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Preise für Holzpellets steigen

Steigende Gas- und Ölpreise haben viele Hausbesitzer auf das Heizen mit Holzpellets umsteigen lassen. Doch inzwischen werden auch die Pellets teurer, und es gibt sogar Lieferengpässe.

Von Thomas Wagner |
    "Also wir haben ein Haus gebaut. Und da war die Überlegung: Gas und Öl werden immer teurer. Also kam nur eine Pellet-Heizung infrage","

    so Alfred Knödler, Familienvater und Eigenheimbesitzer in der kleinen Gemeinde Heiligenberg im Bodenseekreis. Dann kam der Herbst 2005: Knödler wollte Pellets horten für den bevorstehenden Winter. Und das war alles andere als einfach:

    ""Vergangenes Jahr kam dann die Situation, dass ich wieder Pellets brauchte. Mein Sack, der fasste nur 2,5 Tonnen. Das ist eigentlich exorbitant klein bei so einem Einfamilienhaus. Ich wollte dann Pellets bestellen und ging dann von Raiffeisen über andere Anbieter von einem zum anderen und musste immer wieder feststellen, dass ich abgewiegelt werde. Es hieß: In den nächsten drei Monaten gebe es auf gar keinen Fall Pellets."

    Wenn es in der Regel auch keine drei Monate mehr dauert, so sind auch in diesem Jahr die Pellets für die Heizung daheim nicht von einem Tag auf den anderen zu bekommen:

    "Wir haben derzeit auch Lieferfristen von zwei bis drei Wochen. Das ist ganz normal auf die Wintersaison hin. Letztes Jahr war diese Lieferschwierigkeit etwas problematisch. Aber dem haben wir jetzt vorgesorgt. Es ist einfach so, dass die Zahl der Produktionsstätten nicht so schnell gewachsen ist, wie die Nachfrage nach den Pellet-Heizungen war","

    erklärt Veronika Mayr von der Zentralgenossenschaft Raiffeisen-Energie in Donaueschingen. Sie spricht von einem regelrechten Boom der Pellet-Heizungen landauf, landab:

    ""Hierzu spielten natürlich verschiedene Faktoren mit, die positiv für die Pellets einwirken wie jetzt Preissituation von anderen Energieträgern."

    Vor allem der sprunghafte Anstieg der Heizölpreise im vergangenen Winter ließ die Nachfrage nach Pellet-Heizungen und nach den Holzpellets an sich gewaltig nach oben schnellen. Alleine 2005 wurden bundesweit 26.000 Pellet-Heizanlagen installiert, rund ein Drittel mehr als im Vorjahr. 2006 verlief der Nachfrage-Anstieg noch drastischer:

    "Dieses Jahr hatten wir mit Sicherheit eine Steigerung von Neuanlagen um die 50, 60 Prozent."

    Mehr Nachfrage nach den energieträchtigen Holzpellets bedeutet aber auch: Die Preise steigen. Derzeit kostet eine Tonne, je nach Anbieter, zwischen 200 und 280 Euro. Je nach Gebäudegröße braucht man zwischen drei und sechs Tonnen, um über den Winter hinweg ein Einfamilienhaus zu beheizen. Veronika Mayr:

    "Gut, die Pellets sind etwas teurer geworden, das ist richtig. Aber es ist nach wie vor einer der günstigsten Energieträger."

    Dem stimmt auch Martina Schellinger aus dem oberschwäbischen Weingarten zu. Sie ist Juniorchefin eines boomenden Unternehmens, das unter anderem Holzpellets herstellt:

    "Im Moment liegen wir um die 20 bis 30 Prozent unter dem Ölpreis bei einer vergleichbaren Menge."

    Da ist der Run auf die Pellets verständlich. Dass die Lieferfristen in diesem Jahr bei weitem nicht so drastisch wie im vergangenen Jahr ausfallen, hat indes einen simplen Grund: Die meisten Pellet-Hersteller haben ihre Produktionskapazitäten ausgeweitet, so auch das Unternehmen von Martina Schellinger:

    "Wir haben die Produktion in Buchenbach, wo wir produzieren, ausgebaut, nochmals verdoppelt im Vergleich zum letzten Jahr und auch die Logistik angepasst. Wir haben letztes Jahr etwa 30.000 Tonnen verkauft, und dieses Jahr können wir die doppelte Menge machen."

    Sollten einzelne Lieferanten dennoch unverhältnismäßig lange Lieferzeiten ankündigen, ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Alfred Knödler aus Heiligenberg, der seine Pellet-Heizung nicht mehr missen möchte, erinnert sich noch allzu gut an das Spießrutenlaufen um die letzten Pellet-Säcke im vergangenen Jahr. Als Ausweg bot ihm sein Händler damals klein portionierte so genannte Säckchenware an:

    "Diese Sackware ist mindestens doppelt so teuer wie die gewöhnlichen Pellets, also weit mehr als doppelt so teuer. Da kauft man die einzelnen Säcke und wird im Grunde genommen abgezockt. Denn die Anbieter, die anscheinend keine Pellets als lose Ware liefern konnten, die hatten dann plötzlich ganz viel Sackware, und es herrschte ein richtiger Boom mit dieser Sackware - im Prinzip eine Unverschämtheit."