Bücherstapel und Stapelstühle stehen im Bühnenhintergrund, ein Holzverschlag, in der Mitte auf der ansonsten kahlen Hinterbühne im Haus der Berliner Festspiele drei Inseln für Musiker: In der Mitte ein Schlagzeug, links ein Stuhl mit Verstärker und Effektgeräten, rechts ein Gestell, in das Perkussionsinstrumente eingelassen sind. Zuerst setzt sich der Schlagzeuger Willi Kellers hinter sein Instrument, so beiläufig und unkünstlerisch, wie es nur ein schüchterner Musiker kann, dann der Jazz-Gitarrist Jean Paul Bourelly und schließlich der Senegalese Gilbert Diop. Die drei werden den kurzen Abend mit einem unablässigen, mal groovenden, mal zischelnden, mal schreienden Soundtrack begleiten.
Statt also irgendeine Form bildhafter Analogie zur Welt in William Carlos Williams amerikanischer Stadt Peterson und der speziellen Metaphorik des vierten Teils des Langgedichts aus den 50er Jahre herzustellen, soll hier Rhythmus, Klang, ja der Lärm der Moderne die Schauspieler begleiten. Viviane deMuynck, Muse der flamischen Performance-Szene von Jan Decorte bis zur Needcompany und Katharina Schüttler spielen die alternde lesbische Dichterin Corydon und das Mädchen Phyllis. Diese ist wiederum in Briefen mit ihrem alkoholkranken Vater in Verbindung und erlebt eine Affäre mit dem von Charly Hübner gespielten verheirateten Peterson, der männliche Figur und Allegorie der Stadt zugleich sein soll. Auch wenn Williams Langgedicht in seiner in Dialoge, Briefe, Prosa und lyrischen Passagen aufgesprengten Form so etwas wie Figuren im dramaturgischen Sinne durchaus nahe legt, wird in Lensings Theaterabend die Beziehung zwischen den drei Akteuren überhaupt nicht kenntlich, nichts erzählt von der unerfüllte Liebe, die diese stämmige, körperfüllige Dichterin mit der schmächtigen jungen Frau verbinden soll. Die Schüttler torkelt und stolpert unbeholfen über die Bühne, die DeMuynck wandelt mit amüsiertem Grinsen durch beliebige szenische Arrangements. Einmal haucht sie dem Schlagzeuger überraschend von hinten in den Nacken, worauf dieser vor Schreck die Schlagstöcke fallen lässt. Ansonsten kommentieren die Musiker das nichtssagende Geschehen aus ironischer Distanz. Verraten und verkauft ist aber auch, wer hier auf rein akustischer Ebene auf der Suche ist nach stimmigen Momenten der Fusion aus Musik und Sprache.
Thorsten Lensing hat seine kunstwilligen Theaterabende in Berlin bislang immer in den Sophiensälen vorgestellt, in Koproduktionen mit dem Münsteraner Pumpenhaus. In deren Spielpläne, in dem gehobenen Off mag dieses Theater, das sich immer mit auffälligen Besetzungen brüsten kann, gut passen. Aber warum müssen die Berliner Festspiele und ihre Spielzeit´Europa eine solche Performance-Lappalie im Programm haben und sich dafür stark manchen, sie am eigenen Haus herauszubringen. Sind das die Ergebnisse für das stolz verkündete Bemühen, sich als Produktionsort und Ort von Premieren zu profilieren: Eine Dimiter Gotscheff-Inszenierung zu Beginn der Spielzeit, die am Haus der Berliner Festspiele herauskam, weil das Deutsche Theater renoviert wird und nun, gegen Ende der Spielzeit Europa diese prätentiöse Entgleisung? Das ist zuwenig, auch in der Konkurrenz zu anderen, weniger subventionierten Häusern in Berlin.
Statt also irgendeine Form bildhafter Analogie zur Welt in William Carlos Williams amerikanischer Stadt Peterson und der speziellen Metaphorik des vierten Teils des Langgedichts aus den 50er Jahre herzustellen, soll hier Rhythmus, Klang, ja der Lärm der Moderne die Schauspieler begleiten. Viviane deMuynck, Muse der flamischen Performance-Szene von Jan Decorte bis zur Needcompany und Katharina Schüttler spielen die alternde lesbische Dichterin Corydon und das Mädchen Phyllis. Diese ist wiederum in Briefen mit ihrem alkoholkranken Vater in Verbindung und erlebt eine Affäre mit dem von Charly Hübner gespielten verheirateten Peterson, der männliche Figur und Allegorie der Stadt zugleich sein soll. Auch wenn Williams Langgedicht in seiner in Dialoge, Briefe, Prosa und lyrischen Passagen aufgesprengten Form so etwas wie Figuren im dramaturgischen Sinne durchaus nahe legt, wird in Lensings Theaterabend die Beziehung zwischen den drei Akteuren überhaupt nicht kenntlich, nichts erzählt von der unerfüllte Liebe, die diese stämmige, körperfüllige Dichterin mit der schmächtigen jungen Frau verbinden soll. Die Schüttler torkelt und stolpert unbeholfen über die Bühne, die DeMuynck wandelt mit amüsiertem Grinsen durch beliebige szenische Arrangements. Einmal haucht sie dem Schlagzeuger überraschend von hinten in den Nacken, worauf dieser vor Schreck die Schlagstöcke fallen lässt. Ansonsten kommentieren die Musiker das nichtssagende Geschehen aus ironischer Distanz. Verraten und verkauft ist aber auch, wer hier auf rein akustischer Ebene auf der Suche ist nach stimmigen Momenten der Fusion aus Musik und Sprache.
Thorsten Lensing hat seine kunstwilligen Theaterabende in Berlin bislang immer in den Sophiensälen vorgestellt, in Koproduktionen mit dem Münsteraner Pumpenhaus. In deren Spielpläne, in dem gehobenen Off mag dieses Theater, das sich immer mit auffälligen Besetzungen brüsten kann, gut passen. Aber warum müssen die Berliner Festspiele und ihre Spielzeit´Europa eine solche Performance-Lappalie im Programm haben und sich dafür stark manchen, sie am eigenen Haus herauszubringen. Sind das die Ergebnisse für das stolz verkündete Bemühen, sich als Produktionsort und Ort von Premieren zu profilieren: Eine Dimiter Gotscheff-Inszenierung zu Beginn der Spielzeit, die am Haus der Berliner Festspiele herauskam, weil das Deutsche Theater renoviert wird und nun, gegen Ende der Spielzeit Europa diese prätentiöse Entgleisung? Das ist zuwenig, auch in der Konkurrenz zu anderen, weniger subventionierten Häusern in Berlin.