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Polizeieinsätze
Frankreich stellt Klubs Kosten in Rechnung

In Frankreich müssen sich Fußballvereine schon länger an den Kosten für die Polizei beteiligen. Dabei ist die gesetzliche Regelung nicht nur auf den Fußball beschränkt.

Von Christiane Kaess | 26.07.2014
    Im Mai 2013 gewinnt Paris St. Germain den Titel "französischer Meister". Mehrere 10.000 Menschen haben sich mitten in Paris versammelt - es sollte fröhlich sein. Aber ein paar Hundert Hooligans machen das Fest zunichte. Randalierer schlagen Geschäfte ein und verwüsten sie - auch Autos werden zur Zielscheibe - genauso wie ein Touristenbus.
    Das Ende des Abends: mehr als 30 Festnahmen und mehrere verletzte Polizisten. Wie viel PSG für so einen Polizeieinsatz ausgeben muss, dazu will der Club nichts sagen. 1995 wurde gesetzlich festgelegt, dass sich Vereine an den Sicherheitskosten bei Spielen beteiligen müssen. Die Begründung: die Aufgaben der Polizei gehen in solchen Fällen über ihre eigentlichen Verpflichtungen hinaus. Große Diskussionen hätte es bei der Einführung des Gesetzes nicht gegeben, erinnert sich Antoine Boutonnet, Chef der nationalen Einheit für den Kampf gegen Hooliganismus bei der Polizei: "Die Leute fanden das erst einmal normal, dass die Sicherheitskräfte, wenn sie eine private Veranstaltung schützen, vergütet werden. Die Besucher kaufen ja auch ein Ticket."
    Nicht nur Fußballspiele werden in Rechnung gestellt
    Und so werden Polizeikosten auch bei anderen Sportveranstaltungen, wie derzeit bei der Tour de France, bei Kulturveranstaltungen oder Demonstrationen genauso in Rechnung gestellt. 2010 mussten die Kosten für einen Polizisten pro Stunde sogar erhöht werden. Laut Angaben der Polizei von gut zwölf Euro auf jetzt etwa 20.
    Was ein Verein letztendlich zahlt, wird anhand einer Risikoanalyse ermittelt: Welche Art von Fans, was für ein Spiel und wo findet es statt? Für die Saison 2012/2013 ergaben sich daraus für die Fußball-Klubs der ersten Liga durchschnittlich Kosten von fast 300.000 Euro - rechnet Antoine Boutonnet vor. Der Chefpolizist für Hooligan-Einsätze sieht in der Maßnahme einen positiven Effekt: "Wir nehmen damit die Klubs in die Pflicht. Die Sicherheitsfrage betrifft alle. Die Vereine können sich da nicht aus der Verantwortung ziehen. Und das zeigt Wirkung. Wir haben zum Beispiel die Anzahl der Polizisten im Einsatz bei Sportveranstaltungen reduziert."
    Nach den massiven Ausschreitungen beim französischen Meistertitel von Paris St. Germain im letzten Jahr verlangten manche sogar, der Verein solle an den Kosten des angerichteten Schadens beteiligt werden. Als der Club in diesem Jahr wieder französischer Meister wurde, blieben Krawalle wie im Vorjahr aus.