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Präsidentenwahl in Peru
Kopf-an-Kopf-Rennen nach Stichwahl

Beide Kandidaten geben sich bereits siegesgewiss, doch wer Peru künftig als Präsident regieren wird, steht längst noch nicht fest: Bei der Stichwahl um das Amt liegen der Ökonom Pedro Pablo Kuczynski und Keiko Fujimori, die Tochter des inhaftierten Ex-Präsidenten Alberto, fast gleichauf. Nach der ersten Wahlrunde hatte das noch ganz anders ausgesehen.

Von Julio Segador | 06.06.2016
    Keiko Fujimori
    Keiko Fujimori ging als Favoritin in die Stichwahl (picture alliance / dpa / Sebastian Castañeda)
    Es ist ein Wahlkrimi, den Peru erlebt, und es könnte noch Stunden, vielleicht sogar Tage dauern, bis klar ist, wer neuer Präsident oder neue Präsidentin in dem Andenland wird. Nach der Auszählung der ersten Wahllokale liegt mit hauchdünnem Vorsprung PPK in Front. PPK, so nennt ganz Peru den Politiker Pedro Pablo Kuczynski, der zum wiederholten Mal als Präsident kandidiert. Der 77-Jährige galt als Außenseiter, zu groß war noch vor wenigen Tagen in den Umfragen der Vorsprung seiner Kontrahentin Keiko Fujimori. Nun aber liegt PPK knapp in Front. Seine Anhänger bat er dennoch erst einmal um Zurückhaltung: "Noch haben wir nicht gewonnen. Noch müssen wir auf die offiziellen Ergebnisse warten."
    Eine Zurückhaltung, die Kuczynski dann aber im Laufe seiner ersten kurzen Rede an die eigenen Anhänger ablegte. PPK zeigt sich überzeugt. Er - und nicht Keiko Fujimori - werde den Sieg davontragen: "Wir werden mit allen reden. Meine Regierung wird auf Konsens setzen. Es muss Schluss sein mit dem Streit, Schluss mit der Konfrontation."
    Nur wenige hundert Meter von der Wahlparty Kuczynskis entfernt zeigt sich Keiko Fujimori ihren Anhängern. Auch sie ist zunächst vorsichtig. "Wir werden besonnen warten. Denn die ganze Nacht über kommen jetzt unsere Ergebnisse aus den Regionen, auch aus dem Ausland und aus den ländlichen Gebieten Perus."
    Deutlicher Vorsprung dahin
    Hier könnte die Chance von Keiko Fujimori liegen. Die Ergebnisse aus den entlegenen Gebieten des Landes werden erst morgen bekannt sein. In den entfernten Andenregionen genauso wie im peruanischen Regenwald hat die 41-jährige Tochter des inhaftierten Ex-Präsidenten Alberto Fujimori ihre Bataillone. Sie gibt sich noch lange nicht geschlagen: "Wir sind glücklich, optimistisch und nehmen Kurs auf den Sieg."
    Noch vor einer Woche gaben die Umfragen Keiko Fujimori einen deutlichen Vorsprung. Ihr Kontrahent Kuczyinski konnte vor allem durch sein aggressives Auftreten beim zweiten TV-Duell Boden gutmachen, wie es aussieht, Fujimori sogar überflügeln. Dazu kommt, dass Teile der Zivilgesellschaft wenige Tage vor der Stichwahl mobil machten gegen die Tochter des Ex-Diktators. Auch die Vorwürfe, der Fujimori-Clan sei in den Drogenhandel verstrickt, hat der 41-Jährigen offenkundig geschadet. Ob sie damit auch die Chance, neue Präsidentin Perus zu werden, vergeben hat, wird sich voraussichtlich erst in einigen Stunden zeigen.