Sonntag, 05. Mai 2024

Kommentar zu Polizeikosten in der Bundesliga
Wer Geld sparen will, muss Prävention forcieren

Das Bundesverfassungsgericht muss darüber entscheiden, ob Bundesliga-Vereine an Polizeikosten beteiligt werden können. Das Urteil wird das grundsätzliche Problem aber nicht lösen: Dass sinnvolle Präventionskonzepte nicht überall eingesetzt werden.

Ein Kommentar von Maximilian Rieger | 25.04.2024
MSV Duisburg: Die Polizeibereitschaft steht nach dem 4:1 vor der Gästetribüne und sichert das Spielfeld ab.
Sorgen seit Jahren für Diskussionen: Die Polizeikosten der Hochrisikospiele. (picture alliance / Maximilian Koch / Maximilian Koch)
Rund 350.000 Euro – so viel kostet den Steuerzahler durchschnittlich ein sogenanntes Hochrisikospiel, also ein Fußballspiel, bei dem die Polizei im Vorfeld mit gewalttätigen Zwischenfällen rechnet und deswegen ihr Kontingent aufstockt. Rund 60 Spiele dieser Art gibt es laut Deutscher Fußball Liga pro Saison. Vor dem Bundesverfassungsgericht geht es also um eine Millionensumme.
Die Vereine wehren sich gegen diese Kosten, mit guten Argumenten. Sie zahlen einiges an Steuern. Und sie sind nicht diejenigen, die Straftaten begehen.
Gleichzeitig hat auch das Land Bremen einen Punkt: Die Vereine sind durch die Austragung der Spiele Auslöser für die hohen Kosten. Und die Polizei hilft den Vereinen dabei, ihr Hausrecht im Stadion durchzusetzen, damit die Partien überhaupt stattfinden können.
In den meisten Vorinstanzen hat diese Argumentation die Gerichte überzeugt. Und wenn das Bundesverfassungsgericht diese Auffassung bestätigt, dann könnten auf die Klubs neue Kosten hinzukommen – Kosten allerdings, die keinen Verein in den Ruin treiben werden, außer der Club hat sowieso schon deutlich größere Probleme.

Weniger Konflikte, weniger Kosten

Das Kern-Problem ist sowieso ein anderes. Denn viele Kosten und Einsatzstunden der Polizei ließen sich vermeiden, wenn der Konflikt zwischen Polizei und Fangruppen befriedet werden würde.
Das scheitert aber seit Jahren, und das liegt an beiden Seiten. Unter den Fans gibt es immer noch einzelne, die das Stadion als Ort für Gewalt ansehen.
Das Heilmittel dafür, das von der Polizei, gerade von den Polizeigewerkschaften, propagiert wird, lautet: Härtere Strafen! Dieser Law-and-Order-Ansatz wird oft von der Politik aufgenommen. Eine härtere Gangart gegenüber Fans anzukündigen, stößt bei vielen Wählern auf Zustimmung. Im Grunde ist das aber reine Politik-Simulation, denn nur Strafen helfen nicht.
Was sich tatsächlich als hilfreiches Mittel herausgestellt hat: Sogenannte Stadionallianzen, ein Gesprächsformat, bei dem Vereine, Polizei und Fans auf Augenhöhe diskutieren.

Prävention wirkt

An Orten, wo es diese Formate gibt, ist sowohl die Zahl der Gewaltvorfälle als auch die Anzahl der Polizei-Einsatzstunden gesunken. Einen besseren Stuhlkreis einzuberufen, klingt zwar nicht so sexy wie härtere Strafen zu fordern. Er hat aber den Vorteil, dass er funktioniert.
In Stuttgart wurde eine solche Allianz trotz der Erfolge allerdings im vergangenen Herbst aufgekündigt – von der Polizei. Bei einem entsprechenden Urteil des Bundesverfassungsgerichtes könnte es also sein, dass Vereine Kosten begleichen müssen, die durch polizeiliche Präventions-Arbeit hätten verhindert werden können.
Damit das nicht passiert und die Stadien ein sicherer Ort bleiben – denn das sind sie in den allermeisten Fällen – sollten alle Akteure aufeinander zugehen.