Samstag, 27. April 2024

Suizid angedeutet
Presserat prüft Beschwerden gegen "Passauer Neue Presse" und "stern.de" wegen Berichten über Journalistin Föderl-Schmid

Dem Deutschen Presserat liegen fünf Beschwerden vor, die Kritik an Medienberichten über die stellvertretende Chefredakteurin der "Süddeutschen Zeitung", Alexandra Föderl-Schmid, äußern.

21.02.2024
    Das Medienzentrum der Verlagsgruppe Passau ("Passauer Neue Presse"), aufgenommen am 07.10.2014 in Passau (Bayern).
    Das Medienzentrum der Verlagsgruppe Passau. (picture alliance / dpa / Armin Weigel)
    Vier Beschwerden beziehen sich auf die Online-Berichterstattung der "Passauer Neuen Presse", eine weitere wendet sich gegen einen Bericht auf "stern.de" vom 8. Februar, wie der Deutsche Presserat dem EPD mitteilte. In den Berichten wurde ein Suizid der Journalistin angedeutet. Förderl-Schmid, die eine Zeit lang vermisst worden war, tauchte anschließend wieder auf. Die Berichte wurden vor allem in den Sozialen Medien aufgegriffen und kommentiert.
    Die Beschwerdeführer werfen der "Passauer Neuen Presse" vor, unter der Überschrift "Vermisste Journalistin im Inntal ist stellvertretende SZ-Chefredakteurin Föderl-Schmid" die in Richtlinie 8.7 des Pressekodexes geforderte Zurückhaltung bei einer Berichterstattung über Suizide nicht beachtet zu haben. Sie begründen diese Haltung damit, dass die Online-Ausgabe der Zeitung den Namen der Vermissten genannt habe und auf Details wie einen Abschiedsbrief hingewiesen habe.
    Ähnlich begründet sei auch die Beschwerde gegen den "stern.de"-Bericht "Suchaktion am Inn: Stellvertretende SZ-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid wird vermisst".

    Zurückhaltung in der Berichterstattung gefordert

    Nach Richtlinie 8.7 des Pressekodex gebietet die Berichterstattung über Selbsttötung Zurückhaltung. Dies gilt insbesondere für die Namensnennung, die Veröffentlichung von Fotos und die Schilderung näherer Begleitumstände. Der Presserat prüft nach eigenen Angaben, ob er ein Verfahren gegen die beiden Medien einleitet. Dabei gehe es um die Frage, ob die identifizierende Berichterstattung den Persönlichkeitsschutz Föderl-Schmids verletzt habe oder ob ein öffentliches Interesse an ihrer Identität bestehe, hieß es.
    Föderl-Schmid hatte sich nach Plagiatsvorwürfen Anfang Februar zunächst aus dem operativen Tagesgeschäft der SZ zurückgezogen. Der Kommunikationswissenschaftler Stefan Weber hatte "Plagiatsfragment2" in ihrer Dissertation von 1996 festgestellt. Die Journalistin bat die Universität Salzburg, ihre Promotionsschrift zu prüfen. Weber bestätigte dem EPD, von dem rechtspopulistischen Portal "Nius" mit einem Gutachten zu der Dissertation beauftragt worden zu sein. Der Erstkontakt zu dem Portal sei von ihm ausgegangen.
    Zuerst hatte das Portal "Medieninsider" im Dezember über angeblich mangelhafte Quellentransparenz in journalistischen Texten von Föderl-Schmid berichtet. Die SZ-Chefredaktion beauftragte mittlerweile eine externe Kommission mit der Überprüfung der Vorwürfe.

    Suizid-Gedanken? Hier bekommen Sie Hilfe:

    Anmerkung der Redaktion:
    Wir berichten nur in Ausnahmefällen über das Thema Suizid, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben. Wenn Sie selbst depressiv sind, wenn sie Suizid-Gedanken haben, dann kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge im Internet oder über die kostenlose Hotlines 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 oder 116 123.
    Diese Nachricht wurde am 14.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.