
Es gibt wieder Konzerte. Doch das Publikum bleibt vorsichtig. Sind es die Einschränkungen, die die Lust auf Musik und Kultur dimmen? Wenn jetzt auch noch 2G statt 3G gilt, werden dann noch mehr Personen abgeschreckt von einem Besuch?
Rainer Pöllmann ist sieht ein großes Pro für die 2G-Regel. Sie wirke bei einem ängstlicheren Publikum stressmindernd, weil sie mehr Sicherheit bietet. Außerdem können die Veranstalter mit 2G ihre Räumlichkeiten bis zu einem gewissen Grad besser auslasten.
Differenzierung erwägen
Man solle aber dennoch nicht alles über einen Leisten schlagen, so Pöllmann weiter. Für das traditionelle Konzert oder die Oper erscheint ihm 3G sinnvoll, denn meistens begibt man sich an diesen Orten ruhig und konzentriert in eine angemessene, abstandswahrende Rezeptions-Haltung.
Doch andere Formate riefen regelrecht nach 2G: jene Angebote, die mit neuen Raumkonzepten arbeiten, mit Publikum, das sich durch Räume bewegt und mit den Künstlern agiert. "Der Boom des Immersiven mag durch Corona eine deutliche Delle erlitten haben. Das künstlerische Bedürfnis danach gibt es auch weiterhin. Vielleicht sogar mehr denn je, im Sinne einer Wiedergewinnung von Nähe."
Pöllmann lenkt den Blick auch auf die sogenannte "freie Szene" der Ensembles, die die Basis des Musiklebens außerhalb der großen Häuser sind. Diese Veranstalter sollten frei über 2G oder 3G entscheiden. Dies sei ein Akt der demokratischen Ermächtigung. Hier gehe es vor allem um die bestmöglichen Aufführungsbedingungen, ganz nach den Bedürfnissen der Kunst. Und das gern weit weg vom immer noch üblichen, überraschungsarmen Konzert-Besuch-Ritual.