Die französische Flötistin Magali Mosnier, erste Preisträgerin und Publikumsliebling beim ARD-Wettbewerb 2004, hat im Jahr darauf vier Tage lang beim Bayerischen Rundfunk aufnehmen dürfen. Und das nicht nur in kleiner Besetzung, sondern sogar mit dem ebenfalls vom Bayerischen Rundfunk zur Verfügung gestellten Rundfunkorchester. Das Ergebnis dieser Arbeit liegt seit Mitte März bei Sony Classical vor: Ein bunter Strauß französischer Flötenmusik mit Werken von Fauré, Ravel, Debussy, Ibert, Saint-Saëns, Chaminade und Gounod. Und diesen sehr gelungenen Strauss möchte ich Ihnen heute sozusagen auf den Frühstückstisch stellen. Am Mikrofon begrüßt Sie dazu Ludwig Rink.
" Musikbeispiel: Gabriel Fauré - Schluss aus: Fantaisie pour flûte et Orchestre, op. 79"
Einer der großen Prüfsteine für die Flötisten beim ARD-Wettbewerb 2004 war das Flötenkonzert von Jacques Ibert. Ibert, Jahrgang 1890, gehörte zu seiner Zeit zu den angesehensten Komponisten Frankreichs. Von ihm stammt die lakonische Definition des Geniebegriffs: 1% Inspiration und 99% Transpiration. Ähnlich wie Arthur Honegger sah er im Komponieren vor allem ein Handwerk. Wenn trotz großer Werkliste und hoher Bedeutung zu Lebzeiten heute nur wenige seiner Kompositionen im Konzert- und Opernbetrieb präsent sind, so liegt dies vermutlich daran, dass seine Musik meist zwar durchaus gefällig daherkommt, aber nicht die Spitze des Fortschritts darstellte und damit auch kaum einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der französischen Musik insgesamt erlangen konnte. Trotz einiger Ausflüge in damals moderne Musikrichtungen, auch zu Jazz, Chanson und Cabaret, entwickelt sich sein Stil von den neo-impressionistischen Orchester- und Vokalwerken der 20er Jahre hin zu einer sozusagen zeitlos-klassizistischen Schreibweise, die die Tonalität nie verlässt und das Repertoire überkommener musikalischer Formen bereitwillig bedient, nicht intellektuell oder elitär sein will, aber über großes klangliches Raffinement und die sprichwörtlich französische Eleganz verfügt. Lust am Musizieren, Brillanz, Spielfreude zeichnet auch Iberts Flötenkonzert aus. In genauer Kenntnis der technischen Möglichkeiten werden alle klanglichen Nuancen des Soloinstruments ausgekostet. Kraft und Schwung, Witz und Parodie, Innigkeit und Zärtlichkeit - alles ist vorhanden. Dies alles trotz eines hohen Schwierigkeitsgrades dann auch noch mit gleichsam schwereloser Leichtigkeit darzustellen - das unterscheidet die durchschnittliche von der überragenden Interpretation. Magali Mosnier gelingt es.
" Musikbeispiel: Jacques Ibert - 3. Satz Schluss aus dem Konzert für Flöte und Orchester"
Magali Mosnier mit dem Schluss des dritten Satzes aus Jacques Iberts Flötenkonzert von 1934. Begleitet wird sie vom Münchner Rundfunkorchester, jenem zweiten Klangkörper des Bayerischen Rundfunks, der Ende 2004 von der Abwicklung bedroht war, als die deutschen Rundfunkanstalten nach misslungener Regelerhöhung der Gebühren mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer in ein Tauziehen gerieten, dessen nächste Runde sich wohl vor dem Verfassungsgericht abspielen wird. Egal, ob es um wirkliche Sparnotwendigkeit oder eher darum ging, ein spektakuläres Zeichen zu setzen: Bedroht war ein Orchester, das sich seit 1952 mit Erfolg ein besonders breites Repertoire erarbeitet hatte. Vom Kirchenkonzert bis zur Operngala, von populärer Zusammenarbeit mit Giora Feidman oder Bobby McFerrin bis zu Uraufführungen neuester Musik, von Ausgrabungsarbeiten verschütteter barocker oder klassischer Musik bis zur effektvollen Begleitung großer Gesangsstars reichte das Spektrum. Gerade wegen dieser Vielseitigkeit und seiner klanglichen Wandlungsfähigkeit hatte sich das Münchner Rundfunkorchester in der an Ensembles ja nicht armen Orchesterlandschaft der bayerischen Landeshauptstadt überhaupt erfolgreich positionieren können. Nach heftigen Protesten aus Publikum und Musikwelt konnte vor fast einem Jahr Entwarnung gegeben werden. Der Bayerische Rundfunk und die Deutsche Orchestervereinigung einigten sich auf einen neuen Tarifvertrag, der die sozialverträgliche Verkleinerung des Orchesters um etwa 30% vorsieht. Mit Beginn der kommenden Spielzeit wird Ulf Schirmer für zunächst drei Jahre die künstlerische Leitung des Orchesters übernehmen. Er plant ein Programm zwischen den kontrastierenden Polen Unterhaltung und Experiment. Und das soll im Klartext heißen: zwischen Operette von Franz Lehár und der Avantgarde eines John Cage... Hoffen wir, dass auch die Förderung und Begleitung junger herausragender Instrumentalisten wie Magali Mosnier hier weiterhin ihren Platz behält.
