Als Roy Lichtenstein sich neu erfand, war er 38 Jahre alt. Seit zehn Jahren stellte er regelmäßig in New Yorker Galerien aus, doch mit seinen abstrakt expressionistischen Experimenten war es 1961 vorbei. Stattdessen begann die Karriere des Roy Lichtenstein der Benday Dots und der grellbunten Comicbuchszenen auf großformatigen Leinwänden. Diese Karriere begann mit einer Gruppe von Zeichnungen:
"Er machte etwa 3000 Zeichnungen im Lauf seiner Karriere, aber fast alle sind Studien zu Bildern, Skulpturen oder Druckgrafik. Wenn er jedoch später in Interviews von diesen Arbeiten sprach, sagte er: "Außer in den frühen Sechziger Jahren, da machte ich eine Reihe von Zeichnungen, die nur Zeichnungen waren","
sagt Isabelle Dervaux, die Kuratorin der Ausstellung, in der diese eigenständige Gruppe von Werken nun erstmals gesammelt zu sehen ist. Die 55 zwischen 1961 und 1968 entstandenen Arbeiten bilden selten gelungene Beispiele für die Verbindung von Hoch- und Alltagskultur, die zum Erkennungsmerkmal der Pop-Art schlechthin geworden ist.
Als Vorlage dienten Lichtenstein Bedienungsanleitungen, Ausschnitte aus Versandhauskatalogen und Zeitungen:
" "'The Couch' zum Beispiel, diese einfache Zeichnung eines Sofas, hatte er aus einer Reklame für Sofas kopiert. Er benutzte dafür ein Lineal und einen Filzstift, weil er damit eine ebenmäßige Linie kreieren konnte. Man könnte sagen, eine langweilige Linie, aber genau das wollte er ausprobieren: Was kann man mit einer langweiligen Linie erreichen im Gegensatz zum charaktervollen Strich der Kalligrafie."
Ein paar Turnschuhe, basierend auf einer Anzeige der Firma Sears, Roebuck & Company. Ein Glas Wasser mit einer sprudelnden Tablette Alka Seltzer. Ein Hotdog, ein Reißverschluss, aber auch komplexere Kompositionen mitsamt Sprechblasen wie "Bratatat" und "Jet Pilot", die beide auf eine Serie von Kriegscomics zurückgehen. Stets sind die Zeichnungen um ein Vielfaches größer als das Original, und stets erstaunt die Sorgfalt, mit denen sie gearbeitet sind.
Die Sorgfalt ist genau der Punkt. Denn Roy Lichtenstein blieb keineswegs beim Filzstift. Er bediente sich bald sowohl der Werkzeuge alter Meister als auch jener der modernen Grafik. Damit stellte er die Tradition auf den Kopf. Er imitierte den rohen Strich des Kommerzes und des billigen Druckes auf feinstem Papier. Er schuf Originale, die vorgaben, Reproduktionen zu sein.
"Es scheint mechanisch und deshalb Antikunst zu sein", sagte Roy Lichtenstein einmal. Von der Kunst erwarte man Gefühl. Aber, so fuhr er, fort, der leidenschaftslose Stil sei seine Leidenschaft.
Gefühllosigkeit hin, Leidenschaft her: In der kondensierten Form, wie sie diese Ausstellung präsentiert, ist Pop-Art überraschenderweise noch nicht kaputtgeschaut.
Die Ausstellung "Roy Lichtenstein: The Black-and-White Drawings, 1961-1968" ist in der Pierpoint Morgan Library in New York bis 2. Januar 2011 zu sehen. Dazu ist unter dem selben Titel ein 200-seitiger Katalog erschienen. Er kostet 60 Dollar.
"Er machte etwa 3000 Zeichnungen im Lauf seiner Karriere, aber fast alle sind Studien zu Bildern, Skulpturen oder Druckgrafik. Wenn er jedoch später in Interviews von diesen Arbeiten sprach, sagte er: "Außer in den frühen Sechziger Jahren, da machte ich eine Reihe von Zeichnungen, die nur Zeichnungen waren","
sagt Isabelle Dervaux, die Kuratorin der Ausstellung, in der diese eigenständige Gruppe von Werken nun erstmals gesammelt zu sehen ist. Die 55 zwischen 1961 und 1968 entstandenen Arbeiten bilden selten gelungene Beispiele für die Verbindung von Hoch- und Alltagskultur, die zum Erkennungsmerkmal der Pop-Art schlechthin geworden ist.
Als Vorlage dienten Lichtenstein Bedienungsanleitungen, Ausschnitte aus Versandhauskatalogen und Zeitungen:
" "'The Couch' zum Beispiel, diese einfache Zeichnung eines Sofas, hatte er aus einer Reklame für Sofas kopiert. Er benutzte dafür ein Lineal und einen Filzstift, weil er damit eine ebenmäßige Linie kreieren konnte. Man könnte sagen, eine langweilige Linie, aber genau das wollte er ausprobieren: Was kann man mit einer langweiligen Linie erreichen im Gegensatz zum charaktervollen Strich der Kalligrafie."
Ein paar Turnschuhe, basierend auf einer Anzeige der Firma Sears, Roebuck & Company. Ein Glas Wasser mit einer sprudelnden Tablette Alka Seltzer. Ein Hotdog, ein Reißverschluss, aber auch komplexere Kompositionen mitsamt Sprechblasen wie "Bratatat" und "Jet Pilot", die beide auf eine Serie von Kriegscomics zurückgehen. Stets sind die Zeichnungen um ein Vielfaches größer als das Original, und stets erstaunt die Sorgfalt, mit denen sie gearbeitet sind.
Die Sorgfalt ist genau der Punkt. Denn Roy Lichtenstein blieb keineswegs beim Filzstift. Er bediente sich bald sowohl der Werkzeuge alter Meister als auch jener der modernen Grafik. Damit stellte er die Tradition auf den Kopf. Er imitierte den rohen Strich des Kommerzes und des billigen Druckes auf feinstem Papier. Er schuf Originale, die vorgaben, Reproduktionen zu sein.
"Es scheint mechanisch und deshalb Antikunst zu sein", sagte Roy Lichtenstein einmal. Von der Kunst erwarte man Gefühl. Aber, so fuhr er, fort, der leidenschaftslose Stil sei seine Leidenschaft.
Gefühllosigkeit hin, Leidenschaft her: In der kondensierten Form, wie sie diese Ausstellung präsentiert, ist Pop-Art überraschenderweise noch nicht kaputtgeschaut.
Die Ausstellung "Roy Lichtenstein: The Black-and-White Drawings, 1961-1968" ist in der Pierpoint Morgan Library in New York bis 2. Januar 2011 zu sehen. Dazu ist unter dem selben Titel ein 200-seitiger Katalog erschienen. Er kostet 60 Dollar.