Aber daraus wurde nichts. Madail wurde das erste Opfer des Bestechungsskandals um Schiebereien im portugiesischen Fußball. In letzter Minute mußte er seine Kandidatur auf Druck der UEFA zurück ziehen, obwohl er selbst in dieser Sache nicht belastet wird. Der Skandal bereitet auch der Regierungspartei PSD Kopfzerbrechen. Verbunden wird die Affäre nämlich mit einem zweiten Schwergewicht in Portugal, Valentim Loureiro. Der 65-jährige Loureiro koordiniert als Präsident der portugiesischen Fußballiga die Interessen der Proficlubs. Er gehört zur den mächtigen Regionalfürsten in der PSD, für die auch Madail einst im Parlament gesessen hat.
Für Loureiro ist die Symbiose von Politik und Fußball nichts Neues. Lange Jahre war er mit Erfolg Präsident des Erstligisten Boavista Porto. Dort hat inzwischen sein Sohn João das Sagen. Und den strich die PSD nach Bekanntwerden der Vorwürfe noch in letzter Minute von ihrer Liste für die Europawahl. Sein Vater, der Ligachef, ist auch Bürgermeister in Gondomar bei Porto. Ja, er ist so eine Art Pate dieser Kleinstadt und hält die schützende Hand selbstverständlich auch über den örtlichen Fußballverein, der soeben in die zweite Liga aufgestiegen ist.
Die Erfolge des F.C. Gondomar sind aber wohl nicht mit rechten Dingen zustande gekommen. Die Staatsanwaltschaft Porto hat deshalb monatelang diskrete Untersuchungen durchgeführt, tausende von Telefonaten abgehört und dann auch Razzien durchgeführt. Die Justiz nennt ihre Ermittlung, die sie am 21. April öffentlich machte, mit Sinn für Humor "apito dourado", vergoldete Pfeife; denn offenbar haben sich viele der an den Schiebungen beteiligten Schiedsrichter ihre Pfiffe vergolden lassen. Der oberste Schiedsrichterfunktionär, Antonio Pinto de Sousa, einer von 15 vorübergehend Festgenommenen, ist inzwischen zurückgetreten.
Auch Loureiro war ein paar Tage in U-Haft und ist nun unter strengen Auflagen vorerst wieder auf freiem Fuß. Sein Amt als Ligachef muß er ruhen lassen - und man hat ihm jeden Kontakt zu einer Reihe von wichtigen Leuten verboten. Darunter ist auch der Präsident des Champions-League-Siegers F.C. Porto, Pinto da Costa. Das nährt Spekulationen, daß auch die großen Clubs in den Skandal verwickelt sein könnten. Viele fragen sich, warum Korruption ausgerechnet nur in der dritten Liga betrieben worden sein soll und nicht bei den Profis, wo es doch dort um das richtige Geld geht. Verbands-Präsident Madail meinte dazu lakonisch, daß in Portugal regelmäßig Spiele verpfiffen würden, das könne doch jeder sonntags im Sportteil der Zeitung lesen.
Für die Staatsanwältin Maria José Morgado war die Sache schon lange vor dem neuen Skandal klar. Vor anderthalb Jahren hat sie, noch als stellvertretende Polizeichefin, ein vielbeachtetes Buch auf den Markt gebracht mit dem Titel: "Ein Feind ohne Gesicht - Betrug und Korruption in Portugal." Darin fährt sie schweres Geschütz gegen den Fußball auf. Es geht dabei um weit mehr als die Bestechung von Schiedsrichtern. Frau Morgado nennt den Fußball ihn einen Staat im Staate, geprägt von Korruption und Geldwäsche. Dahinter stünden die Interessen einer Clique von Kommunalpolitikern, Vereinsfunktionären und Baulöwen.
Immer wieder hat es in den vergangenen Jahren Ermittlungen gegeben wegen Unregelmäßigkeiten in der Welt des Fußballs, aber es kam nur zu wenigen Urteilssprüchen. Und in diesen Fällen ging es zumeist "nur" um persönliche Bereicherung. Der frühere Präsident von Benfica Lissabon, Vale e Azevedo, hat so etwa mehrere Jahre wegen Veruntreuung von Geldern bei einem Spielertransfer abgesessen. Der langjährige Chef des Erstligisten Vitoria Guimarães wurde vor kurzem festgenommen. Er soll bei einem früheren Wechsel des inzwischen für den VfB Stuttgart spielenden Fernando Meira zu Benfica die Hand aufgehalten haben.
