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Porträt
Hanni el Khatib und sein popkulturelles Konzept

Seit ein paar Wochen ist das zweite Album von Hanni el Khatib auf dem Markt. "Head in the dirt" heißt es, und wer glaubt, Hanni el Khatib steht für Weltmusik oder Tablas, der hat sich getäuscht. Indierock, Northern Soul und ein bisschen 70er-Jahre Glam. So ungefähr klingt das Ganze.

Vom Amy Zayed | 25.11.2013
    "Als das Album fertig war, habe ich gemerkt, dass es sich sehr nach 70er Jahre anhörte! Aber das war auch so gewollt! Ich mische nur gerne die Genres, die mich am meisten inspirieren, zusammen, und schaffe etwas Neues. Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich glaube, dass Musik von früher einfach besser gemacht ist. Der Sound und die Produktion waren besser, und ich bin Perfektionist, also versuche ich es genau so zu machen."
    Beim ersten Album 2011 war es eher Rockabilly und Northern Soul, doch das aktuelle Album "Head In The Dirt" klingt total anders. Schrebbelige Gitarren, die an eine Mischung aus 70er Jahre Glam und Punkrock erinnern, ein bisschen Singer-Songwriter, und ein Spritzer schmalziger Soul.
    Hanni el Khatib spielt mit den Genres, und man merkt, dass es ihm wirklich Spaß macht. Mit jedem Album will er einen gewissen Zeitgeist heraufbeschwören, und das geht nur ganzheitlich: Mit Sound, Video und Cover-Art.
    "Ich liebe es, verschiedene Konzepte zu vermischen, und auch ein wenig die Leute zu verwirren! Das fängt schon bei meinem Namen an. Wenn die Leute Hanni el Khatib hören, denken sie erst mal an Tablas und Weltmusik. Aber die Mischung verschiedener Genres macht eigentlich erst die Musik aus."
    Als Jugendlicher wollte Hanni el Khatib eigentlich professioneller Skater werden. Doch dann fing er an, sich für Videoanimationen, T-Shirt-Design und Covergestaltung zu interessieren. Er entwarf für Freunde Shirts und für Newcomerbands Plattencover - alles für wenig Geld. Und landete schließlich in der Werbebranche, wo er plötzlich richtig viel Geld verdiente. Ausgefüllt hat ihn das offenbar nicht.
    "Mir war stinklangweilig! Also habe ich angefangen meine Musik aufzunehmen! Als ich dann das erste Mal live auf der Bühne stand, wurde mir plötzlich klar, wie geil ich das fand.Mir wurde klar, dass eigentlich mein ganzer Lebensweg als Grafikdesigner, als Skater und als Videoregisseur mich genau hierhin geführt hat. Denn hier kann ich das alles in einem großen popkulturellen Konzept vereinen."
    Aufgewachsen ist el Khatib in Los Angeles als Sohn eines Palästinensers und einer Philippinerin. Da fing es mit der Mischung von Kulturen schon an. Seine Texte allerdings drehen sich weniger um das Thema Multikulti, sondern um seine Lebenswelt und die seiner Freunde.
    "Bei dem Song Skinny Girl geht es zum Beispiel um einen Freund von mir, dessen Cousine drogenabhängig war, und ich bekam ihre Geschichte nicht aus dem Kopf, und mir fiel auf, wie viele Leute ich mit einer ähnlichen Geschichte kenne. Also dachte ich, ich muss das Lied so schreiben, dass jeder versteht, was dieses Gefühl der Hoffnungslosigkeit bedeutet. Ich wollte es für jeden zugänglich machen. Das versuche ich immer bei meinen Texten."