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Polnisch lernen beim Tatra-Bier

Wer in Polen studieren möchte, muss sich nicht automatisch an den Deutschen Akademischen Austauschdienst wenden. Es gibt auch kleine Vereine wie die ''Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa'', kurz GFPS. Die Betreuung im Nachbarland ist hier oft viel persönlicher und intensiver als bei den großen Austauschorganisationen.

    Der DAAD ist eine unpersönliche Angelegenheit. Man bekommt einfach sein Geld. Man bekommt dann eine Uni, wo man irgendwie drauf angewiesen ist. Bei GFPS gibt’s verschiedene Lokal- und auch Stadtgruppen. In jedem Ort, wo man hingesandt wird, da ist dann auch eine Stadtgruppe - so wie hier. Da sieht man ja, dass einige zusammen kommen.

    Eben war Vorstandssitzung, jetzt entspannt die zehnköpfige Gruppe bei einem leckeren Tatra-Bier im "Tiger Club" auf Warschaus Einkaufsmeile "Novo Swiat". Anna Artwinska, die alle eigentlich nur Ascha nennen, ist die Vorsitzende der polnischen Sektion von GFPS:

    GFPS ist ein Verein, wo Deutsche und Polen nah zusammen sind und etwas unternehmen - das macht uns aus.

    Da gibt es Seminare und Lesungen- und manchmal auch Lösungen für ganz alltägliche Probleme wie die Wohnungssuche. Lange Dienstwege gibt es bei GFPS nicht, dafür ist der Verein einfach zu klein. Und so besorgte GFPS für den Geschichtsstudenten Martin Mühlegg kurzerhand ein WG-Zimmer:

    Durch die Art von GFPS war das sehr gut, weil man auch wirklich gezwungen ist, Polnisch zu sprechen. Ich habe zum Beispiel in einer WG gewohnt mit einer Polin, die konnte Italienisch sprechen. Das hat aber nicht viel weiter geholfen. Ich musste ein Semester wirklich nur Polnisch sprechen, und da konnte ich die Sprache auch sehr gut lernen.

    15 Stipendien vergibt GFPS jedes Semester für Studienaufenthalte in Polen und ebenso viele für polnische Studierende in Deutschland. Die Geldgeber sind Firmen, Einzelpersonen oder aber die Robert-Bosch-Stiftung. Im Gegensatz zum DAAD spielt die Note bei der Stipendienvergabe eine untergeordnete Rolle. Im Auswahlgespräch kommt es auf Interesse, soziale Kompetenz und Sprachkenntnisse an. An letzterem mangelt es Bewerbern allerdings besonders häufig. Polonistikstudent Tim Bucher kann's verstehen:

    Das liegt zunächst mal daran, dass es für einen Deutschen verdammt schwer ist, Polnisch zu sprechen. Und dann ist es, glaube ich, so, dass viele Leute die Sprache nach ökonomischen Gründen wählen.

    Polen haben es da nicht nur in Sachen deutscher Sprache wesentlich einfacher, meint auch Ascha, die mit GFPS in Freiburg war. Ihr gefällt auch das deutsche Universitätssystem besser:

    An den deutschen Universitäten bin ich echt als eine Partnerin behandelt worden. Das lässt sich über polnische Universitäten nicht sagen. Hier ist alles verschult.

    Links zum Thema:

    DAAD

    GFPS

    Europäische Bewegung