
"Politik ist nicht mehr das, was Jugendliche gerne machen. Ist schade, weil man dort gestalten kann."
Schülersprecher Lennart Schnell ist heute der Chef des Projekttages Politik an der Goethe-Schule. Zusammen mit den anderen Schülervertretern der SV hat er für 900 Jugendliche eine Großveranstaltung rund um Politik und Wahlen auf die Beine gestellt. Auf dem Schulhof gibt die Bürgermeisterin das Startsignal für den Projekttag. Eingeladen ist auch Michele Müntefering, Ehefrau des früheren SPD-Vorsitzenden und jetzt eine der jüngsten Bundestagsabgeordneten.
Michele Müntefering erklärt Lokalpolitik
"Eine wahnsinnige Kulisse. Ganz viele junge Leute hier. Bei mir war das ja genauso, ich habe irgendwann die Politik in der Schulzeit entdeckt. Da fühle ich mich gerade so ein wenig zurückversetzt. Und heute eben als Politikerin."
Sie leitet einen der Workshops für die Oberstufe, in dem sie die Abläufe in der Lokalpolitik erklärt. Politik hautnah und praktisch. Gerade erst hat der Stadtrat eine Millioneninvestition an der Schule beschlossen.
"Dass hier eine Mensa gebaut werden soll, für so etwas war ich eben in der Nachbarstadt in Herne verantwortlich. Wo wird welches Geld ausgegeben, wie werden die Schule umgebaut und ihr wisst das selber und die Bildungspolitiker eben auch, vieles hängt am Geld und da muss man eben auch schauen, dass es vernünftig eingesetzt wird und da ausgegeben wird, wo es gebraucht wird."
Obwohl politische Prozesse auch den Alltag von Familien und Schülern über Steuern, Vorschriften und Gesetze prägen, kommen sie im dicht gedrängten Lehrplan nur wenig vor. Angesichts der Wahlen wollten das die Schüler selber ändern, sagt Verbindungslehrerin Diana Bonnemeier.
"Aufhänger war, dass die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahl der Schüler sehr gering war. Da haben die sich darüber unterhalten, nach der Wahl und daraus ist das entstanden."
Der Bochumer Jugendring müht sich seit Jahren, vor Wahlen Jugendliche für Politik zu begeistern und aufzuklären. Ein schwieriges Unterfangen, sagt Regine Hammerschmidt.
"Es ist nicht einfach, Jugendliche dahin zu bekommen. Wir waren deshalb begeistert. Die haben sich so viel überlegt und haben um Unterstützung gebeten. Das fanden wir klasse."
Auch die Unterstufe diskutiert an diesem Tag in den Klassen ausschließlich über Politik und Bürgerbeteiligung. Außerdem können sie an den Wahlkampfständen der Ratsparteien ihre Fragen stellen.
Gewählt wird in der Turnhalle
"Wir wollten fragen, wofür sie sich einsetzen und was sie machen."
Für Politiker ist der Wahlkampfeinsatz in der Schule ungewohnt, sagt Lars Lammert, Kandidat für die CDU und Neffe des Bundestagspräsidenten.
"Ich war sehr überrascht. Natürlich freut man sich, wenn man das Forum bekommt, um an die Schulen rangehen zu können. Da gibt es eine große Politikverdrossenheit. Die jungen Leute sind gar nicht uninteressiert. Sie fühlen sich nur nicht immer verstanden."
Das Projekt endet für alle im Wahllokal - aufgebaut in der Turnhalle. Alles wie bei einer echten Wahl.
"Wir kriegen hier einen Wahlzettel. Mit Schülerausweis kriegen die einen Wahlzettel. Wie bei echter Wahl. Und dann in echte Wahlkabinen der Stadt Bochum. Und dann auch in eine Urne rein schmeißen. Wie bei echter Wahl. Um die Angst zu nehmen. Es ist nichts Schlimmes."
Für manche Schüler war der Tag nur eine andere Art von Unterricht - und öde. Aber einige, so wie Franziska Lemkuhl, freuen sich jetzt schon darauf, mit der Wahl beim Abenteuer Politik endlich mitmachen zu dürfen.
"Ich gehe auf jeden Fall hin. Ist ein großes Erlebnis und ein großer Schritt auch."
