50 Jahre Klärschlammentsorgung in Kaiserslautern und anderswo in der Republik - kein Ruhmesblatt der Öko-Historie. Was man in den letzten fünf Jahrzehnten mit Klärschlamm gemacht hat, würde nach heutiger Gesetzeslage für fünfzig Jahre Gefängnis ausreichen, schmunzelt Rainer Grüner, Geschäftsführer der Wasser Ver- und Entsorgung, kurz WVE Kaiserslautern.
" Man wusste es nicht besser, es ist auch kein Vorwurf an die Vorgänger, sondern hier fehlten einfach die gesetzlichen Grundlagen und überhaupt vom Gesetzgeber irgendein Anreiz, Klärschlamm entsprechend zu verwerten, so dass man sich vor Ort helfen musste, und man hat's getan wie in den letzten tausend Jahren, man hat's einfach auf die Felder geworfen."
Meterdick auf den Acker, ohne Rücksicht auf Schwermetalle und Dioxine, die mit im Boden versickerten. In den letzten Monaten machten perflurierte Tenside im Klärschlamm Negativschlagzeilen, kurz PFT. Das sind krebserregende Industriechemikalien aus der Foto- und Textilindustrie, sie entstehen auch beim Verchromen und bei der Herstellung von Teflon. Ein vorübergehendes Problem, meint Claus Bergs vom Bundesumweltministerium. Er geht davon aus,
" dass durch Regelungen im Vorfeld der Klärschlammverwertung, also im Chemikalienbereich, die Belastungen genauso stark zurück gehen werden wie im Schwermetallbereich oder wie bereits bei den organischen Schadstoffen Dioxine und PCBs, wo wir erhebliche Rückgänge der Klärschlammbelastung in den vergangenen Jahren hatten. "
Weil man auch dort bei der Produktion angesetzt hat. Zusätzlich senkt demnächst die Novelle der Klärschlammverordnung die Grenzwerte für Schadstoffe, zum Beispiel Schwermetalle. Experten schätzen, dass nach Inkrafttreten der Novelle im kommenden Jahr die Hälfte aller anfallenden Schlämme als zu stark kontaminiert gelten - auf die Äcker dürfen sie dann nicht mehr ausgebracht werden. Trotz der Novelle, von der sich das Bundesumweltministerium einen Trend zur Gütesicherung erhofft, wollen Baden-Württemberg, Bayern und NRW ganz aus der landwirtschaftlichen Verwertung aussteigen - unkalkulierbare Risiken sieht die Stuttgarter Umweltministerin Tanja Gönner, CDU. Ihr widerspricht die Mainzer Amtskollegin Margit Conrad. Die Sozialdemokratin sieht in der Novelle die Chance,
" dass die Landwirte auf dieses hochwertige Substrat zur Bodenverbesserung weiter zurückgreifen können , das noch strengeren Anforderungen genügt und gleichzeitig aber wir dort, wo wir stärker belastete Klärschlämme haben, sie in eine andere nämlich energetische Verwertung geben können und durchaus in der Substitution von fossilen Energieträgern auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können."
Energetische Verwertung will heißen: Klärschlamm trocknen und mit verbrennen - in Kohlekraft- oder Zementwerken. Teilweise jedoch ist die Trocknung energieintensiv, sind Transportwege lang. Ob Klärschlamm unter ökologischen Aspekten besser in Kraftwerken oder auf Äckern aufgehoben ist, steht noch nicht fest. Weshalb Rainer Grüner bezweifelt, dass die Motive der drei großen Länder, mit der landwirtschaftlichen Verwertung Schluss zum machen, rein umweltbezogen sind. Wenn aus Abfall Brennstoff wird, ist das eine gute Einnahmequelle für die großen Kraftwerksbetreiber, meint er:
" Gerade, wenn Sie NRW oder Baden-Württemberg betrachten mit ihren Kraftwerken und ihrer Lobby liegt es nahe, den landwirtschaftlichen Ausstieg zu empfehlen, um hier ein Zusatzgeschäft zu machen."
... so der Chef des Stadtentwässerungsunternehmens, das zweigleisig fährt: es setzt zu siebzig Prozent auf landwirtschaftliche Verwertung und verarbeitet den Rest des Klärschlamms mit Hilfe der Abwärme aus einer Biogasanlage zu Granulat, Co 2-neutral produzierter Brennstoff für die Zementindustrie. Der Novelle sieht Grüner gelassen entgegen: durch scharfe Kontrollen und gründliche Vorreinigung der Abwässer sei sein Unternehmen gewappnet für die höheren ökologischen Anforderungen.
