"Love on stage", Théâtre érotique, Sexodrome, Peepshow, Folies Pigalle – mit diesem Angebot setzt sich die Place Pigalle auf dem Pariser Montmartre ins Licht, benannt übrigens nach einem Bildhauer des 18. Jahrhunderts. In dieser Umgebung, die zu Zeiten des Moulin Rouge schon aufregendere Tage gesehen hat, würde man eigentlich keine ernsthaften Theater vermuten, und doch gibt es sie. Alte, aber quicklebendige Privattheater, die sich unverdrossen mit einem seriösen Spielplan um niveauvolle Aufführungen bemühen, und zwar fast ohne Subvention, aber mit allabendlich erstaunlich vielen Besuchern.
Ein kurzer Streifzug rund um die Place Pigalle: In dem gemütlichen Théâtre Fontaine mit roten Plüschsitzen und gestirnter Kuppel, ertönt zur Begrüßung im Foyer Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 4, Der Besucher hat die Sex-Zone verlassen und betritt den Kultur-Sektor. Gespielt wird DIE BEUTE von Joe Orton, eine englische Farce, die auch zum deutschen Stadttheater Repertoire gehört. Hier, wie in fast allen Theatern dieser Gegend, trifft sich ein sehr bürgerliches Publikum, Franzosen jeden Alters, unter sich inmitten der Touristenströme.
Ein paar Straßen weiter in dem sehr schönen Atelier Theater, mit Logen und zwei Rängen, gibt es CALIGULA von Albert Camus, uraufgeführt 1945 und als hochaktuell empfunden; heute meinen wir mehr über den Zwangscharakter von Despoten zu wissen, aber das Theater ist voll, auch mit Schülern. Ein Theaterjuwel um die Ecke mit vielen Art-Déco- Elementen ist das Ciné 13. Hier wurde in einer beschwingten Inszenierung, mit Balletteinlagen, DIE PRINZESSIN VON ELIDE gespielt, eines der kleinen Stücke von Molière, deren Charme heute gerade neu entdeckt wird. Unmittelbar in der Nähe, im Théâtre Hébertot, kann man, so wie viele andere Filmstars in Paris, Jean-Louis Trintignant bewundern, in MOINS 2, "Weniger zwei" von Samuel Benchetrit.
Zwei todkranke alte Männer schleichen sich aus dem Krankenhaus und versuchen ein bisschen Schicksal zu spielen. Noch in Rufweite der Place Pigalle, aber in einem vornehmeren Teil des Montmartre, liegt das Theater La Bruyère. Der Intendant Stephan Meldegg führt Regie, mit glänzenden Schauspielern, bei dem Stück des österreichischen Dramatikers und Drehbuchautors Paul Hengge DAS URTEIL. Das Stück verbindet Subtilität und Gefälligkeit in einer professionellen Dramaturgie wie sie den guten Krimi auszeichnet und wie es ein Publikum schätzt, das weder beim althergebrachten Boulevard mit seinen Dreiecksgeschichten, noch bei einem experimentellen Theater mit ungewohnter Ästhetik auf seine Kosten kommt.
Die Anzahl der Plätze fast aller dieser Bühnen, von denen sich leicht acht bis zehn weitere beschreiben ließen, liegt zwischen 400 und 600. Das Wunder des Besucherzuspruchs hat sicher viele Ursachen, eine dürfte im französischen Bildungssystem zu suchen sein. Zahlreiche höhere Schulen nämlich praktizieren ganzjährig eine Zusammenarbeit zwischen Theaterprofis – vor allem Regisseuren, aber auch Autoren - und Schulklassen mit ihren Lehrern.
Die Schulen werben intensiv mit diesem Spielangebot, das mit einer öffentlichen Aufführung im Wettbewerb zwischen dreißig Schulen seine Krönung findet. Man darf annehmen, dass mit dieser jahrzehntelangen systematischen – und subventionierten – Förderung der Spielfreude auch das Interesse der späteren Besucher am Theater aufgebaut wird. Primär befriedigt wird das Interesse, und hier liegt eine zweite Ursache des Wunders, durch eine große Schar fabelhafter Schauspieler. Sie spielen hier mit so guter Laune und mit einem solchen Einsatz, dass man sagen möchte, sie spielen um ihr Leben. Kein Sexbusiness um sie herum kann sie vertreiben – so lange das Liebesbündnis zwischen Bühne und zahlendem Publikum hält, denn die Theaterkarten in der Nähe der Place Pigalle kosten zwischen 15 und 43 Euro pro Platz. Ist das Haus voll, reicht es für die Miete.
