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Positives Wachstum

Die Industriegewerkschaft Metall verbuchte erstmals seit 20 Jahren wieder ein Mitgliederplus. Die IG Metall könne die neue Stärke brauchen, sagte Gewerkschaftschef Berthold Huber. Bei der Vorstellung der Ziele für 2012 forderte er eine "neue faire Ordnung" am Arbeitsmarkt.

Von Brigitte Scholtes | 20.01.2012
    Die IG Metall ist im Aufwind – zumindest was die Mitgliederzahl angeht. Ihr Erster Vorsitzender Berthold Huber zeigte sich heute Morgen erfreut:

    "Wir haben die Trendwende in der Mitgliederentwicklung geschafft."

    Ende Dezember 2011 zählte die größte Industriegewerkschaft knapp zweieinviertel Millionen Mitglieder, 6000 mehr als ein Jahr zuvor. Das ist das erste Plus in der Mitgliederzahl seit 20 Jahren. Vor allem unter den jüngeren Arbeitnehmern habe man Erfolg gehabt, um die hatte sich die Gewerkschaft in den letzten Jahren verstärkt bemüht – künftig will sie die aber auch an den Hochschulen suchen.

    Die IG Metall könne die neue Stärke brauchen, sagte Gewerkschaftschef Huber, er forderte eine "neue faire Ordnung" am Arbeitsmarkt. Deutschland benötige eine "zwischen Binnen- und Außenentwicklung ausbalancierte Wirtschaftsentwicklung:

    "Mit dem ausufernden Niedriglohnsektor in Deutschland kann das nicht gelingen. Er bremst jede gesamtwirtschaftliche Dynamik und ist die Ursache für die insgesamt zu schwache Lohnentwicklung in Deutschland. Die miserable Vergütung bei prekärer Beschäftigung frisst gewissermaßen unsere tarifvertraglichen Lohnerhöhungen auf."

    Dabei sorgt sich die IG Metall vor allem um die Leiharbeiter. Im vergangenen Jahr war deren Zahl in Deutschland auf mehr als 900.000 gestiegen. Sie werden meist schlechter bezahlt als Festangestellte. Deshalb will die Gewerkschaft im Februar Tarifverhandlungen mit den entsprechenden Verbänden aufnehmen. 36.000 Leiharbeiter sind inzwischen Mitglieder. Der Trend zu prekärer Beschäftigung sei gefährlich, meint die Gewerkschaft: nicht mehr der mit den qualitativ besten Produkten, sondern der mit den billigsten gewinne im Wettbewerb. Deutsche Waren seien bisher aber wegen ihrer Qualität gefragt, meint Dieter Wetzel, der Zweite Vorsitzende der Gewerkschaft:

    "Deswegen ist genau diese Entwicklung der Prekarisierung der Arbeitswelt auch ein Schlag sozusagen gegen die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie, die auf Innovation und guten Produkten basiert. Und diese Trends sehen wir eben mit ganz großer Sorge. Und deswegen sind unsere ganzen Aktivitäten ausgerichtet eine neue Ordnung am Arbeitsmarkt zu gestalten durch unsere Instrumente, von der Politik einzufordern, weil wir es auch Gerechtigkeitsgründen tun, aber auch aus Sorge um unseren Industriestandort Deutschland."

    Die Gewerkschaft steht zudem vor einer Tarifrunde. Ende März läuft der Tarifvertrag aus. 2011 sei für die Metall- und Elektroindustrie ein außerordentlich erfolgreiches Jahr gewesen, sagte Huber:

    "Die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie haben eine faire und deutliche Einkommensentwicklung sich redlich verdient."