" Man wusste es nicht besser, es ist auch kein Vorwurf an die Vorgänger, sondern hier fehlten einfach die gesetzlichen Grundlagen und überhaupt vom Gesetzgeber irgendein Anreiz, Klärschlamm entsprechend zu verwerten, so dass man sich vor Ort helfen musste, und man hat's getan wie in den letzten tausend Jahren, man hat's einfach auf die Felder geworfen."
Meterdick auf den Acker, ohne Rücksicht auf Schwermetalle und Dioxine, die mit im Boden versickerten. In den letzten Monaten machten perflurierte Tenside im Klärschlamm Negativschlagzeilen, kurz PFT. Das sind krebserregende Industriechemikalien aus der Foto- und Textilindustrie, sie entstehen auch beim Verchromen und bei der Herstellung von Teflon. Ein vorübergehendes Problem, meint Claus Bergs vom Bundesumweltministerium. Er geht davon aus,
" dass durch Regelungen im Vorfeld der Klärschlammverwertung, also im Chemikalienbereich, die Belastungen genauso stark zurück gehen werden wie im Schwermetallbereich oder wie bereits bei den organischen Schadstoffen Dioxine und PCBs, wo wir erhebliche Rückgänge der Klärschlammbelastung in den vergangenen Jahren hatten. "
Weil man auch dort bei der Produktion angesetzt hat. Zusätzlich senkt demnächst die Novelle der Klärschlammverordnung die Grenzwerte für Schadstoffe, zum Beispiel Schwermetalle. Experten schätzen, dass nach Inkrafttreten der Novelle im kommenden Jahr die Hälfte aller anfallenden Schlämme als zu stark kontaminiert gelten - auf die Äcker dürfen sie dann nicht mehr ausgebracht werden. Trotz der Novelle, von der sich das Bundesumweltministerium einen Trend zur Gütesicherung erhofft, wollen Baden-Württemberg, Bayern und NRW ganz aus der landwirtschaftlichen Verwertung aussteigen - unkalkulierbare Risiken sieht die Stuttgarter Umweltministerin Tanja Gönner, CDU. Ihr widerspricht die Mainzer Amtskollegin Margit Conrad. Die Sozialdemokratin sieht in der Novelle die Chance,
" dass die Landwirte auf dieses hochwertige Substrat zur Bodenverbesserung weiter zurückgreifen können , das noch strengeren Anforderungen genügt und gleichzeitig aber wir dort, wo wir stärker belastete Klärschlämme haben, sie in eine andere nämlich energetische Verwertung geben können und durchaus in der Substitution von fossilen Energieträgern auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können."
Energetische Verwertung will heißen: Klärschlamm trocknen und mit verbrennen - in Kohlekraft- oder Zementwerken. Teilweise jedoch ist die Trocknung energieintensiv, sind Transportwege lang. Ob Klärschlamm unter ökologischen Aspekten besser in Kraftwerken oder auf Äckern aufgehoben ist, steht noch nicht fest. Weshalb Rainer Grüner bezweifelt, dass die Motive der drei großen Länder, mit der landwirtschaftlichen Verwertung Schluss zum machen, rein umweltbezogen sind. Wenn aus Abfall Brennstoff wird, ist das eine gute Einnahmequelle für die großen Kraftwerksbetreiber, meint er:
" Gerade, wenn Sie NRW oder Baden-Württemberg betrachten mit ihren Kraftwerken und ihrer Lobby liegt es nahe, den landwirtschaftlichen Ausstieg zu empfehlen, um hier ein Zusatzgeschäft zu machen."
... so der Chef des Stadtentwässerungsunternehmens, das zweigleisig fährt: es setzt zu siebzig Prozent auf landwirtschaftliche Verwertung und verarbeitet den Rest des Klärschlamms mit Hilfe der Abwärme aus einer Biogasanlage zu Granulat, Co 2-neutral produzierter Brennstoff für die Zementindustrie. Der Novelle sieht Grüner gelassen entgegen: durch scharfe Kontrollen und gründliche Vorreinigung der Abwässer sei sein Unternehmen gewappnet für die höheren ökologischen Anforderungen.