Ein kurzer Streifzug rund um die Place Pigalle: In dem gemütlichen Théâtre Fontaine mit roten Plüschsitzen und gestirnter Kuppel, ertönt zur Begrüßung im Foyer Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 4, Der Besucher hat die Sex-Zone verlassen und betritt den Kultur-Sektor. Gespielt wird DIE BEUTE von Joe Orton, eine englische Farce, die auch zum deutschen Stadttheater Repertoire gehört. Hier, wie in fast allen Theatern dieser Gegend, trifft sich ein sehr bürgerliches Publikum, Franzosen jeden Alters, unter sich inmitten der Touristenströme.
Ein paar Straßen weiter in dem sehr schönen Atelier Theater, mit Logen und zwei Rängen, gibt es CALIGULA von Albert Camus, uraufgeführt 1945 und als hochaktuell empfunden; heute meinen wir mehr über den Zwangscharakter von Despoten zu wissen, aber das Theater ist voll, auch mit Schülern. Ein Theaterjuwel um die Ecke mit vielen Art-Déco- Elementen ist das Ciné 13. Hier wurde in einer beschwingten Inszenierung, mit Balletteinlagen, DIE PRINZESSIN VON ELIDE gespielt, eines der kleinen Stücke von Molière, deren Charme heute gerade neu entdeckt wird. Unmittelbar in der Nähe, im Théâtre Hébertot, kann man, so wie viele andere Filmstars in Paris, Jean-Louis Trintignant bewundern, in MOINS 2, "Weniger zwei" von Samuel Benchetrit.
Zwei todkranke alte Männer schleichen sich aus dem Krankenhaus und versuchen ein bisschen Schicksal zu spielen. Noch in Rufweite der Place Pigalle, aber in einem vornehmeren Teil des Montmartre, liegt das Theater La Bruyère. Der Intendant Stephan Meldegg führt Regie, mit glänzenden Schauspielern, bei dem Stück des österreichischen Dramatikers und Drehbuchautors Paul Hengge DAS URTEIL. Das Stück verbindet Subtilität und Gefälligkeit in einer professionellen Dramaturgie wie sie den guten Krimi auszeichnet und wie es ein Publikum schätzt, das weder beim althergebrachten Boulevard mit seinen Dreiecksgeschichten, noch bei einem experimentellen Theater mit ungewohnter Ästhetik auf seine Kosten kommt.
Die Anzahl der Plätze fast aller dieser Bühnen, von denen sich leicht acht bis zehn weitere beschreiben ließen, liegt zwischen 400 und 600. Das Wunder des Besucherzuspruchs hat sicher viele Ursachen, eine dürfte im französischen Bildungssystem zu suchen sein. Zahlreiche höhere Schulen nämlich praktizieren ganzjährig eine Zusammenarbeit zwischen Theaterprofis – vor allem Regisseuren, aber auch Autoren - und Schulklassen mit ihren Lehrern.
Die Schulen werben intensiv mit diesem Spielangebot, das mit einer öffentlichen Aufführung im Wettbewerb zwischen dreißig Schulen seine Krönung findet. Man darf annehmen, dass mit dieser jahrzehntelangen systematischen – und subventionierten – Förderung der Spielfreude auch das Interesse der späteren Besucher am Theater aufgebaut wird. Primär befriedigt wird das Interesse, und hier liegt eine zweite Ursache des Wunders, durch eine große Schar fabelhafter Schauspieler. Sie spielen hier mit so guter Laune und mit einem solchen Einsatz, dass man sagen möchte, sie spielen um ihr Leben. Kein Sexbusiness um sie herum kann sie vertreiben – so lange das Liebesbündnis zwischen Bühne und zahlendem Publikum hält, denn die Theaterkarten in der Nähe der Place Pigalle kosten zwischen 15 und 43 Euro pro Platz. Ist das Haus voll, reicht es für die Miete.