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Presseteam des Vatikan
Ein neuer Sprecher für den Papst

Alessandro Gisotti war stellvertretender Chefredakteur bei Radio Vatikan und hat zwei Bücher über Papst Franziskus geschrieben. Jetzt übernimmt er mindestens vorübergehend das Amt des Papst-Sprechers. Dem Pontifex bringt das neue Freiheiten.

Von Thomas Migge | 03.01.2019
    Papst Franziskus läuft an Journalisten mit Kameras vorbei.
    Papst Franziskus hat zum Jahreswechsel einen neuen Sprecher ernannt. (picture alliance / dpa)
    Für Padre Federico Lombardi war der polnische Papst ein Vorbild in Sachen Kommunikation. Doch er selbst diente nicht unter Karol Wojtyla als Pressesprecher. Es war Josef Ratzinger, der den Italiener Lombardi 2006 in das Amt holte.
    Der Jesuit hatte nicht nur die schwierige Aufgabe, das offizielle Sprachrohr eines Pontifexes zu sein, der in Sachen Kommunikation kompliziert war. Er musste auch 2012 die gravierende Krise der sogenannten "Vatileaks" vermitteln, als geheime Informationen aus den höchsten Sphären des Kirchenstaats durchgesickert waren. Lombardi managte als Papstsprecher auch den überraschenden Rücktritt von Benedikt XVI. im Februar 2013. Und hatte es danach mit Franziskus mit einem Papst zu tun, der so volksnah und spontan auftritt, dass er als Papstsprecher oft nicht mitkam.
    "Mit Franziskus änderte sich einiges"
    2016 wurde Padre Lombardi abgelöst, nach zehn Jahren Dienstzeit als Pressesprecher. Wie immer im Vatikan ist ein wichtiger Personalwechsel auch ein internes Politikum, das von den "Vaticanisti", den ganz auf die Politik des Vatikans spezialisierten Journalisten, kommentiert wird, wie etwa von Marco Tosatti von der Tageszeitung "La Stampa":
    "Mit Franziskus änderte sich einiges. Er ist immer wieder für Überraschungen gut. So ernannte er 2016 das US-amerikanische Opus-Dei-Mitglied Greg Burke zum neuen Pressesprecher. Wahrscheinlich war diese Personalentscheidung ein Kotau vor den konservativen Kräften innerhalb seiner Kirche, die er damit milde zu stimmen versuchte. Burke war ein Pressesprecher, der immer sehr ruhig auftrat."
    Und der, wie Vatikanexperten vermuten, den Reformpapst aus nächster Nähe zu kontrollieren hatte - im Auftrag jener kircheninternen Kräfte, die gegen viele der Reformen eingestellt sind, mit denen Franziskus seine Kirche zu modernisieren versucht.
    Papst-Vertrauter wird neuer Sprecher
    Dass jetzt der Opus-Dei-Mann Burke geht und an seine Stelle der Vatikan-Journalist Alessandro Gisotti rückt, ist an sich schon eine Nachricht. Denn Gisotti gehört weder einer katholischen Laienorganisation noch einem religiösen Orden an. Doch das medienpolitisch Interessante an der Ernennung von Alessandro Gisotti zum neuen Papstsprecher ist vor allem der Umstand, dass er voll und ganz das Vertrauen von Papst Franziskus genießt.
    Gisotti, 45, ist ein ausgewiesener Kenner des argentinischen Papstes und seiner eigenwilligen Kommunikationstechnik: "Man muss Franziskus genau zuhören, mit großer Aufmerksamkeit, denn er ist ein Papst, der auch mit seinen Schweigepausen und auch mit bestimmten Gesichtsausdrücken kommuniziert. Wie etwa sein ausdrucksstarkes Schweigen, als er Migranten auf der Insel Lesbos besucht hatte."
    Vom Social-Media-Beauftragen zum Papstsprecher
    Alessandro Gisotti studiert Papst Franziskus seit Jahren - als stellvertretender Chefredakteur von Radio Vatikan und als Social-Media-Verantwortlicher innerhalb der vatikanischen Kommunikationsabteilung. Der studierte Politikwissenschaftler hat bereits zwei Sachbücher darüber geschrieben, wie Papst Franziskus kommuniziert.
    Dass Gisotti neuer Papstsprecher wurde, verdankt er wohl vor allem seiner Freundschaft mit Paolo Ruffini, der seit vergangenem Sommer päpstlicher Kommunikationsminister ist. Ruffini ist der erste Laie, der im Vatikan dieses hohe Amt einnimmt, dem auch Radio Vatikan, der vatikanische Fernsehsender und das Presseamt unterstehen. Ruffini ist ein Mann des amtierenden Papstes. Und so war es nur eine Frage der Zeit, dass Burke gehen musste.
    Mit der Nominierung von Gisotti als neuem Papstsprecher ist die Umbildung des Kommunikationsministeriums im Sinne von Franziskus wahrscheinlich abgeschlossen. Die Position des Papstes ist soweit gefestigt, dass er auf kirchenintern gegnerische Gruppen in Sachen Medien und Kommunikation keine Rücksicht mehr nehmen muss. Noch ist Alessandro Gisotti nur vorübergehend neuer Sprecher des Papstes. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass er das Amt in den nächsten Tagen dauerhaft übernehmen könnte.