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Privat-Besuch auf der Raumstation

Raumfahrt. - Seit die Nasa ihre Space Shuttles einmottete stehen die Amerikaner ohne Transportfahrzeug in den Orbit da. Jetzt sollen Privatfirmen in die Bresche springen und zumindest den Gütertransport übernehmen. Die erste derartige Kapsel, "Dragon" genannt, ist inzwischen an der Raumstation angekommen. Dies soll erst der Anfang sein: Mit der Cygnus-Kapsel von Orbital will noch in diesem Jahr ein weiteres Unternehmen die Ära der privaten Raumfahrt einläuten.

Von Guido Meyer |
    "As Nasa turns to the private sector to resuply the International Space Station."

    Im zweiten Anlauf hatte es am Dienstag geklappt: Eine Falcon9-Rakete der kalifornischen Firma SpaceX hob ab Richtung Internationale Raumstation. Damit, so der Sprecher der US-Weltraumbehörde Nasa, George Diller, setze diese künftig auf den privaten Sektor, um die ISS mit Nachschub zu versorgen.

    "Naja, wir zollen natürlich jeder Firma Beifall, der so etwas Tolles gelingt wie den Leuten von SpaceX. Wir werden aber sicherlich auch unsere Chance bekommen. Sicher, SpaceX hat bislang einiges geleistet – aber das werden wir auch!"

    Selbstbewusstsein bei Bob Richards, dem Vize-Präsidenten der Orbital Science Corporation in Dulles im US-Bundesstaat Virginia. Der Amerikaner ist bei Orbital für den Bereich "Bemannte Raumflugsysteme" zuständig. Dazu gehört das Beliefern der Internationalen Raumstation mit Nachschub. Und das macht Orbital zum Konkurrenten von SpaceX. Kein aerodynamisches Raumschiff wie die Dragon, der "Drache" von SpaceX ist es. Vielmehr handelt es sich bei Cygnus, dem "Schwan" von Orbital, um eine einfache Tonne. Aus Sicherheitsgründen darf Cygnus ebensowenig direkt an die ISS docken wie Dragon. Stattdessen soll der Container in etwa zehn Metern Entfernung parken. Ein Astronaut im Innern der ISS wird ihn dann mit dem Greifarm der Station packen und an einen Andockstutzen führen. Doch grau ist alle Theorie ...

    "Ignition of the Taurus rocket"

    Rückblende, vor etwas mehr als einem Jahr. Auch damals hatte Nasa-Sprecher George Diller einen Start zu kommentieren, diesmal den einer Taurus-Rakete von Orbital. So wie SpaceX mit ihren Falcon- hatte auch Orbital Startschwierigkeiten mit seinen Taurus-Raketen. In diesem Fall hatte sich die Nutzlastverkleidung an der Spitze der Rakete nicht wie geplant fünf Minuten nach dem Start gelöst, so dass die Taurus zu schwer wurde und zurück zu Boden fiel. Solche Fehlschläge warfen Orbital im Zeitplan zurück. Die Taurus heißt mittlerweile Antares und soll nun im kommenden August erstmals einen Fracht-Container ins All transportieren. Richards:

    "Auf unserem Testflug wollen wir eine Umlaufbahn erreichen, aber noch nicht zur Raumstation fliegen. Stattdessen wird die Antares einen Dummy in den Orbit befördern, der der Masse eines Cygnus-Containers entspricht und mit Messsensoren ausgestattet ist, die das Flugverhalten überwachen."

    Läuft dieser Testflug von Rakete und Container nach Plan, soll noch in diesem Jahr der erste Flug zur ISS folgen, so Frank Culbertson, Senior Vice President von Orbital und dort zuständig für den Bereich "Fortgeschrittene Programme".

    "Unser erster Versorgungsflug zur Raumstation soll kommenden Herbst starten. Genau wie Dragon soll sich dann eine Cygnus-Kapsel der ISS nähern, vom Greifarm eingefangen und zum Andockstutzen geführt werden. Dann öffnet sich die Luke, und Cygnus kann entladen werden. Gemäß Vertrag mit der Nasa haben wir nur einen einzigen solchen Demonstrationsflug zu absolvieren."

    Bereits nächstes Jahr könnten Dragon- und Cygnus-Flüge dann in den Routinebetrieb übergehen. Zusammen mit den europäischen, japanischen und russischen Kapseln wäre die Raumstation dann rundum versorgt – fehlen nur noch neue Beförderungsmöglichkeiten für Astronauten.