Seynsche: Herr Gäthke, was ist denn eigentlich dieses Cargo Cap?
Gäthke: Cargo Cap ist zunächst erst einmal die Idee, Güter unterirdisch in Kapseln durch Röhren zu fahren. In diese Kapseln passen zwei Europaletten rein, Europaletten, weil so zwei Drittel aller Güter in Deutschland auf Europaletten gefahren werden. Und diese Kapseln sollen dann diese Europaletten mit so 36 Kilometern pro Stunde durch die Gegend fahren.
Seynsche: Das ist nicht wirklich schnell, oder?
Gäthke: Das ist nicht wirklich schnell, aber das ist immer noch schneller als das, was LKWs im Durchschnitt in den Metropolen schaffen. In Paris gerade mal neun Stundenkilometer. Und dazu kommt noch, dass diese Kapseln automatisch fahren sollen. Das ist dann die Idee von dem Professor Stein, und er entwickelt seit 1998 mit seinen Kollegen diese Technik.
Seynsche: Jetzt sind das zwölf Jahre Entwicklungszeit, aber gibt es denn schon irgendwo eine Teststrecke oder einen Plan?
Gäthke: Es gibt noch keine Teststrecke, es gibt eine Modellstrecke, aber noch keine richtige Teststrecke im Maßstab 1:1. Und deswegen haben ja gerade die Cargo-Cap-Leute heute zu dieser Fachtagung eingeladen. Weil sie hoffen, Interesse bei der Industrie und bei Logistikern zu erwecken. Die Technik ist nämlich in ihren Augen soweit, dass man langsam mit der Planung der ersten echten Strecke anfangen könnte.
Seynsche: Aber womit könnten sie denn einen Unternehmer locken? Warum sollte man Güter unterirdisch fahren lassen?
Gäthke: Weil das in den Augen der Forscher und auch in den Augen der Politik doch eine Reihe von Vorteilen hätte. Zum ersten Mal werden die Kapseln schneller als der LKW, wie wir gesagt haben. Und sie werden auch zuverlässiger, gerade bei so einem Wetter wie heute könnte man von so einer Güterröhre sagen: 'Alle reden vom Wetter, wir nicht.' Dazu kommt, die Kapseln fahren elektrisch, sie brauchen also keinen Diesel, sie erzeugen keine Stickoxide und auch keinen Feinstaub. Und wie viel CO2 sie erzeugen, das hängt dann vom Strommix ab.
Seynsche: Das klingt alles ganz gut, aber auch so ein bisschen nach Science-Fiction, oder?
Gäthke: Ja das klingt so, das ist aber nicht wirklich Science-Fiction. Es gibt immer wieder so Ideen, und es gab auch schon immer wieder Ideen, wie man Güter unter der Erde transportieren kann: Es wurde 2009 beispielsweise diskutiert in der Schweiz, ein Verein, PPP Schweiz heißt er, über einen Frachttunnel, der soll quer unter den Alpen durch von Westen nach Osten fahren und mehrere Wirtschaftsstandorte miteinander verbinden. In Belgien kamen Verkehrsforscher auf die Idee, Container unter dem Hafen von Antwerpen mit einem Förderband von einer Seite zur anderen Seite zu fahren. Underground Container Mover hieß diese Idee. Und in Italien sind Forscher auf die Idee gekommen, kleine Kapseln auf Magnetkissen durch das Rohr regelrecht zuschießen.
Seynsche: st so etwas denn überhaupt wirtschaftlich sinnvoll?
Gäthke: Ich würde mal sagen, die letzte Idee nicht unbedingt. Aber es ist tatsächlich keine heiße Luft. Es hat in der Vergangenheit einige Systeme gegeben, das bekannteste ist die so genannte Mail Rail in London, die fuhr von 1927 an, und sie hat in Spitzenzeiten zwölf Millionen Sendungen damit pro Jahr gefahren, zwischen den Hauptsortierstellen im Westen und im Osten der Stadt.
Seynsche: Und dieses Cargo Cap hat damit eine Zukunft, ist das ihre Einschätzung?
Gäthke: Ich finde, es ist schwer zu sagen. Ich würde meinen, wenn sie es so ähnlich machen wie die Mail Rail, dann ja. Das allererste, was man damals gemacht hat, was man auch heute wieder macht: man verzichtet auf allzu innovative Technik.
Seynsche: Und warum macht man das?
Gäthke: Man macht das einfach der Zuverlässigkeit wegen. Je innovativer die Technik ist, desto eher kann einmal etwas ausfallen, und das will man in einer Röhre nicht haben, weil dann das ganze System still steht. Natürlich braucht man ein paar Innovationen: Die Kapseln sollen automatisch fahren, sie sollen automatisch Abstand halten, sie sollen automatisch abbiegen können. Aber die meisten Techniken in diesen Kapseln sind absolut handelsüblich und erprobt. Deshalb glaube ich auch nicht, dass die Technik das Problem ist.
Seynsche: Was wäre denn dann das Problem?
Gäthke: Die Wirtschaftlichkeit wird das Problem werden bei diesem System. Es ist einfach teuer, solche Tunnel unter der Straße zu bohren. Und es ist auch teuer, völlig neue Bahnhöfe zu bauen. Das rechnet sich für ein Unternehmen so nach zwölf Jahren ungefähr. Mail rail war ein Erfolg, weil es nur einem Unternehmen gehörte und sich perfekt in ein logistisches System einpasste. So etwas müssen die Bochumer Forscher erst finden und es fällt schon so ein bisschen auf, das heute auf dieser Veranstaltung zum Beispiel offiziell keine Logistiker anwesend waren.
