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Pressesprecher verteidigt Vergabestelle gegen Kritik der HRK

Bernhard Scheer von der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) hat sich gegen Vorwürfe der Hochschulrektorenkonferenz gewehrt, die ZVS sei schuld an dem Bewerberchaos im letzten Semester. Jede von der Politik beschlossene Änderung am Zulassungsverfahren, habe die ZVS "immer fehlerfrei umgesetzt". Derzeit entwickle die ZVS ein neues Softwareprodukt für das Ausschreibungsverfahren, fügte Scheer hinzu.

Bernhard Scheer im Gespräch mit Elif Senel | 28.01.2009
    Elif Senel: Wir haben gerade im Beitrag gehört , die Hochschulrektorenkonferenz sieht die Schuld für das Bewerberchaos im letzten Semester klar bei der ZVS. Bernhard Scheer ist Pressesprecher der ZVS. Was sagen Sie denn dazu, wenn Sie so was hören?

    Bernhard Scheer: Ja, ich frage mich gerade, was langjährige Hörer von "Campus & Karriere" da wohl zu sagen, denn die werden sich ja wohl verwundert die Ohren reiben. Wie oft haben wir in dieser Sendung schon über Chaos an den Hochschulen gesprochen und über vorhandene Lösungsmöglichkeiten? Das, was die ZVS anbietet, was sie stabil anbietet seit mehreren Jahren, ist eindeutig ein Lösungsansatz, um das Chaos an den Hochschulen ...

    Senel: An dem aber nicht überzeugterweise viele Hochschulen teilgenommen haben.

    Scheer: Die im letzten Semester, das ist richtig, das haben wir uns ein wenig mehr vorgestellt, dass mehr Hochschulen sich daran beteiligt haben. Das hing auch damit zusammen, mit zwei Punkten vor allen Dingen zusammen: Einmal, dass Hochschulen gesagt haben, wir machen gerne mit, aber nur dann, wenn alle anderen auch mitmachen, also der fehlende Zwang, sich dieses Services zu bedienen. Und das Zweite war die Finanzierung dieser Serviceleistung. Die Hochschulen sollen diese Serviceleistung bezahlen, und sie haben gesagt, bisher haben wir die Leistungen der ZVS kostenlos bekommen und jetzt sollen wir dafür bezahlen. Auch dieses Problem hätte man jetzt lösen können. Der Bund hat angeboten, die neuen Aufgaben der ZVS finanziell zu unterstützen mit fünf Millionen in diesem Jahr, und hat das aber geknüpft an ein bestimmtes Verfahren, das gemeinsam mit Ländern, Hochschulrektorenkonferenz und ZVS entwickelt worden war. Und als dann plötzlich wieder neue Forderungen auf den Tisch kamen, hat der Bund erst mal gesagt: Nein, da machen wir unser Portemonnaie wieder zu.

    Senel: Jetzt müssen wir aber einen Blick zurück werfen. Also zum einen war es ja so, dass die Hochschulrektorenkonferenz gesagt hat, die ZVS brauchen wir in dem Sinne nicht mehr. Es sollte ein Übergangsverfahren geben, und dann sollte eben ein Verfahren entwickelt werden, was dann eben auch die Bewerbung an die Hochschulen ermöglicht. Und dieses Verfahren hat es nicht gegeben, sagt die Hochschulrektorenkonferenz, und wir haben ja die Konsequenzen auch im letzten Semester erlebt. Also warum ist es denn zu diesem System oder warum ist es zu diesem Verfahren eigentlich nicht gekommen, warum konnte man das nicht entwickeln?

    Scheer: Es ist zu einem gemeinsamen System gekommen. Wir hatten mit Hochschulrektorenkonferenz und Ländern Einigkeit, dass wir im nächsten Wintersemester das, was wir bisher schon gemacht haben, ein klein wenig weiterentwickeln und dann in den Folgesemestern uns immer weiter annähern an diese große Lösung einer großen Datenbank, eines virtuellen Raumes, in dem sich dann Hochschulen und Studienbewerber gegenseitig finden. Auf diesen Weg hin sollte es den einen oder anderen Zwischenschritt geben, das war so mit der Hochschulrektorenkonferenz besprochen, so waren auch die Programmieraufträge vergeben, so wurde intensiv bei der ZVS und im Rechenzentrum an diesem Projekt gearbeitet. Und Mitte Dezember hieß es dann plötzlich, nein, wir wollen jetzt doch noch etwas anderes. Und da haben wir dann gesagt, wir brauchen für einen gewissen Zeitraum Entwicklungsstabilität. Wir müssen ja auch wissen, was wir denn programmieren sollen und können nicht innerhalb von wenigen Wochen immer wieder neue Anforderungen in so ein System einbringen.

    Senel: Und die Hochschulrektorenkonferenz macht jetzt noch mal einen klaren Cut und sagt, wir fangen jetzt noch mal von vorne an oder beziehungsweise, wir gehen diese Verfahrensfrage noch einmal neu an. Welche Rolle wird denn jetzt noch die ZVS in diesem künftigen Verfahren, also mal abgesehen von den Schuldzuweisungen, wer letztlich das Problem gebildet hat, wie wird Ihre Rolle denn sein in diesem Diskurs.

    Scheer: Bei diesem neuen Prozess ist erst noch einmal die ZVS der Auftraggeber und auch der Bezahler. Das Fraunhofer Institut, was dort genannt worden ist, unterstützt uns bei der Formulierung dieses Arbeitsauftrages, begleitet uns möglicherweise auch bei der Ausschreibung und bewertet dann auch das Ergebnis. Aber Ziel dieses Ausschreibungsverfahren ist ein Softwareprodukt, was bei der ZVS oder der dann umgewandelten ZVS eingesetzt werden soll.

    Senel: Und Sie werden freudig daran mitarbeiten?

    Scheer: Wir sind Auftragnehmer dieses Projektes, die Länder geben uns die Aufträge, und das werden wir natürlich auch durchführen, genauso wie die ZVS das über 30 Jahre lang gemacht hat. Jede Änderung, die die Politik beschlossen hat an Zulassungsverfahren, hat die ZVS immer fehlerfrei umgesetzt.

    Senel: Ein neues Hochschul-Einschreibesystem soll das Chaos beim Studienanfang beseitigen. Ob es tatsächlich dazu kommen wird und wann, ist natürlich noch nicht klar. Im Gespräch war Bernhard Scheer, Pressesprecher der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen, ZVS. Vielen Dank!