Montag, 29. April 2024

Archiv

Privatvermietungen
Ferienhausmarkt boomt

Ferienwohnungen und -häuser sind beliebter als gedacht. 100 Millionen mal haben Reisende in derartigen Unterkünften im vergangenen Jahr in Deutschland übernachtet - das ergab eine Studie des Deutschen Ferienhausverbands. Er zählt anders als die Statistiken bisher auch die privaten Anbieter dazu. Auf sie entfallen zwei Drittel des Marktvolumens.

Von Anja Nehls | 10.06.2015
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Die Umwandlung von normalen Mietwohnungen in Ferienwohnungen ist in Berlin kürzlich verboten worden. (dpa / picture alliance / dpa-Zentralbild / Britta Pedersen)
    Ein Rollkoffer verschwindet in einem Berliner Mietshaus in Berlin Mitte. Kein normales Mietshaus – acht von zwölf Wohnungen hier werden als Ferienwohnung genutzt. Bei den Touristen sind sie äußererst beliebt:

    "Na, für drei Tage haben wir jetzt 1.100 Euro bezahlt. Wir sind zu acht. Ist ja auch die Hauptstadt, man gönnt sich ja sonst nichts."

    Der Markt für Ferienwohnungen und Ferienhäuser in ganz Deutschland boomt. 100 Millionen mal haben Reisende in derartigen Unterkünften im vergangenen Jahr in Deutschland übernachtet. Das sind weit mehr als gedacht. Denn bisher wurde nur der gewerbliche Ferienhausmarkt mit einem Angebot von mehr als zehn Betten von der Statistik erfasst. Eine Studie, die der Deutsche Ferienhausverband jetzt vorlegt, zählt auch die privaten Anbieter dazu – und auf die entfallen sogar zwei Drittel des Marktvolumens. Eine Verschiebung des touristischen Marktes kann Matthias Feige vom Marktforschungsinstitut dwif Consulting dabei aber nicht erkennen:
    "Die Auslastung der Hotellerie hat das bisher überhaupt nicht tangiert. Also das geht nicht zulasten, sondern hier werden Zusatzpotenziale erschlossen über den Ferienwohnungsmarkt, die sich gewaschen haben."
    Etwas über die Hälfte des Angebots entfallen in Deutschland auf Ferienwohnungen, der Rest auf Ferienhäuser, die gibt es besonders in ländlichen Gebieten. Bezogen auf das touristische Gesamtangebot nimmt der Markt für Ferienwohnungen und -häuser rund 21 Prozent ein. Tendenz weiter steigend, sagt Tobias Wann vom deutschen Ferienhausverband:
    "Ich glaube, es hat am Ende des Tages viel mit einem gut funktionierenden Preis-Leistungsverhältnis zu tun. Man bekommt für sein Geld relativ viel Platz, relativ viel Komfort und wenn man vergleicht, sie können entweder ein Hotelzimmer für einen Preis von 100 Euro bekommen oder sie bekommen eine ganze Ferienwohnung, dann fällt die Entscheidung oft leicht."
    Eine Hand übergibt einer anderen einen Schlüssel.
    Zimmer und Wohnungen zu teilen, zum Beispiel über die Internet-Plattform airbnb, ist ein Form der "Sharing Econmy" (dpa / picture alliance / Jens Kalaene)
    Aus den Umsätzen der Ferienhausgäste resultieren direkte und indirekte Einnahmen in Höhe von vier Milliarden Euro pro Jahr, sagt die Studie. Am wenigsten derartige Unterkünfte gibt es in den neuen Bundesländern. Berlin bildet allerdings eine Ausnahme. Studienleiter Matthias Feige:
    "Bayern ganz vorne weg. Ist natürlich einerseits ein Resultat der Attraktivität hochkarätiger Ferienregionen, gekoppelt mit der Flächengröße, dann Niedersachsen, Schleswig-Holstein, die Küste und dann Baden Württemberg. Berlin auf Platz 8."
    Unter anderem in Berlin wird die Zunahme der Zahl der Ferienwohnungen allerdings nicht begrüßt. Die Umwandlung von normalen Mietwohnungen in Ferienwohnungen ist jetzt sogar verboten. Der Deutsche Ferienhausverband sieht das Problem und plädiert für Kontingente und individuelle Beschränkungen. Außerdem sollen in der Baunutzungsordnung klare Regelung für Ferienwohnungen in Wohngebieten gefunden werden, meint Tobias Wann.

    "Da wird es eine Regelung geben in den nächsten zwei Jahren. Die wird wahrscheinlich so aussehen, dass Ferienwohnungen als eine mögliche Nutzungsform in Wohngebieten mit aufgenommen wird."

    Denn immerhin gebe jeder Ferienhausmieter pro Tag noch über 77 Euro zusätzlich aus, die der Wirtschaft in den Städten und Regionen zugute kämen. Am meisten profitiere die Gastronomie.