Mittwoch, 17. April 2024

Archiv

Popkulturelle Zeitdiagnose
Hip-Hop als lebendige Philosophie

Hip-Hop und Philosophie beschäftigen sich mit ähnlichen Fragen, analysiert Jürgen Manemann in seinem Buch „Die Philosophie des HipHop“. Sie seien beide „troublemaker“, sagt er im Dlf. Denn "Hip-Hop legt den Finger in die Wunde der Gesellschaft."

Jürgen Manemann und der Rapper Spax im Corsogespräch mit Achim Hahn | 04.06.2018
    Sookee live auf dem Ruhrpott Rodeo Festival auf dem Freigelände am Flughafen Schwarze Heide, aufgenommen am 06.08.2016
    Die Rapperin Sookee live auf einem Festival: Auch sie hat an der "Philosophie des HipHop" mitgewirkt (imago / Future Image)
    "Ihre Zeit in Gedanken erfasst" - so verstand Hegel die Aufgabe der Philosophie. Deshalb könne sie nicht an popkulturellen Phänomenen wie dem Hip-Hop vorbeisehen, sagt Jürgen Manemann, Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie in Hannover. Dort hatte man bereits im Jahre 2015 RapperInnen und PhilosophInnen für eine gemeinsame Session auf die Bühne gebracht und sich danach auch in diversen Seminaren mit der Thematik befasst. Jetzt ist daraus ein Buch entstanden: "Philosophie des HipHop".
    Wir haben noch länger mit Jürgen Manemann und Spax gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
    Hip-Hop sei Philosophie, weil er bewusst das eigene Leben als Lebenspraxis reflektiere, so Jürgen Manemann. Während Philosophie der Versuch sei, zu sagen, was an der Zeit ist, sei "Hip-Hop der Versuch, zu performen, was an der Zeit ist". Für den Rapper Spax spiegelt Hip-Hop immer die Gesellschaft. Besonders entscheidend sei der Battlerap, da das Erlangen von Anerkennung eine grundlegend wichtige Kategorie für die Philosophie des Hip-Hop sei. Die Philosophie könne vom Hip-Hop lernen, sich selbst wieder neu zu entdecken, indem sie sich als philosophische Praxis, als Lebenskunst erkenne.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Jürgen Manemann und Eike Brock (Hrsg.): "Philosophie des HipHop: Performen, was an der Zeit ist"
    (X-Texte zu Kultur und Gesellschaft)
    transcript Verlag Bielefeld, 2018. 218 Seiten, 19,99 Euro.