In unserer Sonntags-Reihe "Die neue Platte" geht es nun weiter mit einem Concertino für Flöte und Orchester, das der große Opernkomponist Charles Gounod geschrieben hat, eingängig, kantabel und tänzerisch, wie es so seine Art war. Sie hören wieder die junge Magali Mosnier und das Münchner Rundfunkorchester.
" Musikbeispiel - Charles Gounod - aus: Concertino für Flöte und Orchester "
Mit ihrer ersten vielfältigen CD nimmt Magali Mosnier den Hörer ähnlich gefangen wie mit ihrem spektakulären Auftritt damals beim ARD-Wettbewerb. Ihre Ausbildung erhielt diese viel versprechende Flötistin am Conservatoire National Superieur in Paris in der Klasse von Pierre-Yves Artaud. Seit Abschluss ihres Studiums ist sie ständiger Gast bei angesehenen Kammermusikfestivals und arbeitet in Sachen Neue Musik mit einigen der führenden französischen Komponisten zusammen. Errungene Preise, nicht zuletzt der renommierte der ARD, haben ihr die Tür zu Auftritten mit einigen der namhaften europäischen Orchester geöffnet. Aber Magali Mosnier setzt nicht nur auf die Solisten-Karriere: Seit 2003 ist sie erste Flötistin beim Orchestre Philharmonique de Radio France. Ich bin sicher, wir werden in den nächsten Jahren noch viel Schönes von ihr hören... So wie diese Habanera von Maurice Ravel.
" Musikbeispiel: Maurice Ravel - Pièce en forme de Habanera pour flûte et orchestre"
" Musikbeispiel: Gabriel Fauré - Schluss aus: Fantaisie pour flûte et Orchestre, op. 79"
Einer der großen Prüfsteine für die Flötisten beim ARD-Wettbewerb 2004 war das Flötenkonzert von Jacques Ibert. Ibert, Jahrgang 1890, gehörte zu seiner Zeit zu den angesehensten Komponisten Frankreichs. Von ihm stammt die lakonische Definition des Geniebegriffs: 1% Inspiration und 99% Transpiration. Ähnlich wie Arthur Honegger sah er im Komponieren vor allem ein Handwerk. Wenn trotz großer Werkliste und hoher Bedeutung zu Lebzeiten heute nur wenige seiner Kompositionen im Konzert- und Opernbetrieb präsent sind, so liegt dies vermutlich daran, dass seine Musik meist zwar durchaus gefällig daherkommt, aber nicht die Spitze des Fortschritts darstellte und damit auch kaum einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der französischen Musik insgesamt erlangen konnte. Trotz einiger Ausflüge in damals moderne Musikrichtungen, auch zu Jazz, Chanson und Cabaret, entwickelt sich sein Stil von den neo-impressionistischen Orchester- und Vokalwerken der 20er Jahre hin zu einer sozusagen zeitlos-klassizistischen Schreibweise, die die Tonalität nie verlässt und das Repertoire überkommener musikalischer Formen bereitwillig bedient, nicht intellektuell oder elitär sein will, aber über großes klangliches Raffinement und die sprichwörtlich französische Eleganz verfügt. Lust am Musizieren, Brillanz, Spielfreude zeichnet auch Iberts Flötenkonzert aus. In genauer Kenntnis der technischen Möglichkeiten werden alle klanglichen Nuancen des Soloinstruments ausgekostet. Kraft und Schwung, Witz und Parodie, Innigkeit und Zärtlichkeit - alles ist vorhanden. Dies alles trotz eines hohen Schwierigkeitsgrades dann auch noch mit gleichsam schwereloser Leichtigkeit darzustellen - das unterscheidet die durchschnittliche von der überragenden Interpretation. Magali Mosnier gelingt es.