In vielen EM-Städten schauen die Ermittler derzeit auch ganz genau hin, wie die Auftragsvergabe und Abwicklung der Stadionneubauten gelaufen ist. Hier sind zwar fast überall die Kosten davon gelaufen, aber es gibt noch keine Hinweise auf Betrügereien. Mehr als einen Anfangsverdacht hat die Staatsanwaltschaft in einem indirekt mit den EM-Bauten verbundenen Fall. Es geht um Grundstücksgeschäfte zwischen dem F.C. Porto und der Stadt, die dem Champions-League-Sieger beim Neubau des Stadions geholfen haben. In Porto wurden vor der Europameisterschaft überdies Millionen in ein neues S- und U-Bahn-Netz gesteckt. Vorsitzender der Träger-Gesellschaft ist wiederum kein anderer als der Multifunktionär Valentim Loureiro, die Schlüsselfigur des Schiedsrichterskandals.
Nun machen sich einige Kolumnisten in Portugal Sorgen, daß die Affären den so sehnlichst erhofften Imagegewinn durch die Europameisterschaft zunichte machen könnten. Andere Kommentatoren weisen das zurück. Sie meinen, gerade die Aufklärung solcher Affären beweise der Welt doch, daß Portugal keine Bananenrepublik sei.
Dem würde man nur zu gerne zustimmen. Aber leider offenbart der portugiesische Justizapparat auch 30 Jahre nach der Revolution immer noch haarsträubende Schwächen. Immer wieder bleiben Ermittlungen und Prozesse auf halber Strecke stecken. Auch dem Fall "apito dourado" könnte dieses Schicksal bevorstehen. Nach dem fulminanten Auftakt, der das Land in Atem gehalten hat, hört man nämlich nur wenig von neuen Ergebnissen.
Dafür gab es einen Paukenschlag anderer Art: vor kurzem haben die beiden in Porto federführenden Justizbeamten den Fall abgegeben. Die Regierung betont, dies sei freiwillig geschehen und habe mit einem ganz anderen Ermittlungsverfahren zu tun. Das mag sogar so sein. Aber das Vertrauen der Bürger ist weiter gesunken. Das gilt für den Rechtsstaat im allgemeinen und im besonderen für sein Durchhaltevermögen in Fällen, bei denen der Fußball eine Rolle spielt.
Für Loureiro ist die Symbiose von Politik und Fußball nichts Neues. Lange Jahre war er mit Erfolg Präsident des Erstligisten Boavista Porto. Dort hat inzwischen sein Sohn João das Sagen. Und den strich die PSD nach Bekanntwerden der Vorwürfe noch in letzter Minute von ihrer Liste für die Europawahl. Sein Vater, der Ligachef, ist auch Bürgermeister in Gondomar bei Porto. Ja, er ist so eine Art Pate dieser Kleinstadt und hält die schützende Hand selbstverständlich auch über den örtlichen Fußballverein, der soeben in die zweite Liga aufgestiegen ist.
Die Erfolge des F.C. Gondomar sind aber wohl nicht mit rechten Dingen zustande gekommen. Die Staatsanwaltschaft Porto hat deshalb monatelang diskrete Untersuchungen durchgeführt, tausende von Telefonaten abgehört und dann auch Razzien durchgeführt. Die Justiz nennt ihre Ermittlung, die sie am 21. April öffentlich machte, mit Sinn für Humor "apito dourado", vergoldete Pfeife; denn offenbar haben sich viele der an den Schiebungen beteiligten Schiedsrichter ihre Pfiffe vergolden lassen. Der oberste Schiedsrichterfunktionär, Antonio Pinto de Sousa, einer von 15 vorübergehend Festgenommenen, ist inzwischen zurückgetreten.
