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Polizeieinsatz
Razzien in Berliner Salafistenszene

In Berlin ist die Polizei gegen mutmaßliche Islamisten vorgegangen. Die Verdächtigen sollen eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet haben. Die Sicherheitslage in Deutschland ist laut Bundesinnenministerium weiterhin "abstrakt hoch". Anschläge seien nicht auszuschließen.

16.01.2015
    Mitglieder einer Berliner Spezialeinheit vor einem Hauseingang.
    Rund 250 Beamte waren an den Razzien in Berlin beteiligt. (picture alliance / dpa / Lukas Schulze)
    Die Ermittlungen richten sich gegen fünf Verdächtige mit türkischer Staatsangehörigkeit, die zum Teil schon seit Jahren in der salafistischen Szene aktiv gewesen sein sollen. Den Erkenntnissen nach haben sie Anschläge in Syrien geplant. Ein 41- und ein 43-Jähriger wurden festgenommen, berichtet Korrespondentin Hilke Grabow. Insgesamt durchsuchte die Berliner Polizei elf Objekte, schwerpunktmäßig in den Stadtteilen Moabit und Wedding.
    Einer der Verdächtigen habe als selbst ernannter "Emir" eine Extremistengruppe in Berlin angeführt und den Mitgliedern "Islamunterricht" gegeben haben, um sie zu radikalisieren. Dabei seien die Mitglieder zum Dschihad gegen Ungläubige in Syrien vorbereitet worden. Dem Anführer der Gruppe und dem anderen Festgenommenen wird zudem vorgeworfen, Mitgliedern der Gruppe bei der Ausreise nach Syrien geholfen zu haben - sowohl organisatorisch als auch finanziell.
    Die Ermittler erklärten, die Gruppe ließe eine ideologische Nähe zu Extremistenorganisationen wie dem Islamischen Staat oder tschetschenischen Bewegungen erkennen. Der Islamistengruppe sollen hauptsächlich Türken und russische Bürger angehören, die Wurzeln in Tschetschenien und Dagestan haben.
    Angst vor Terror in Deutschland
    Knapp jeder Zweite von bundesweit rund 1.000 Befragten (45 Prozent) befürchtet, dass sich Terroranschläge auch in Deutschland ereignen könnten, wie der aktuelle ARD-Deutschlandtrend ergab. Eine knappe Mehrheit der Deutschen (53 Prozent) teilt diese Sorge nicht.
    Die deutschen Sicherheitsbehörden setzen jedoch anders als ihre Partner in anderen EU-Staaten weiterhin auf eine zurückhaltende Polizeipräsenz in der Öffentlichkeit. "Dabei wird es zunächst mal bleiben", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Die Behörden in Bund, Ländern und innerhalb der EU seien in engem Austausch und bewerteten die Lage fortlaufend neu. Der Sprecher betonte, die Sicherheitslage in Deutschland sei unverändert. Wie schon in den vergangenen Monaten gebe es eine "abstrakt hohe" Gefährdung. Anschläge seien auch in der Bundesrepublik nicht auszuschließen.
    (pr/tzi/swe)