"Unter Leitung des Herrn Franz Behr ausAltona begann am Pfingstfeiertag um 16.45 Uhr das Spiel. Prag hatte Wahl und zog es vor, mit Sonne und Wind im Rücken zu spielen."
So beginnt der offizielle Spielbericht des Deutschen Fußballbundes. Im Mai 1902, zwei Jahre nach seiner Gründung, hatte der DFB für das folgende Jahr die Durchführung von ersten nationalen Meisterschaftsspielen beschlossen.
Noch hatte der aus England eingeführte Bürgersport im Deutschen Kaiserreich viele Feinde. Die nationalgedrillten Turner verunglimpften das Spiel gar als "Fußlümmelei" und "Englische Krankheit", die den Menschen zum Affen degradiere. Für Schüler galt absolutes Spielverbot. Wer erwischt wurde, musste mit Karzer oder Schulverweis rechnen.
Auch spielerisch steckte Deutschlands Fußball um 1900 noch in den Kinderschuhen. Das Kurz- und Flachpass-Spiel hatte der Berliner Heinrich Schlechta von einer Englandreise mitgebracht, wusste der 2008 verstorbene Fußball-Historiker Hans Dieter Baroth.
"Heinrich Schlechta vom BFC Preußen Berlin hat gesagt: Ihr müsst den Ball erst töten, das hieß also stoppen. Ball stoppen, gucken, rechts, links, an einem vorbei zu dem schieben, schieben, es war bis dahin in Deutschland absolut unüblich, n Ball zu stoppen, wenn der kam, der wurde einfach weggedroschen. Es bekam der den größten Beifall, der den Ball am höchsten in die Luft schoss."
Sechs Vereine beteiligten sich an der ersten deutschen Fußball-Meisterschaft. Der VfB Leipzig, BFC Britannia Berlin, Viktoria Magdeburg, der Karlsruher FV, Altona 93 und der Deutsche Fußballclub Prag. Damals nahm der DFB noch deutschböhmische Vereine auf. Der DFC Prag gelangte ohne ein Qualifikationsspiel ins Finale und sorgte für einen handfesten Skandal. Im Halbfinale sollte Prag gegen den Karlsruher FV antreten, die seinerzeit spielstärkste deutsche Mannschaft. Jedoch erhielten die Badener kurz vor der Abfahrt ein Telegramm:
"Meisterschaftsspiel verlegt. DFB."
Die Karlsruher blieben zu Hause, während der DFC zum Spiel anreiste. Das Telegramm war eine Fälschung. Den DFB störte das wenig. Trotz heftiger Proteste erklärte er Prag zum Sieger und Finalteilnehmer.
Gegner im ersten Meisterschaftsendspiel war der VFB Leipzig, Austragungsort der kleine Exer in Altona bei Hamburg, ein militärischer Übungsplatz und Heimstätte der Kicker von Altona 93. Richtige Fußballplätze, so Hans Dieter Baroth, waren noch Mangelware.
"Fußballplätze gab’s in dem klassischen Sinne nicht, die kaiserliche Armee unterstützte den Fußball im Prinzip, weil es auch dem militärischen Denken entsprach, deswegen spielten sie auch sehr viel auf Exerzierplätzen oder wie Werder Bremen ganz weit draußen, ganz weit außerhalb von Bremen auf einer Wiese neben einer Straße und die einzigen Zuschauer waren dann die Kutscher, die dann gelegentlich die Milch in die Stadt brachten."
Für den Vorsitzenden von Altona 93 wurde das erste "Fußballwettspiel um die Meisterschaft von Deutschland" zu einer großen Herausforderung. Franz Behr musste eigenhändig das Spielfeld mit Sägemehl markieren, das Entree in Höhe von einer Mark bei den Zuschauern einsammeln, und er sollte das Spiel als Schiedsrichter leiten.
