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Polizeigewalt in den USA
Ringen um die Deutungshoheit

In den USA setzt sich die Debatte über Schwarze fort, die zum Opfer von Polizeigewalt geworden sind. Der Wahlkampf spiele eine große Rolle, sagte der Amerika-Experte Simon Wendt im DLF. Donald Trump wolle Bewegungen wie "Black Lives Matter" nach Möglichkeit unterdrücken. Hillary Clinton rufe zum Dialog auf, allerdings ohne konkrete Ergebnisse.

Simon Wendt im Gespräch mit Stefan Koldehoff | 17.07.2016
    Demonstranten blockieren in Baton Rouge eine Autobahn vor der Polizeizentrale, um gegen Polizeigewalt gegen Schwarze zu demonstrieren.
    Demonstranten blockieren in Baton Rouge eine Autobahn vor der Polizeizentrale, um gegen Polizeigewalt gegen Schwarze zu demonstrieren. (dpa-Bildfunk / AP / Max Becherer)
    Viele Unterstützer von Donald Trump dächten, so Simon Wendt, dass eigentlich sie selbst die Benachteiligten seien. Trump sei so populär, weil er diesen Amerikanern eine Stimme gebe und rassistische Dinge sage, die noch vor fünf Jahren unmöglich gewesen seien.
    Es gibt laut Wendt auch unterschiedliche Meinungen darüber, wer an den tödlichen Zwischenfällen der vergangenen Wochen Schuld sei. Weiße Politiker stellten es oft so dar, als wären protestierende Afro-Amerikaner einfach radikalisierte Terroristen, die einen Status-Quo verändern wollten, an dem es eigentlich nichts zu verändern gebe. Denn jeder habe das Recht, sein Glück zu verwirklichen - es gebe hier keine Einschränkungen. Hingegen sagten viele Afro-Amerikaner, dass eben dies nicht möglich sei und dass es einen strukturellen Rassismus gebe.
    Die neuen Medien hätten dabei eine große Bedeutung, weil die Ereignisse nun für alle zu sehen seien, betonte Wendt. Es sei auch beeindruckend, wie viele junge Menschen sich einer Protestbewegung angeschlossen hätten, die zwar nicht geschlossen sei, die aber tatsächlich Rassismus zum Thema mache - in einer Weise, wie das vorher nicht möglich gewesen sei.
    Es sei allerdings nicht nur von Bedeutung, auf ein Problem aufmerksam zu machen. Es sei auch wichtig, nach einer Lösung zu suchen, unterstrich Wendt. Es sei heute viel schwieriger, sich auf ein bestimmtes Ziel zu konzentrieren. Reiche es, Kameras an den Uniformen an Polizisten anzubringen? Das habe in einigen Fällen nichts gebracht.
    Das komplette Gespräch können Sie im Audio-Archiv nachhören.