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Premiere für Video-Schiedsrichter im Fußball
Eine historische Rote Karte

Weltpremiere im Profi-Fußball: Beim niederländischen Pokalspiel Ajax Amsterdam gegen Willem II ist erstmalig ein Video-Schiedsrichter zum Einsatz gekommen - und der war sofort für einen Platzverweis verantwortlich.

Von Ludger Kazmierczak | 22.09.2016
    Ein Video-Schiedsrichter beobachtet in den Niederlanden das Spiel zwischen Ajax und Willem II.
    Ein Video-Schiedsrichter beobachtet in den Niederlanden das Spiel zwischen Ajax und Willem II. (ANP/AFP/Jerry Lampen)
    Die 58. Minute in der Amsterdam Arena. Beim Stand von 2:0 für die Hausherren gerät Tilburgs Mittelfeldspieler Anouar Kali seinem Gegner Lasse Schöne in die Beine – schreiend geht der Ajax-Profi zu Boden. Ein klares Foulspiel. Schiedsrichter Danny Makkelie zögert nicht lange, greift in die Brusttasche und zückt Gelb.
    "Meine erste Einschätzung war unabsichtliches Foulspiel, also Gelbe Karte. Die habe ich dem Spieler auch gezeigt und dann bekam ich innerhalb von wenigen Sekunden vom Video-Schiedsrichter die Nachricht, dass es Rot ist, ein brutales Foulspiel und dann habe ich meine Entscheidung korrigiert."
    Von einer historischen Roten Karte ist heute in den niederländischen Zeitungen die Rede. Der erste Platzverweis, den ein unsichtbarer Oberschiedsrichter ausspricht. Der Mann vor den Monitoren an diesem Abend ist Pol van Boekel. Er verfolgt die Partie in einem Übertragungswagen, der abseits von jedem Trubel unter der Haupttribüne steht. Vor ihm zwei große und drei kleine Computerbildschirme und ein Pult mit Reglern und Knöpfen.
    2018 soll der Videobeweis offiziell eingeführt werden
    "Ich habe ein Foulspiel gesehen und mir die Szene danach mehrfach aus verschiedenen Perspektiven angeschaut und danach war klar, dass es eine Rote Karte ist."
    Eine korrekte Entscheidung. Außer Rotsünder Anouar Kali waren dennoch alle Beteiligten mit der Video-Schiedsrichter-Premiere zufrieden – mehr oder weniger, sagt Pol van Boekel:
    "Wir finden schon, dass es ein erfolgreicher Abend war. Das heißt aber nicht, dass schon alles perfekt läuft. Wichtig ist für uns das Feedback. Der Trainer von Willem Tilburg war beispielsweise mit einem Freistoß nicht einverstanden, der war knapp außerhalb des Strafraums und wird durch mich als Video-Schiedsrichter nicht überprüft, innerhalb des Strafraums wohl. Das sind wichtige Diskussionen und Informationen, die wir mitnehmen müssen in die Zukunft."
    Diese und die kommende Saison betrachtet der Königlich Niederländische Fußballverband noch als Testphase – ab Sommer 2018 soll der Videobeweis dann offiziell eingeführt werden.