Der Pfingstsonntag am 31. Mai 1903 war ein heißer Tag. Auf 16.00 Uhr hatte der DFB den Anstoß zum Endspiel festgesetzt. Jedoch es fehlte der Ball. Die beauftragte Firma hatte nicht rechtzeitig geliefert. Eiligst besorgte man ein schlappes "älteres Kalieber" - ohne Luft. In Ermangelung einer Pumpe soll der Ball von lungenstarken Spielern mit dem Mund aufgeblasen worden sein. Mit 45minütiger Verspätung konnte das Endspiel schließlich vor etwa 1.000 Zuschauern beginnen.
In ziemlich scharfem Tempo stattete Prag sofort dem Tor der Leipziger einen Besuch ab, und nur knapp vermag Raydt zu retten. Mehrere Angriffe Leipzigs scheiterten, da der rechte Außenstürmer zu scharf passt, so dass die Innenleute die Bälle nicht bekommen konnten."
Stattdessen konnte der DFC Prag um 5.07 Uhr zum ersten Mal "einsenden".
"Schließlich gelingt es dem Leipziger Centrehalf, durch einen scharfen Schuß das ausgleichende Goal zu erzielen. Bis Halftime ändert sich an diesem Resultat nichts."
Noch waren die englischen Fachausdrücke in aller deutschen Munde, sehr zum Missfallen des Zentralausschusses zur Förderung der Volks- und Jugendspiele. Der empfand das "Kauderwelsch" als widerwärtig und gemahnte, das Spiel der "deutschen Volksart entsprechend auszubilden und von jeder Ausartung frei zu halten".
In Altona kickte und scorte man jedoch weiter. Vor allem der VfB Leipzig. Mit 7:2 gewannen die Sachsen den ersten Meistertitel und der DFB-Berichterstatter vermerkte.
"Die Mannschaft Prags rechtfertigte keineswegs die Loblieder, welche man dieser in der deutschen Presse Prags singt. Die Stürmerreihe war durchaus nicht auf der Höhe, und in der zweiten Hälfte klappte auch die Verteidigung vollkommen zusammen."
So beginnt der offizielle Spielbericht des Deutschen Fußballbundes. Im Mai 1902, zwei Jahre nach seiner Gründung, hatte der DFB für das folgende Jahr die Durchführung von ersten nationalen Meisterschaftsspielen beschlossen.
Noch hatte der aus England eingeführte Bürgersport im Deutschen Kaiserreich viele Feinde. Die nationalgedrillten Turner verunglimpften das Spiel gar als "Fußlümmelei" und "Englische Krankheit", die den Menschen zum Affen degradiere. Für Schüler galt absolutes Spielverbot. Wer erwischt wurde, musste mit Karzer oder Schulverweis rechnen.
Auch spielerisch steckte Deutschlands Fußball um 1900 noch in den Kinderschuhen. Das Kurz- und Flachpass-Spiel hatte der Berliner Heinrich Schlechta von einer Englandreise mitgebracht, wusste der 2008 verstorbene Fußball-Historiker Hans Dieter Baroth.
"Heinrich Schlechta vom BFC Preußen Berlin hat gesagt: Ihr müsst den Ball erst töten, das hieß also stoppen. Ball stoppen, gucken, rechts, links, an einem vorbei zu dem schieben, schieben, es war bis dahin in Deutschland absolut unüblich, n Ball zu stoppen, wenn der kam, der wurde einfach weggedroschen. Es bekam der den größten Beifall, der den Ball am höchsten in die Luft schoss."
Sechs Vereine beteiligten sich an der ersten deutschen Fußball-Meisterschaft. Der VfB Leipzig, BFC Britannia Berlin, Viktoria Magdeburg, der Karlsruher FV, Altona 93 und der Deutsche Fußballclub Prag. Damals nahm der DFB noch deutschböhmische Vereine auf. Der DFC Prag gelangte ohne ein Qualifikationsspiel ins Finale und sorgte für einen handfesten Skandal. Im Halbfinale sollte Prag gegen den Karlsruher FV antreten, die seinerzeit spielstärkste deutsche Mannschaft. Jedoch erhielten die Badener kurz vor der Abfahrt ein Telegramm:
"Meisterschaftsspiel verlegt. DFB."
