnen hat. In Staaten, die fast total weiß sind, was in Europa überhaupt nicht verstanden worden ist, total weiß, Iowa, Minnesota usw., oder die sehr schwarz sind. Wo er große Probleme hatte, war in Staaten, die auch geteilt sind. Und es muss ihm gelingen, Teile der weißen, auch oft männlichen Arbeiterklasse in Staaten wie Ohio, Pennsylvania, Michigan und so zu gewinnen, die ganz disproportional Hillary Clinton gewollt haben. Um es auf Deutsch auszudrücken, in deutschen Verhältnissen, es muss ihm gelingen, den mit Stahlgeruch behafteten, klassischen Arbeiter zu gewinnen. Da hat er große Defizite. Und wenn das nicht gelingt, wenn es ihm nicht gelingt, eben die jetzt bedrohten Metallarbeiter von Ohio und Pennsylvania und Stahlarbeiter an sich zu gewinnen oder zumindest einen großen Teil davon, dann ist es gefährlich. Das ist seine große Aufgabe, nicht die Minoritäten.
Lückert: In Europa, besonders in Deutschland, scheint es ja so, als ob man gern den amerikanischen Präsidenten selbst wählen würde. Sie haben in dem Zusammenhang von Obama-Mania gesprochen. Was meinen Sie damit genau?
Markovits: Na, da ist auch Frankreich genommen und was ich damit meine, dass in Europa die Rezeption schon seit Monaten so ist, na ja, er muss ja okay sein. Wir sind natürlich begeistert. Wir würden ihn auch wählen. Und natürlich, wenn wir Europäer ihn wählen, das ist natürlich das Gütezeichen, das Markenzeichen eben einer Ethik und eben eines Gutseins. Und das ist total degoutierend, weil natürlich in Europa kein Mensch, in Deutschland würde jemand mit einem Namen wie Barack Hussein Obama nicht einmal Bezirksvorstand werden in Hannover, geschweige denn Ministerpräsident der Bundesrepublik Deutschland, und das gilt auch in Frankreich ähnlich oder sogar in Großbritannien. Das ist eine Heuchelei der Europäer, die damit meinen, ja, es wäre doch toll. Die würden ihn auch natürlich wählen, aber sie würden ihn natürlich nicht in Europa wählen. Aber in Amerika, weil es natürlich auf nichts darauf ankommt, würden sie ihn gerne haben. Der Mann ist ein Mensch, aber ich glaube, dass wenn es ihm, wie ich gesagt habe, gelingt, eben in die Teile, die sehr stark für Hillary in den letzten zweieinhalb Monaten des Wahlkampfes gewählt haben, nämlich die sogenannte, wie es in Amerika heißt, Ethnic, in dem Fall weiße Mittelklasse, aus Osteuropa stammende weiße Mitteklasse, sich hineinzuwählen, Arbeiterklasse, pardon, hineinzuwählen oder High Nine zu bekommen, dann bin ich fast sicher, dass er Präsident der USA wird.
Lückert: André Markovits über Obama-Mania in Europa und Obamas Stellung in den USA zurzeit.