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Presseschau
"Obama droht Deutschland zu verlieren"

Der Nahost-Konflikt und die Spionageaffäre sind die Themen, die in den Kommentarspalten der Tageszeitungen vom Samstag verhandelt werden. Vor allem Obama bekommt dabei sein Fett weg. Der US-Präsident wirke "nicht nur respektlos, sondern auch inkompetent", meint ein Leitartikler.

    Die WESTDEUTSCHE ZEITUNG aus Düsseldorf schreibt:
    "Die deutsch-amerikanischen Beziehungen sind mit der Ausreiseaufforderung an den obersten US-Geheimdienstrepräsentanten auf einem Tiefpunkt angelangt. Obama droht Deutschland zu verlieren. Das deutsch-amerikanische Verhältnis ist aktuell schlechter als während des Irak-Krieges."

    Die TAZ aus Berlin stellt fest:

    "Die Stimmung in Berlin ist gereizt. Und eine nicht unbedeutende Rolle dürfte dabei spielen, dass die US-Administration sich auch im Anschluss an die Enthüllungen der Snowden-Dokumente beharrlich weigert, ein No-spy-Abkommen mit der Bundesrepublik zu schließen."

    Das Weiße Haus hätte die Dienste besser kontrollieren müssen, meint dieSÜDDEUTSCHE ZEITUNG:

    "Nichts gewusst zu haben, entschuldigt daher nichts. Im Gegenteil: Obama wirkt so nicht nur respektlos einem Verbündeten gegenüber. Sondern inkompetent."

    Die LANDESZEITUNG aus Lüneburg notiert:

    "Vielleicht hat man es in Washington längst vergessen: Die Berliner Mauer ist Ende 1989 gefallen, Deutschland seit 1990 wiedervereinigt und seitdem wieder ein souveräner Staat. In diesem sind auch ziemlich beste Freunde eben Gäste, von denen man Benehmen der besten Sorte erwartet."

    Optimistisch ist das STRAUBINGER TAGBLATT:

    "Es gibt berechtigte Hoffnung, dass Washington die Signale aus Berlin verstanden hat. Deutschland weist den Top-Geheimdienstler aus. Das ist peinlich. Auch für die USA gibt es eben Grenzen. Es reicht."

    Man solle kühlen Kopf bewahren, empfiehlt der MANNHEIMER MORGEN.

    "Es geht schon lange nicht mehr um Spionage, in Deutschland gibt es inzwischen viele Menschen, die meinen, Obama sei auch nicht besser als Wladimir Putin. Das ist falsch, belegt aber, wie sehr sich viele Bürger inzwischen über die USA ärgern."

    Im Nahen Osten eskaliert die Gewalt. Nach Ansicht der MITTELBAYERISCHEN ZEITUNG aus Regensburg ist das nicht überraschend:

    "Europa, die USA und die UNO schauen schon seit Monaten dabei zu, wie sich Schritt für Schritt die Spannung zwischen Israel und Palästina weiter auflädt. Israel zieht seine Bodentruppen an der Grenze zusammen. Mit einem Einmarsch wäre der vor einem Jahr begonnene Friedensprozess endgültig beendet und all die zwischenzeitliche Besonnenheit auf beiden Seiten ergebnislos. Um das zu verhindern, brauchen beide Konfliktparteien Hilfe von außen."

    Mit Washington könne man nicht rechnen, findet die FREIE PRESSE aus Chemnitz:

    "Der US-Diplomatie ist es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, einen entsprechenden Druck aufzubauen, der Israel und die Palästinenser an den Verhandlungstisch zwingen könnte. Ohne klare Vorgaben und einer eindeutigen Erwartungshaltung der USA sowie der Androhung von Konsequenzen wird es keine Bewegung im jahrzehntealten Nah-Ost-Konflikt geben."

    Die BERLINER ZEITUNG resümiert:

    "Ohne politische Lösung ist der nächste Schlagabtausch programmiert. Um die Raketengefahr aus Gaza zu bannen, ist ein Waffenstillstand nötig, der auch den Menschen in Gaza eine Perspektive ermöglicht."