Die Karlsruher blieben zu Hause, während der DFC zum Spiel anreiste. Das Telegramm war eine Fälschung. Den DFB störte das wenig. Trotz heftiger Proteste erklärte er Prag zum Sieger und Finalteilnehmer.
Gegner im ersten Meisterschaftsendspiel war der VFB Leipzig, Austragungsort der kleine Exer in Altona bei Hamburg, ein militärischer Übungsplatz und Heimstätte der Kicker von Altona 93. Richtige Fußballplätze, so Hans Dieter Baroth, waren noch Mangelware.
"Fußballplätze gab’s in dem klassischen Sinne nicht, die kaiserliche Armee unterstützte den Fußball im Prinzip, weil es auch dem militärischen Denken entsprach, deswegen spielten sie auch sehr viel auf Exerzierplätzen oder wie Werder Bremen ganz weit draußen, ganz weit außerhalb von Bremen auf einer Wiese neben einer Straße und die einzigen Zuschauer waren dann die Kutscher, die dann gelegentlich die Milch in die Stadt brachten."
Für den Vorsitzenden von Altona 93 wurde das erste "Fußballwettspiel um die Meisterschaft von Deutschland" zu einer großen Herausforderung. Franz Behr musste eigenhändig das Spielfeld mit Sägemehl markieren, das Entree in Höhe von einer Mark bei den Zuschauern einsammeln, und er sollte das Spiel als Schiedsrichter leiten.
Der Pfingstsonntag am 31. Mai 1903 war ein heißer Tag. Auf 16.00 Uhr hatte der DFB den Anstoß zum Endspiel festgesetzt. Jedoch es fehlte der Ball. Die beauftragte Firma hatte nicht rechtzeitig geliefert. Eiligst besorgte man ein schlappes "älteres Kalieber" - ohne Luft. In Ermangelung einer Pumpe soll der Ball von lungenstarken Spielern mit dem Mund aufgeblasen worden sein. Mit 45minütiger Verspätung konnte das Endspiel schließlich vor etwa 1.000 Zuschauern beginnen.
In ziemlich scharfem Tempo stattete Prag sofort dem Tor der Leipziger einen Besuch ab, und nur knapp vermag Raydt zu retten. Mehrere Angriffe Leipzigs scheiterten, da der rechte Außenstürmer zu scharf passt, so dass die Innenleute die Bälle nicht bekommen konnten."
Stattdessen konnte der DFC Prag um 5.07 Uhr zum ersten Mal "einsenden".
"Schließlich gelingt es dem Leipziger Centrehalf, durch einen scharfen Schuß das ausgleichende Goal zu erzielen. Bis Halftime ändert sich an diesem Resultat nichts."
Noch waren die englischen Fachausdrücke in aller deutschen Munde, sehr zum Missfallen des Zentralausschusses zur Förderung der Volks- und Jugendspiele. Der empfand das "Kauderwelsch" als widerwärtig und gemahnte, das Spiel der "deutschen Volksart entsprechend auszubilden und von jeder Ausartung frei zu halten".
In Altona kickte und scorte man jedoch weiter. Vor allem der VfB Leipzig. Mit 7:2 gewannen die Sachsen den ersten Meistertitel und der DFB-Berichterstatter vermerkte.
"Die Mannschaft Prags rechtfertigte keineswegs die Loblieder, welche man dieser in der deutschen Presse Prags singt. Die Stürmerreihe war durchaus nicht auf der Höhe, und in der zweiten Hälfte klappte auch die Verteidigung vollkommen zusammen."