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Prager Dopingkontroll-Labor geschlossen

Die Welt-Anti-Doping-Agentur hat weltweit Probleme mit ihren Kontroll-Laboren. In Prag schloss die Universitäts-Klinik das Institut, in Rio de Janeiro suspendierte die WADA das Labor wegen Mängel bei Analyseverfahren.

Von Heinz Peter Kreuzer | 23.01.2012
    Für den Sport in der Tschechischen Republik ist es ein Armutszeugnis. Aus Geldmangel musste das Dopingkontroll-Labor in Prag im Juli 2011 geschlossen werden. Nach Recherchen des Deutschlandfunks benötigte das Labor 400 000 Euro für neue Geräte. Diese waren notwendig, um die Anforderungen an die Mindeststandards der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zu erfüllen. Aber weder die Regierung noch das Nationale Olympische Komitee oder andere Sportverbände wollten die benötigten Gelder bewilligen.

    Auch der Träger der Einrichtung, das Universitäts-Krankenhaus in Prag, war nicht willens, in neue Analysegeräte zu investieren. Zu den 400 000 Euro wären noch die Kosten für den operativen Betrieb gekommen. Begründet wurde die Absage mit der zu geringen Auslastung des Labors. An der Qualität des Instituts hat es nicht gelegen, denn die WADA bescheinigte den Prager Wissenschaftlern in der Vergangenheit eine sehr gute Arbeit. Nutznießer ist das deutsche Dopingkontroll-Labor im sächsischen Kreischa. Dort werden jetzt die Proben aus Prag analysiert, im Jahr 2010 waren das 1800. Zum Vergleich: Im Kölner Institut für Biochemie werden jährlich mehr als fünf Mal so viele Proben auf verbotene Substanzen untersucht.

    Negative Schlagzeilen zum Thema Doping gibt es auch in Brasilien, dem Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und der Olympischen Sommerspiele 2016. Das Doping-Kontroll-Institut in Rio de Janeiro wurde von der WADA mit einer sechsmonatigen Sperre für die Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie, kurz IRMS-Methode, belegt. In diesem Zeitraum müssen alle positiven Befunde mit der IRMS-Methode von einem anderen WADA-akkreditierten Labor bestätigt werden. Für alle anderen Anti-Doping-Tests bleibt das Institut aber akkreditiert. Hintergrund der Sanktion: Das Labor in Rio gab eine Probe des brasilianischen Beachvolleyballer Pedro Solberg positiv auf anabole Steroide. Eine spätere Gegenprobe des Kölner Labors bewies die Unschuld des Sportlers.