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Preisdruck in der Synchronbranche

Eine Kunstform ist eine gute Synchronarbeit sicherlich, vor allem macht sie einen Film einem Millionen Publikum zugänglich, das ihn wegen mangelnder Englischkenntnisse z.B. sonst nicht hätte sehen können.

Von Götz Gerson | 07.05.2005
    Aber auch in diesem Bereich wird kräftig gespart – das weiß Matthias Müntefering , Produktionsleiter bei der Dt . Synchron in Berlin, einer der großen Firmen.

    "Rücklagen können nicht gebildet werden, seit mehreren Jahren haben wir keine Neueinstellungen mehr vorgenommen, Wissen kann nicht mehr tradiert werden."

    In vielen Arbeitsschritten wird ein Film synchronisiert: Übersetzer, Autoren, Geräuschemacher und Studiotechnik sind beteiligt, bis ein Spielfilm fertig ist.
    Vorher wird er noch in kleine Teile am Computer zerlegt , sogenannte Takes ,damit man ihn besser bearbeiten kann. Zirka 1000 solcher Stückchen sind das bei einem Spielfilm.

    "Zwischen 35 – 50.000 Euro kostet die Synchronarbeit, ein Bruchteil des Werbeetats ist das, wir schaffen um die 200 Takes am Tag, mehr ist nicht drin , denn der Sprecher muss sich ja zwischendurch sammeln um sich neu konzentrieren zu können......."

    In Berlin Johannisthal hatte die Kirch Media Gruppe eine eigene Synchronabteilung aufgebaut, dort wurde schon zu teilweise deutlich billigeren Preisen gearbeitet.
    Diese Konkurrenz ist die Branche ja los, aber Preisbrecher versuchen immer wieder ihr Glück – Matthias Müntefering.

    "Neulich bei einer Ausschreibung für ein ARD Projekt wurden ein Mitbewerber und wir um 20 Prozent unterboten, da kann man nichts machen, der Auftrag ging verloren. Aber nicht alle machen bei diesen Billigangeboten mit, langfristig rechnet sich das nicht, so eine Synchronarbeit muss auch etliche Jahre "halten" , denken Sie nur an die DVD Auswertung."

    Ein erfahrener Hase im Geschäft ist der Filmübersetzer Fritz Joachim Böhm – er hat am eigenen Leib erfahren, dass Filmfirmen aus Kostengründen die Qualität hinten angestellt haben.

    "Synchron ist Scheiße schön sprechen , wenn ein guter Sprecher eine schlechte Übersetzung toll spricht , merkt es das Publikum kaum– es kann Kunst sein , wenn genug Zeit bei der Produktion vorhanden ist.."

    Joachim Kerzel ist die Dt. Stimme von u.a. Jack Nicholson – er hat das Dilemma erkannt.

    "Wir sind nicht organisiert , wir haben unsere Rechte abgegeben , für jetzt und für alle noch entstehen den Medien ,für immer."