Gäthke: Cargo Cap ist zunächst erst einmal die Idee, Güter unterirdisch in Kapseln durch Röhren zu fahren. In diese Kapseln passen zwei Europaletten rein, Europaletten, weil so zwei Drittel aller Güter in Deutschland auf Europaletten gefahren werden. Und diese Kapseln sollen dann diese Europaletten mit so 36 Kilometern pro Stunde durch die Gegend fahren.
Seynsche: Das ist nicht wirklich schnell, oder?
Gäthke: Das ist nicht wirklich schnell, aber das ist immer noch schneller als das, was LKWs im Durchschnitt in den Metropolen schaffen. In Paris gerade mal neun Stundenkilometer. Und dazu kommt noch, dass diese Kapseln automatisch fahren sollen. Das ist dann die Idee von dem Professor Stein, und er entwickelt seit 1998 mit seinen Kollegen diese Technik.
Seynsche: Jetzt sind das zwölf Jahre Entwicklungszeit, aber gibt es denn schon irgendwo eine Teststrecke oder einen Plan?
Gäthke: Es gibt noch keine Teststrecke, es gibt eine Modellstrecke, aber noch keine richtige Teststrecke im Maßstab 1:1. Und deswegen haben ja gerade die Cargo-Cap-Leute heute zu dieser Fachtagung eingeladen. Weil sie hoffen, Interesse bei der Industrie und bei Logistikern zu erwecken. Die Technik ist nämlich in ihren Augen soweit, dass man langsam mit der Planung der ersten echten Strecke anfangen könnte.
Seynsche: Aber womit könnten sie denn einen Unternehmer locken? Warum sollte man Güter unterirdisch fahren lassen?
Gäthke: Weil das in den Augen der Forscher und auch in den Augen der Politik doch eine Reihe von Vorteilen hätte. Zum ersten Mal werden die Kapseln schneller als der LKW, wie wir gesagt haben. Und sie werden auch zuverlässiger, gerade bei so einem Wetter wie heute könnte man von so einer Güterröhre sagen: 'Alle reden vom Wetter, wir nicht.' Dazu kommt, die Kapseln fahren elektrisch, sie brauchen also keinen Diesel, sie erzeugen keine Stickoxide und auch keinen Feinstaub. Und wie viel CO2 sie erzeugen, das hängt dann vom Strommix ab.
Seynsche: Das klingt alles ganz gut, aber auch so ein bisschen nach Science-Fiction, oder?
Gäthke: Ja das klingt so, das ist aber nicht wirklich Science-Fiction. Es gibt immer wieder so Ideen, und es gab auch schon immer wieder Ideen, wie man Güter unter der Erde transportieren kann: Es wurde 2009 beispielsweise diskutiert in der Schweiz, ein Verein, PPP Schweiz heißt er, über einen Frachttunnel, der soll quer unter den Alpen durch von Westen nach Osten fahren und mehrere Wirtschaftsstandorte miteinander verbinden. In Belgien kamen Verkehrsforscher auf die Idee, Container unter dem Hafen von Antwerpen mit einem Förderband von einer Seite zur anderen Seite zu fahren. Underground Container Mover hieß diese Idee. Und in Italien sind Forscher auf die Idee gekommen, kleine Kapseln auf Magnetkissen durch das Rohr regelrecht zuschießen.
Seynsche: st so etwas denn überhaupt wirtschaftlich sinnvoll?
Gäthke: Ich würde mal sagen, die letzte Idee nicht unbedingt. Aber es ist tatsächlich keine heiße Luft. Es hat in der Vergangenheit einige Systeme gegeben, das bekannteste ist die so genannte Mail Rail in London, die fuhr von 1927 an, und sie hat in Spitzenzeiten zwölf Millionen Sendungen damit pro Jahr gefahren, zwischen den Hauptsortierstellen im Westen und im Osten der Stadt.
Seynsche: Und dieses Cargo Cap hat damit eine Zukunft, ist das ihre Einschätzung?
Gäthke: Ich finde, es ist schwer zu sagen. Ich würde meinen, wenn sie es so ähnlich machen wie die Mail Rail, dann ja. Das allererste, was man damals gemacht hat, was man auch heute wieder macht: man verzichtet auf allzu innovative Technik.
Seynsche: Und warum macht man das?
Gäthke: Man macht das einfach der Zuverlässigkeit wegen. Je innovativer die Technik ist, desto eher kann einmal etwas ausfallen, und das will man in einer Röhre nicht haben, weil dann das ganze System still steht. Natürlich braucht man ein paar Innovationen: Die Kapseln sollen automatisch fahren, sie sollen automatisch Abstand halten, sie sollen automatisch abbiegen können. Aber die meisten Techniken in diesen Kapseln sind absolut handelsüblich und erprobt. Deshalb glaube ich auch nicht, dass die Technik das Problem ist.
Seynsche: Was wäre denn dann das Problem?
Gäthke: Die Wirtschaftlichkeit wird das Problem werden bei diesem System. Es ist einfach teuer, solche Tunnel unter der Straße zu bohren. Und es ist auch teuer, völlig neue Bahnhöfe zu bauen. Das rechnet sich für ein Unternehmen so nach zwölf Jahren ungefähr. Mail rail war ein Erfolg, weil es nur einem Unternehmen gehörte und sich perfekt in ein logistisches System einpasste. So etwas müssen die Bochumer Forscher erst finden und es fällt schon so ein bisschen auf, das heute auf dieser Veranstaltung zum Beispiel offiziell keine Logistiker anwesend waren.