"Frauen sind zu maximal für den Minimalismus", sagt Herr Weishaupt. Siegfried Weishaupt ist ein Sammler, der gerade in Ulm ein Weishaupt-Museum gebaut hat, und Elke Krystufek fragt nun den Herrn Weishaupt, ob es demnächst einmal eine Weishäuptinnen-Sammlung geben könnte und ob sie da eine Chance habe. Wohl eher nicht. Vielleicht kauft er jetzt mal eine Cindy Sherman, meint nun vermittelnd Brigitte Reinhard, die Direktorin des Ulmer Museums. So sind sie, die Sammlergespräche über die Frauenquote. Pech für Herrn Weishaupt, dass das nun alles im Ulmer Museum an der Wand aufgeschrieben ist; Künstlerhände beschmieren Tisch und Wände.
Wahrscheinlich kann man sich gar nicht mit Elke Krystufek unterhalten, ohne dass Fragmente des Gesprächs irgendwo in ihren Ausstellungen auftauchen. Denn Krystufek ist eine sehr, sehr gute Malerin, die Museen nicht bespielt, sondern besetzt, die manisch Selbstporträts malt (die wie eine bunte Wunde sind) und die Ränder dann vollschreibt mit ihren Wiener Sarkasmen; und das Schöne ist, dass es sogar Spaß macht und Gewinn bringt, all das anzugucken – denn es ist zwar superfeministisch, aber auch voller Selbstironie und manchmal voller Verzweiflung. Krystufek hat mit 18 angefangen, bei dem Über-Maler Arnulf Rainer zu studieren, also dem, der für seine Übermalungen der Kopien anderer Bilder berühmt ist; jetzt ist Krystufek 38, und ihre Ausstellungen eignen sich die Kunstgeschichte aus weiblicher Sicht an und übermalen, überschreiben sie dann mit Kommentaren.
Denn, was Wunder, Elke Krystufek ist nicht nur eine schöne Frau, sondern auch eine Denkkünstlerin. Sie nutzt den eigenen nackten Körper in Performances und Filmen und Aktionen, und den Kopf nutzt sie vor allem fürs Schreiben. Sinnfällig wird das in der Skulptur "Proper Use", einem Riesengehirn: Die eine Hälfte ist mit Texten vollgestellt, die andere mit seltsamen Giraffenlampen zwecks Erleuchtung.
Die Ulmer Museumsdirektorin Brigitte Reinhard hat ihr Haus nun in einem Anfall von Wagemut Frau Krystufek anvertraut; die verbrachte zwei Nächte im Museum und umspielte ausgesuchte Werke von Künstlerinnen - Maria Lassnig, Nancy Spero, Eva Hesse, Candida Höfer, Rosi Trockel, Kiki Smith - mit ihren Texten. Dabei finden sich so erstaunliche Erkenntnisse wie die, dass vor allem kleine Männer an den Penisneid glaubten, Frauen sich aber doch den Penis aussuchen könnten, den sie gerade haben wollten, und also nicht neidisch seien. Daneben hängen mittelalterliche Bildnisse ehrwürdiger Zunftmeister aus der Ulmer Sammlung und die Überschriften vergangener Ausstellungen, die Krystufek einfach weiterschreibt. Wer hätte gedacht, dass aus dem Label "Madonna und femme fatale" einmal "Mohammed et les hommes fatales" werden könnte?
Der Wiener Schmäh aber täuscht nur notdürftig über die dunkle Seite der Elke Krystufek hinweg: In ihrer Verehrung für den niederländischen Konzeptkünstler Bas Jan Ader, der 1975 von Amerika aus mit einem Segelboot den Atlantik überqueren wollte und nie mehr auftauchte, betreibt sie einen Kult des Verschwindens - in langwierig lakonischen Filmen und in Texten, die dann sehr präzise sind: "Bas Jan Ader wäre heute 66, 1944 wurde aber sein Vater von den Nazis erschossen." Das erklärt fast alles.
Krystufek trägt im Film Aders Foto auf der Brust und klebt sich ein Bild ihrer eigenen Mutter vors Gesicht; in der Ausstellung stehen frühere Arbeiten von ihr - etwa ein riesiger hölzerner siebenarmiger Leuchter, also die jüdische Menora; dann ein kreisrunder "Pfingstspiegel" aus 16 Bildern unterschiedlicher Sprachen oder knallbunte Collagen von Werbefotos (Titel: "die Reichen besuchen die Armen"). Und immer wieder diese radikalen, die eigene Person auch beschädigenden Selbstporträts. Es gibt eine große Substanz und Energie in diesen Arbeiten, aber auch einen Hang der Künstlerin, sich zu verschwenden. Die Fahrt über die Meere, die Okkupation der Museen jedenfalls hat erst begonnen - möge sie lange dauern! Der Ulmer Kunstverein bekam von Krystufek schon mal eine "Jahresgabe": eine an die Wand genagelte, zusammengeknüllte Kugel aus Klebeband. Sieht aus wie ein Gehirn, oder auch wie Abfall. Ist im Museum absolut am rechten Platz.