" Musikbeispiel: Jacques Ibert - 3. Satz Schluss aus dem Konzert für Flöte und Orchester"
Magali Mosnier mit dem Schluss des dritten Satzes aus Jacques Iberts Flötenkonzert von 1934. Begleitet wird sie vom Münchner Rundfunkorchester, jenem zweiten Klangkörper des Bayerischen Rundfunks, der Ende 2004 von der Abwicklung bedroht war, als die deutschen Rundfunkanstalten nach misslungener Regelerhöhung der Gebühren mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer in ein Tauziehen gerieten, dessen nächste Runde sich wohl vor dem Verfassungsgericht abspielen wird. Egal, ob es um wirkliche Sparnotwendigkeit oder eher darum ging, ein spektakuläres Zeichen zu setzen: Bedroht war ein Orchester, das sich seit 1952 mit Erfolg ein besonders breites Repertoire erarbeitet hatte. Vom Kirchenkonzert bis zur Operngala, von populärer Zusammenarbeit mit Giora Feidman oder Bobby McFerrin bis zu Uraufführungen neuester Musik, von Ausgrabungsarbeiten verschütteter barocker oder klassischer Musik bis zur effektvollen Begleitung großer Gesangsstars reichte das Spektrum. Gerade wegen dieser Vielseitigkeit und seiner klanglichen Wandlungsfähigkeit hatte sich das Münchner Rundfunkorchester in der an Ensembles ja nicht armen Orchesterlandschaft der bayerischen Landeshauptstadt überhaupt erfolgreich positionieren können. Nach heftigen Protesten aus Publikum und Musikwelt konnte vor fast einem Jahr Entwarnung gegeben werden. Der Bayerische Rundfunk und die Deutsche Orchestervereinigung einigten sich auf einen neuen Tarifvertrag, der die sozialverträgliche Verkleinerung des Orchesters um etwa 30% vorsieht. Mit Beginn der kommenden Spielzeit wird Ulf Schirmer für zunächst drei Jahre die künstlerische Leitung des Orchesters übernehmen. Er plant ein Programm zwischen den kontrastierenden Polen Unterhaltung und Experiment. Und das soll im Klartext heißen: zwischen Operette von Franz Lehár und der Avantgarde eines John Cage... Hoffen wir, dass auch die Förderung und Begleitung junger herausragender Instrumentalisten wie Magali Mosnier hier weiterhin ihren Platz behält.
In unserer Sonntags-Reihe "Die neue Platte" geht es nun weiter mit einem Concertino für Flöte und Orchester, das der große Opernkomponist Charles Gounod geschrieben hat, eingängig, kantabel und tänzerisch, wie es so seine Art war. Sie hören wieder die junge Magali Mosnier und das Münchner Rundfunkorchester.
" Musikbeispiel - Charles Gounod - aus: Concertino für Flöte und Orchester "
Mit ihrer ersten vielfältigen CD nimmt Magali Mosnier den Hörer ähnlich gefangen wie mit ihrem spektakulären Auftritt damals beim ARD-Wettbewerb. Ihre Ausbildung erhielt diese viel versprechende Flötistin am Conservatoire National Superieur in Paris in der Klasse von Pierre-Yves Artaud. Seit Abschluss ihres Studiums ist sie ständiger Gast bei angesehenen Kammermusikfestivals und arbeitet in Sachen Neue Musik mit einigen der führenden französischen Komponisten zusammen. Errungene Preise, nicht zuletzt der renommierte der ARD, haben ihr die Tür zu Auftritten mit einigen der namhaften europäischen Orchester geöffnet. Aber Magali Mosnier setzt nicht nur auf die Solisten-Karriere: Seit 2003 ist sie erste Flötistin beim Orchestre Philharmonique de Radio France. Ich bin sicher, wir werden in den nächsten Jahren noch viel Schönes von ihr hören... So wie diese Habanera von Maurice Ravel.
" Musikbeispiel: Maurice Ravel - Pièce en forme de Habanera pour flûte et orchestre"
Diskographie:
Titel: "Magali Mosnier - Fantaisie"
Solist: Magali Mosnier, Flöte
Orchester: Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Marco Armiliato
Label: Sony Classical
Labelcode: LC 06868
Bestellnr.: 82876765162
Solist: Magali Mosnier, Flöte
Orchester: Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Marco Armiliato
Label: Sony Classical
Labelcode: LC 06868
Bestellnr.: 82876765162