Ulrike Burgwinkel: Es ist spät geworden letzte Nacht, es war wohl eher früher Morgen, bis die Verhandlungen im nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium zu Ende gingen. Einziger Diskussionspunkt: die Finanzierung der Uni Witten-Herdecke, sprich ihre Zukunft.
Die Ergebnisse dieser äußert schwierigen und offenbar auch langwierigen Sonderkrisensitzung wurden heute Mittag öffentlich gemacht. Paul Elmar Jöris, Sie waren dabei. Die Uni wird überleben, um es mal zu dramatisieren. Wer hat denn da sein Portemonnaie geöffnet?
Paul Elmar Jöris: Oh, da haben eine ganze Reihe ihr Portemonnaie geöffnet, und man sah die Anstrengungen dieser Verhandlungen bis heute Morgen um halb vier dem Vertreter der Universität, Martin Butzlaff, an. Er hatte sehr kleine Augen, aber er war glücklich. Ganz anders Wissenschaftsminister Pinkwart, der hatte diese Rettungsgespräche moderiert. Er war fröhlich und sagte:
Andreas Pinkwart: "Die gute Nachricht der bis in die Morgenstunden geführten Gespräche lautet: Die Hochschule hat die Chance zu einem tragfähigen Neuanfang bei uneingeschränkter Wahrung ihres besonderen Profils."
Jöris: Und dieses besondere Profil führte dazu, dass jetzt als Partner der Universität zusammengekommen sind das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, das war auch schon vorher dabei, die Software-AG-Stiftung, die Familie Droege ist wieder dabei, und dann die Martinus Consult Rottenburg, dahinter steht die Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie - und das ist auch ganz neu - ein Verein von Ehemaligen, die sich zusammengefunden haben und rund eine Million pro Jahr in Zukunft für die Finanzierung beitragen wollen.
Burgwinkel: Da fragt man sich doch immer, warum machen die das, welches Interesse steckt da eigentlich dahinter bei denen? Kann man ja spekulieren nur?
Jöris: Na, das haben Sie schon gesagt, das Interesse der Studenten ist klar, sie waren die kritischen Begleiter dieser Universität, sehen aber, dass durch dieses Neukonzept eben halt auch wieder neue Potenziale möglich werden. Der Vertreter dieser Studenten, Manuel Dolderer, sagte:
Manuel Dolderer: "Wenn Sie jetzt hören, Alumni zahlen, um sich an ihrer Universität zu beteiligen, dann geschieht das nicht aus irgendeiner Form von verklärtem Sentimentalismus, dass man sagt, oh, da verbinde ich so viel schöne Erinnerungen mit, ganz im Gegenteil. Ich glaube, neben dem Ministerium sind wahrscheinlich die ehemaligen Studierenden die kritischsten Beobachter der Universität. Dass sie jetzt innerhalb von sechs, sieben Tagen eine Million Euro an Zahlungsversprechen geleistet haben, um sich an ihrer Universität zu beteiligen, zeigt für mich, dass die Universität mit dem, was sie in den letzten Wochen angestoßen hat, auf dem richtigen Weg ist."
Jöris: Das hat, glaube ich, auch Wissenschaftsminister Pinkwart so gesehen. Er war sehr angetan von dieser Initiative, er war sehr angetan auch von dem Engagement, das aus der Region kam, die gesagt haben, wir wollen diese Universität halten, wir wollen was tun. Und da wurde es ihm dann leichter, auch Landeszuschüsse für dieses und nächstes Jahr zuzusagen, jedenfalls 4,5 Millionen und zusätzlich legt er noch 2,25 Millionen drauf und für die folgenden Zeiten, also 2011 und folgende, wird das Land, wenn es so bleibt, auch Landeszuschüsse zahlen.
Burgwinkel: Das heißt, die Nachhaltigkeit ist gesichert?
Jöris: Genau das war der Punkt. Man musste die Nachhaltigkeit sichern, man musste sicherstellen, dass die Universität, auch das Akkreditierungsverfahren beim Wissenschaftsrat gut abschneidet, dann wird sie auch neue Partner finden und sich noch besser positionieren können. Und das will man erreichen durch ein neues Konzept, das der Vertreter der Universität, Martin Butzlaff, wie folgt erläuterte:
Martin Butzlaff: "Wir wollen und müssen uns konzentrieren. Der zweite Punkt, wir wollen gleichzeitig wachsen. Und das Dritte ist, wir wollen die Universität erneuern, ohne auf die Grundwerte und auf die modernen Strukturen und modernen Konzepte, die wir aufgebaut haben in den zweieinhalb Jahrzehnten, zu verzichten."
Jöris: Das bedeutet im Einzelnen, man wird die Biowissenschaften einstellen beziehungsweise man integriert sie in die Humanmedizin. Das heißt, man wird in der wissenschaftlichen Kompetenz besser, weil man hochkarätige Forscher mit in die Lehre für die Medizin integrieren kann, aber die teure Forschung in der Biowissenschaft, die wird man aufgeben müssen.