Wahrscheinlich kann man sich gar nicht mit Elke Krystufek unterhalten, ohne dass Fragmente des Gesprächs irgendwo in ihren Ausstellungen auftauchen. Denn Krystufek ist eine sehr, sehr gute Malerin, die Museen nicht bespielt, sondern besetzt, die manisch Selbstporträts malt (die wie eine bunte Wunde sind) und die Ränder dann vollschreibt mit ihren Wiener Sarkasmen; und das Schöne ist, dass es sogar Spaß macht und Gewinn bringt, all das anzugucken – denn es ist zwar superfeministisch, aber auch voller Selbstironie und manchmal voller Verzweiflung. Krystufek hat mit 18 angefangen, bei dem Über-Maler Arnulf Rainer zu studieren, also dem, der für seine Übermalungen der Kopien anderer Bilder berühmt ist; jetzt ist Krystufek 38, und ihre Ausstellungen eignen sich die Kunstgeschichte aus weiblicher Sicht an und übermalen, überschreiben sie dann mit Kommentaren.
Denn, was Wunder, Elke Krystufek ist nicht nur eine schöne Frau, sondern auch eine Denkkünstlerin. Sie nutzt den eigenen nackten Körper in Performances und Filmen und Aktionen, und den Kopf nutzt sie vor allem fürs Schreiben. Sinnfällig wird das in der Skulptur "Proper Use", einem Riesengehirn: Die eine Hälfte ist mit Texten vollgestellt, die andere mit seltsamen Giraffenlampen zwecks Erleuchtung.
Die Ulmer Museumsdirektorin Brigitte Reinhard hat ihr Haus nun in einem Anfall von Wagemut Frau Krystufek anvertraut; die verbrachte zwei Nächte im Museum und umspielte ausgesuchte Werke von Künstlerinnen - Maria Lassnig, Nancy Spero, Eva Hesse, Candida Höfer, Rosi Trockel, Kiki Smith - mit ihren Texten. Dabei finden sich so erstaunliche Erkenntnisse wie die, dass vor allem kleine Männer an den Penisneid glaubten, Frauen sich aber doch den Penis aussuchen könnten, den sie gerade haben wollten, und also nicht neidisch seien. Daneben hängen mittelalterliche Bildnisse ehrwürdiger Zunftmeister aus der Ulmer Sammlung und die Überschriften vergangener Ausstellungen, die Krystufek einfach weiterschreibt. Wer hätte gedacht, dass aus dem Label "Madonna und femme fatale" einmal "Mohammed et les hommes fatales" werden könnte?
Der Wiener Schmäh aber täuscht nur notdürftig über die dunkle Seite der Elke Krystufek hinweg: In ihrer Verehrung für den niederländischen Konzeptkünstler Bas Jan Ader, der 1975 von Amerika aus mit einem Segelboot den Atlantik überqueren wollte und nie mehr auftauchte, betreibt sie einen Kult des Verschwindens - in langwierig lakonischen Filmen und in Texten, die dann sehr präzise sind: "Bas Jan Ader wäre heute 66, 1944 wurde aber sein Vater von den Nazis erschossen." Das erklärt fast alles.
Krystufek trägt im Film Aders Foto auf der Brust und klebt sich ein Bild ihrer eigenen Mutter vors Gesicht; in der Ausstellung stehen frühere Arbeiten von ihr - etwa ein riesiger hölzerner siebenarmiger Leuchter, also die jüdische Menora; dann ein kreisrunder "Pfingstspiegel" aus 16 Bildern unterschiedlicher Sprachen oder knallbunte Collagen von Werbefotos (Titel: "die Reichen besuchen die Armen"). Und immer wieder diese radikalen, die eigene Person auch beschädigenden Selbstporträts. Es gibt eine große Substanz und Energie in diesen Arbeiten, aber auch einen Hang der Künstlerin, sich zu verschwenden. Die Fahrt über die Meere, die Okkupation der Museen jedenfalls hat erst begonnen - möge sie lange dauern! Der Ulmer Kunstverein bekam von Krystufek schon mal eine "Jahresgabe": eine an die Wand genagelte, zusammengeknüllte Kugel aus Klebeband. Sieht aus wie ein Gehirn, oder auch wie Abfall. Ist im Museum absolut am rechten Platz.