Auch Loureiro war ein paar Tage in U-Haft und ist nun unter strengen Auflagen vorerst wieder auf freiem Fuß. Sein Amt als Ligachef muß er ruhen lassen - und man hat ihm jeden Kontakt zu einer Reihe von wichtigen Leuten verboten. Darunter ist auch der Präsident des Champions-League-Siegers F.C. Porto, Pinto da Costa. Das nährt Spekulationen, daß auch die großen Clubs in den Skandal verwickelt sein könnten. Viele fragen sich, warum Korruption ausgerechnet nur in der dritten Liga betrieben worden sein soll und nicht bei den Profis, wo es doch dort um das richtige Geld geht. Verbands-Präsident Madail meinte dazu lakonisch, daß in Portugal regelmäßig Spiele verpfiffen würden, das könne doch jeder sonntags im Sportteil der Zeitung lesen.
Für die Staatsanwältin Maria José Morgado war die Sache schon lange vor dem neuen Skandal klar. Vor anderthalb Jahren hat sie, noch als stellvertretende Polizeichefin, ein vielbeachtetes Buch auf den Markt gebracht mit dem Titel: "Ein Feind ohne Gesicht - Betrug und Korruption in Portugal." Darin fährt sie schweres Geschütz gegen den Fußball auf. Es geht dabei um weit mehr als die Bestechung von Schiedsrichtern. Frau Morgado nennt den Fußball ihn einen Staat im Staate, geprägt von Korruption und Geldwäsche. Dahinter stünden die Interessen einer Clique von Kommunalpolitikern, Vereinsfunktionären und Baulöwen.
Immer wieder hat es in den vergangenen Jahren Ermittlungen gegeben wegen Unregelmäßigkeiten in der Welt des Fußballs, aber es kam nur zu wenigen Urteilssprüchen. Und in diesen Fällen ging es zumeist "nur" um persönliche Bereicherung. Der frühere Präsident von Benfica Lissabon, Vale e Azevedo, hat so etwa mehrere Jahre wegen Veruntreuung von Geldern bei einem Spielertransfer abgesessen. Der langjährige Chef des Erstligisten Vitoria Guimarães wurde vor kurzem festgenommen. Er soll bei einem früheren Wechsel des inzwischen für den VfB Stuttgart spielenden Fernando Meira zu Benfica die Hand aufgehalten haben.
In vielen EM-Städten schauen die Ermittler derzeit auch ganz genau hin, wie die Auftragsvergabe und Abwicklung der Stadionneubauten gelaufen ist. Hier sind zwar fast überall die Kosten davon gelaufen, aber es gibt noch keine Hinweise auf Betrügereien. Mehr als einen Anfangsverdacht hat die Staatsanwaltschaft in einem indirekt mit den EM-Bauten verbundenen Fall. Es geht um Grundstücksgeschäfte zwischen dem F.C. Porto und der Stadt, die dem Champions-League-Sieger beim Neubau des Stadions geholfen haben. In Porto wurden vor der Europameisterschaft überdies Millionen in ein neues S- und U-Bahn-Netz gesteckt. Vorsitzender der Träger-Gesellschaft ist wiederum kein anderer als der Multifunktionär Valentim Loureiro, die Schlüsselfigur des Schiedsrichterskandals.
Nun machen sich einige Kolumnisten in Portugal Sorgen, daß die Affären den so sehnlichst erhofften Imagegewinn durch die Europameisterschaft zunichte machen könnten. Andere Kommentatoren weisen das zurück. Sie meinen, gerade die Aufklärung solcher Affären beweise der Welt doch, daß Portugal keine Bananenrepublik sei.
Dem würde man nur zu gerne zustimmen. Aber leider offenbart der portugiesische Justizapparat auch 30 Jahre nach der Revolution immer noch haarsträubende Schwächen. Immer wieder bleiben Ermittlungen und Prozesse auf halber Strecke stecken. Auch dem Fall "apito dourado" könnte dieses Schicksal bevorstehen. Nach dem fulminanten Auftakt, der das Land in Atem gehalten hat, hört man nämlich nur wenig von neuen Ergebnissen.
Dafür gab es einen Paukenschlag anderer Art: vor kurzem haben die beiden in Porto federführenden Justizbeamten den Fall abgegeben. Die Regierung betont, dies sei freiwillig geschehen und habe mit einem ganz anderen Ermittlungsverfahren zu tun. Das mag sogar so sein. Aber das Vertrauen der Bürger ist weiter gesunken. Das gilt für den Rechtsstaat im allgemeinen und im besonderen für sein Durchhaltevermögen in Fällen, bei denen der Fußball eine Rolle spielt.