Man wird zum Zweiten eben halt auch einen ganzheitlichen Ansatz lehren. Darum ist auch der neue Partner der Martinus-Stiftung dran, die sind daran interessiert, für die Beschäftigten ihrer Krankenhäuser eine entsprechende Ausbildung zu haben und mit ihren Krankenhäusern auch an den Arbeiten der Universität zu profitieren.
Burgwinkel: Wurde irgendwas gesagt zum Sorgenkind Humanmedizin? Da steht ja noch die Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat an?
Jöris: Ja, das soll jetzt besser werden, man ist guten Mutes. Und das, was man an Plänen bislang vorgelegt hat, die Gespräche mit dem Wissenschaftsrat, sind auf einem guten Weg. Man hat auch gute Forscher gewinnen können, indem man die Biowissenschaft eingestellt hat. Und das heißt, man ist guten Mutes, dass man die Akkreditierung schafft und dann eben halt die nächsten Jahre weiterarbeiten kann.
Burgwinkel: Paul Elmar Jöris über das Zukunftskonzept für die Uni Witten-Herdecke. Herzlichen Dank nach Düsseldorf.
Hierzu haben wir jetzt noch zwei Stimmen aus der Studentenschaft: Miriam Karcher, Humanmedizin, sechstes Semester, und Benjamin Wüstenhagen, er studiert im siebten Semester Wirtschaftswissenschaften in Witten-Herdecke.
Miriam Karcher: "Die Studenten sind sehr erleichtert über die aktuellen Entwicklungen, weil die letzte Zeit auch sehr unklar war und wir natürlich den Ernst der Lage gesehen haben, aber voll und ganz hinter unserer Universität standen und bis zum Schluss jetzt gehofft haben und gearbeitet haben daran, dass es zu dieser Lösung kommen konnte, und alles getan haben, was in unserer Macht steht, was wir tun konnten. Und im Augenblick herrscht auf jeden Fall Hochstimmung. Und um 15 Uhr wird eine Vollversammlung bei uns in der Universität stattfinden, bei der das Präsidium uns dann auch noch mal das Ganze offizielle bekannt geben wird. Bisher ging nur eine E-Mail über den Studentenverteiler."
Benjamin Wüstenhagen: "Zunächst einmal bin ich sehr glücklich, dass jetzt eine Lösung gefunden wurde, dass wir alle durchatmen können und dass die Unklarheit der letzten Wochen und Monate beseitigt ist. Und ich glaube, jetzt können alle Studenten wieder nach vorne schauen und sich daran machen, zum Tagesgeschäft überzugehen, nämlich zu Forschung Lehre."
Die Ergebnisse dieser äußert schwierigen und offenbar auch langwierigen Sonderkrisensitzung wurden heute Mittag öffentlich gemacht. Paul Elmar Jöris, Sie waren dabei. Die Uni wird überleben, um es mal zu dramatisieren. Wer hat denn da sein Portemonnaie geöffnet?
Paul Elmar Jöris: Oh, da haben eine ganze Reihe ihr Portemonnaie geöffnet, und man sah die Anstrengungen dieser Verhandlungen bis heute Morgen um halb vier dem Vertreter der Universität, Martin Butzlaff, an. Er hatte sehr kleine Augen, aber er war glücklich. Ganz anders Wissenschaftsminister Pinkwart, der hatte diese Rettungsgespräche moderiert. Er war fröhlich und sagte:
Andreas Pinkwart: "Die gute Nachricht der bis in die Morgenstunden geführten Gespräche lautet: Die Hochschule hat die Chance zu einem tragfähigen Neuanfang bei uneingeschränkter Wahrung ihres besonderen Profils."
Jöris: Und dieses besondere Profil führte dazu, dass jetzt als Partner der Universität zusammengekommen sind das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, das war auch schon vorher dabei, die Software-AG-Stiftung, die Familie Droege ist wieder dabei, und dann die Martinus Consult Rottenburg, dahinter steht die Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie - und das ist auch ganz neu - ein Verein von Ehemaligen, die sich zusammengefunden haben und rund eine Million pro Jahr in Zukunft für die Finanzierung beitragen wollen.
Burgwinkel: Da fragt man sich doch immer, warum machen die das, welches Interesse steckt da eigentlich dahinter bei denen? Kann man ja spekulieren nur?
Jöris: Na, das haben Sie schon gesagt, das Interesse der Studenten ist klar, sie waren die kritischen Begleiter dieser Universität, sehen aber, dass durch dieses Neukonzept eben halt auch wieder neue Potenziale möglich werden. Der Vertreter dieser Studenten, Manuel Dolderer, sagte:
Manuel Dolderer: "Wenn Sie jetzt hören, Alumni zahlen, um sich an ihrer Universität zu beteiligen, dann geschieht das nicht aus irgendeiner Form von verklärtem Sentimentalismus, dass man sagt, oh, da verbinde ich so viel schöne Erinnerungen mit, ganz im Gegenteil. Ich glaube, neben dem Ministerium sind wahrscheinlich die ehemaligen Studierenden die kritischsten Beobachter der Universität. Dass sie jetzt innerhalb von sechs, sieben Tagen eine Million Euro an Zahlungsversprechen geleistet haben, um sich an ihrer Universität zu beteiligen, zeigt für mich, dass die Universität mit dem, was sie in den letzten Wochen angestoßen hat, auf dem richtigen Weg ist."
