
Die serbische Zeitung POLITIKA zeigt sich zuversichtlich:
"Moskau ist grundsätzlich bereit, mit dem ukrainischen Präsidenten Poroschenko zu verhandeln. Die russische Führung erwägt zudem, die 'Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa' als Vermittler in der Ukraine zu akzeptieren. Ein positives Signal ist zudem die Freilassung der OSZE-Beobachter durch prorussische Milizen. Das Einzige, was die Beziehungen zwischen Russland und der Europäischen Union nun noch belasten könnte, sind die neuen Partnerschaftsabkommen der EU mit der Ukraine, Georgien und Moldawien",
gibt POLITIKA aus Belgrad zu bedenken.
Die kroatische Zeitung NOVI LIST führt aus:
"Der ukrainische Präsident Poroschenko will nun doch mit den Separatisten über eine Friedenslösung sprechen. Der Vorschlag dürfte in Moskau ein positives Echo ausgelöst haben. Denn Russlands Präsident Putin hatte bereits mit der einseitigen Ausrufung einer Feuerpause einen Dialog zwischen beiden Seiten verlangt. Auch die deutsche Bundeskanzlerin Merkel und der französische Präsident Hollande unterstützen eine Annäherung. Die Chancen auf eine friedliche Lösung des Konflikts in der Ostukraine dürften damit steigen",
hofft NOVI LIST aus Rijeka.
Nun zu einem anderen Thema: Die österreichische Zeitung DIE PRESSE AM SONNTAG beobachtet weltweit eine Zunahme autoritärer Regime.
"Eine ihrer Galionsfiguren ist Russlands Präsident Putin. Keiner bietet dem Westen kecker die Stirn, keiner rüttelt unverfrorener an der Weltordnung. Indem der Kreml-Chef Grenzen verschob und sich Teile eines fremden Territoriums, die ukrainische Krim, einverleibte, schuf er einen Präzedenzfall, der am anderen Ende der Welt mächtige Nachahmer finden könnte. China stellt seit Längerem Gebietsansprüche an Nachbarn. Peking wird genau studieren, welche Konsequenzen der Völkerrechtsbruch für Moskau haben wird, und daraus seine Schlüsse ziehen. Barack Obama und Co. schauen erstaunt zu, wie Chinesen und Russen ihre Einflusszonen erweitern. Will der Westen warten, bis die Autokraten einem noch größeren Teil der Welt ihre Regeln aufzwingen? Es wäre an der Zeit, dagegenzuhalten und den Vormarsch der Feinde der Freiheit zu stoppen. Denn Demokratie ist kein Selbstläufer",
unterstreicht DIE PRESSE AM SONNTAG aus Wien.
Die ARAB NEWS aus Saudi Arabien zeigen sich besorgt über den Vormarsch der islamistischen Isis-Miliz im Irak:
"Die US-Regierung hat nun 300 Militärberater in das Land entsandt, um die irakische Armee bei ihrer Offensive gegen die Aufständischen zu unterstützen. Das ist ein guter Anfang. Die Vereingten Staaten sollten aber auch zu Militärschlägen gegen die Milizen bereit sein, damit die irakischen Streitkräfte die ISIS aus dem Land vertreiben können. Washington müsste dazu nicht einmal tausende von Soldaten in den Irak zurückschicken. Die USA sollten vielmehr ihren Einfluss geltend machen, um die Finanzierung der Terrorgruppen durch ausländische Kräfte zu stoppen",
empfehlen die ARAB NEWS aus Dschidda.
Die türkische Zeitung TARAF resümiert:
"Die Isis-Milizen sind nur eine Stunde von der Hauptstadt Bagdad entfernt. Der Iran hat sich nun in den Konflikt eingeschaltet und angekündigt, die heiligen Stätten der Schiiten im Irak zu schützen. Eine Militäraktion gilt aber als unwahrscheinlich, weil dann ein Konfessionskrieg drohen würde. Teheran wäre besser beraten, enger mit den USA zusammenzuarbeiten und seinen Einfluss auf den irakischen Ministerpräsidenten geltend zu machen. Maliki konnte das Land in seiner achtjährigen Regierungszeit nicht einen. Er muss nun seinen Hut nehmen. Nur der Iran kann Maliki davon überzeugen".
Andere Sonntagszeitungen befassen sich mit der Nominierung des Luxemburgers Juncker für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten. Die französische Zeitung LE MONDE begrüßt die Entscheidung der EU-Staats- und Regierungschefs:
"Juncker ist ein erfahrener Europäer, ein engagierter Politiker, ein unermüdlicher Arbeiter und polyglott. Er ist ein Meister in der Kunst des Kompromisses, was angesichts der unterschiedlichen Interessen in der Europäischen Union eine gute, wenn nicht sogar entscheidende Eigenschaft ist. Er hat einen gesunden Menschenverstand und Humor."
Allerdings gibt LE MONDE dennoch zu bedenken:
"Juncker könnte alle Vorurteile der Euroskeptiker bestätigen, die bei den Europawahlen Zulauf bekamen, besonders in Großbritannien. Bestätigt ihn das EU-Parlament am 16. Juli, was wahrscheinlich ist, muss Juncker die Beziehung zu London kitten. Und er muss in Brüssel für Erneuerung sorgen",
meint LE MONDE aus Paris.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG kommentiert die Vorbehalte des britischen Premierministers gegen Juncker als Kommissionspräsidenten:
"Cameron hat genau das Richtige getan. Er ist nicht nur für die Briten der Gewinner, sondern auch für viele Bürger anderer Länder, die sich sorgen, dass von der Europäischen Union am Ende eins übrig bleibt: ein bürokratisches Gebilde, das Beschäftigungstherapie und Abschiebemöglichkeiten für altgediente Politiker bietet. In diesem Sinne ist Cameron der größte Proeuropäer unter den Regierungschefs. Wir brauchen die Briten in Europa auch aus anderen Gründen. Der Glaube der Briten daran, dass Freiheit der Wirtschaft gut tut und der Staat nicht alles regeln kann, ist das, was der EU derzeit fehlt. Zuletzt haben die Leute in Sachen Europa nämlich vor allem zweierlei mitbekommen: Milliarden- Rettungspakete und eine kleinkarierte Regulierungswut",
konstatiert die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG.
Die WELT AM SONNTAG kommt zu dieser Einschätzung:
"Eine erste Folge der Entscheidung für Juncker ist, dass Großbritannien als deutscher Partner in den kommenden Jahren ausfallen wird. Cameron wird zu sehr mit sich selbst beschäftigt sein und gilt in Brüssel fortan nicht nur als stur, sondern als erfolglos. Camerons falsche Strategie ist umso bedauerlicher, als er im Kern vernünftige Vorstellungen von der EU hat: eine Union, die sich auf die Politikbereiche konzentriert, in der eine supranationale Organisation etwas bewegen kann. Eine EU der Reformen und der Stabilität."