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Problem Prothesenlockerung

Medizin. - Auf der griechischen Insel Rhodos trafen sich jetzt Orthopäden aus 70 Ländern zur 5. EFORT-Konferenz, um unter anderem aktuelle Entwicklungen beim Gelenkersatz zu diskutieren. Dabei standen die Probleme mit künstlichen Knien oder Hüften im Vordergrund.

    Die Implantation von künstlichen Hüft- oder Kniegelenken gehört zu den häufigsten Operationen. In den USA unterziehen sich jährlich rund 500.000 Patienten diesem Eingriff, in der Bundesrepublik sind es 200.000. Doch die Prothesen sind nicht ohne Probleme, kaum eine hält länger als zwölf Jahre. Irgendwann beginnt jede zu wackeln und muss dann gegen eine neue ausgetauscht werden. Bislang dachten die Mediziner, die Ursache für den Verschleiß sei allein die mechanische Belastung oder Unverträglichkeitsreaktionen des Körpers. "Aber mehr und mehr sehen wir auch, welche Rolle der Abrieb von den Implantaten selbst spielt, und deshalb konzentrieren wir unsere Forschungen auf die Reaktionen des Körpers auf diesen Abrieb", erklärt Bryan Nestor. Die winzigen Partikel aus Chrom, Titan oder Zement wandern in die Umgebung der Prothese und verursachen dort nicht nur Entzündungen. "Der Abrieb hemmt auch die schützenden Zytokine, die der Körper gegen die Entzündung in der Umgebung der Prothese bildet", so Nestor weiter. Sogar bis in die Milz wandern die von den Einsätzen abgeriebenen Teilchen. Ob sie dort Schaden anrichten, ist allerdings unklar.

    Auf der Suche nach Mitteln, um ein Lockern der Prothesen zu verhindern, sind New Yorker Immunologen auf das Osteoporose-Medikament Alendronat gestoßen. Es aktiviert die Zytokine und könnte so helfen, mit dem Abrieb fertig zu werden. Erste klinische Tests laufen derzeit. Poröse Materialien für die Prothese sollen dagegen ein Lockern von vornherein verhindern. Auf der Konferenz wurden etwa Gelenkpfannen aus Tantal vorgestellt. Das Metall nimmt hierbei nur 20 Prozent des Volumens ein, der Rest ist Luft. "Der Knochen folgt diesen Poren und wächst durch sie hindurch", erklärt Horace Hale von der Herstellerfirma Implex.

    [Quelle: Sabine Goldhahn]