Jöris: Das hat, glaube ich, auch Wissenschaftsminister Pinkwart so gesehen. Er war sehr angetan von dieser Initiative, er war sehr angetan auch von dem Engagement, das aus der Region kam, die gesagt haben, wir wollen diese Universität halten, wir wollen was tun. Und da wurde es ihm dann leichter, auch Landeszuschüsse für dieses und nächstes Jahr zuzusagen, jedenfalls 4,5 Millionen und zusätzlich legt er noch 2,25 Millionen drauf und für die folgenden Zeiten, also 2011 und folgende, wird das Land, wenn es so bleibt, auch Landeszuschüsse zahlen.
Burgwinkel: Das heißt, die Nachhaltigkeit ist gesichert?
Jöris: Genau das war der Punkt. Man musste die Nachhaltigkeit sichern, man musste sicherstellen, dass die Universität, auch das Akkreditierungsverfahren beim Wissenschaftsrat gut abschneidet, dann wird sie auch neue Partner finden und sich noch besser positionieren können. Und das will man erreichen durch ein neues Konzept, das der Vertreter der Universität, Martin Butzlaff, wie folgt erläuterte:
Martin Butzlaff: "Wir wollen und müssen uns konzentrieren. Der zweite Punkt, wir wollen gleichzeitig wachsen. Und das Dritte ist, wir wollen die Universität erneuern, ohne auf die Grundwerte und auf die modernen Strukturen und modernen Konzepte, die wir aufgebaut haben in den zweieinhalb Jahrzehnten, zu verzichten."
Jöris: Das bedeutet im Einzelnen, man wird die Biowissenschaften einstellen beziehungsweise man integriert sie in die Humanmedizin. Das heißt, man wird in der wissenschaftlichen Kompetenz besser, weil man hochkarätige Forscher mit in die Lehre für die Medizin integrieren kann, aber die teure Forschung in der Biowissenschaft, die wird man aufgeben müssen.
Man wird zum Zweiten eben halt auch einen ganzheitlichen Ansatz lehren. Darum ist auch der neue Partner der Martinus-Stiftung dran, die sind daran interessiert, für die Beschäftigten ihrer Krankenhäuser eine entsprechende Ausbildung zu haben und mit ihren Krankenhäusern auch an den Arbeiten der Universität zu profitieren.
Burgwinkel: Wurde irgendwas gesagt zum Sorgenkind Humanmedizin? Da steht ja noch die Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat an?
Jöris: Ja, das soll jetzt besser werden, man ist guten Mutes. Und das, was man an Plänen bislang vorgelegt hat, die Gespräche mit dem Wissenschaftsrat, sind auf einem guten Weg. Man hat auch gute Forscher gewinnen können, indem man die Biowissenschaft eingestellt hat. Und das heißt, man ist guten Mutes, dass man die Akkreditierung schafft und dann eben halt die nächsten Jahre weiterarbeiten kann.
Burgwinkel: Paul Elmar Jöris über das Zukunftskonzept für die Uni Witten-Herdecke. Herzlichen Dank nach Düsseldorf.
Hierzu haben wir jetzt noch zwei Stimmen aus der Studentenschaft: Miriam Karcher, Humanmedizin, sechstes Semester, und Benjamin Wüstenhagen, er studiert im siebten Semester Wirtschaftswissenschaften in Witten-Herdecke.
Miriam Karcher: "Die Studenten sind sehr erleichtert über die aktuellen Entwicklungen, weil die letzte Zeit auch sehr unklar war und wir natürlich den Ernst der Lage gesehen haben, aber voll und ganz hinter unserer Universität standen und bis zum Schluss jetzt gehofft haben und gearbeitet haben daran, dass es zu dieser Lösung kommen konnte, und alles getan haben, was in unserer Macht steht, was wir tun konnten. Und im Augenblick herrscht auf jeden Fall Hochstimmung. Und um 15 Uhr wird eine Vollversammlung bei uns in der Universität stattfinden, bei der das Präsidium uns dann auch noch mal das Ganze offizielle bekannt geben wird. Bisher ging nur eine E-Mail über den Studentenverteiler."
Benjamin Wüstenhagen: "Zunächst einmal bin ich sehr glücklich, dass jetzt eine Lösung gefunden wurde, dass wir alle durchatmen können und dass die Unklarheit der letzten Wochen und Monate beseitigt ist. Und ich glaube, jetzt können alle Studenten wieder nach vorne schauen und sich daran machen, zum Tagesgeschäft überzugehen, nämlich zu Forschung Lehre."