
Für die STUTTGARTER ZEITUNG ist die Schnüffelei angesichts der labilen Lage in dem Land sicherheitspolitisch nachvollziehbar:
"Aber dieses Motiv heilt nicht den außenpolitischen Schaden. Die Bundesregierung wird sich dem Vorwurf ausgesetzt sehen, sich nicht besser gegenüber ihren Partnern verhalten zu haben als die USA."
Das STRAUBINGER TAGBLATT bemerkt:
"Angela Merkels berühmter Satz 'Ausspähen unter Freunden - das geht gar nicht' zielt auf Länder wie die Vereinigten Staaten, Frankreich oder Großbritannien, die nicht nur Verbündete der Bundesrepublik sind, sondern tatsächlich so etwas wie Freunde. Die Türkei dagegen ist aus Berliner Sicht kein Freund, sondern allenfalls ein Partner - und ein besonders problematischer obendrein."
Nach Meinung des TRIERISCHEN VOLKSFREUNDS ist das, was deutsche Geheimdienste mit der Türkei machen, nicht vergleichbar mit den Aktivitäten der US-Geheimdienste in Deutschland:
"Hier die klassische Aufklärungsarbeit eines Nachrichtendienstes, dort im Zuge einer regelrechten Überwachungshysterie die systematische Ausforschung der Kommunikation der Bürger eines sehr eng befreundeten Landes und ihrer Regierung gleich mit. Das ist der feine Unterschied."
Dass die Türkei offensichtlich systematisch augespäht wurde, bezeichnen die KIELER NACHRICHTEN als angemessen:
"Schleuser und Rauschgifthändler nutzen die Türkei als Transitland. Und jüngst ist bekannt geworden, dass deutsche Dschihadisten über die Türkei nach Syrien gelangen. Hier werden also eindeutig deutsche Sicherheitsinteressen berührt."
Der MÜNCHNER MERKUR findet, dass man sich angesichts der jüngsten Pirouetten in der unendlichen Spionagegeschichte bemühen muss, nicht laut zu lachen:
"Geheimdienste sind deshalb Geheimdienste, weil sie nun mal nicht nur das beäugen, was im hellen Tageslicht liegt; sie operieren in Grauzonen, wo der Arm des Gesetzes mitunter etwas kraftlos wirkt - nicht nur in autokratischen Staaten. Sonst wären sie sinnlos."
Die Debatte um Waffenlieferungen in den Nordirak ist Thema im Berliner TAGESSPIEGEL:
"Nach einer Woche, in der immer mehr Stimmen in Politik und Gesellschaft Waffenlieferungen grundsätzlich nicht mehr ausschließen wollten, sieht es danach aus, als ob die Argumente ausgetauscht sind. Die Zeit zum Handeln ist gekommen.
Die Krise im Irak macht aus Sicht der NORDWEST-ZEITUNG aus Oldenburg auch Krisenerscheinungen der deutschen Außenpolitik sichtbar:
"Da steht unentschlossenes, getriebenes Lavieren an Stelle entschlossenen Handelns. Zudem wird Politik nach Stimmungslage betrieben. Natürlich trägt das Land eine historische Hypothek. Diese rechtfertigt jedoch keineswegs eine bequeme Sofa-Mentalität, die darauf hinausläuft, unter dem Deckmantel des Pazifismus Massaker hinzunehmen."
Und die NÜRNBERGER NACHRICHTEN resümieren:
"Die Terrormiliz 'Islamischer Staat' verfolgen und ermorden die Jesiden mit dem Ziel, eine religiöse Gruppe auszulöschen - womit ein Merkmal eines Genozids erfüllt ist. Dennoch sollte uns stutzig machen, dass niemand den für diesen Fall vom Völkerstrafrecht vorgesehenen Weg beschreitet und ein UNO-Mandat zur Verhinderung eines Völkermordes erwirkt. Stattdessen wollen die Briten Waffen liefern, die Deutschen diskutieren noch darüber und die USA bombardieren bereits IS-Stellungen. Jeder macht seit Wochen, was er will."