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Probleme beim Parken
Autos zu breit, Straßen zu eng

Abgebrochene Spiegel, kaum Platz zum Aussteigen - das sind nur einige Folgen von immer breiter werdenden Autos. Um Autofahrer für den Umfang ihrer Pkw zu sensibilisieren, hat die Polizei in Hannover eine Sensibilisierungskampagne gestartet. Und der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund fordert eine Neuregelung der Kfz-Steuer - entsprechend der Breite des Autos.

Von Susanne Schrammar |
    Viele Autos stehen am 2. Juni 2015 in Jena (Thüringen) auf einem Parkplatz
    Immer mehr Menschen haben Probleme beim Parken. Der Grund: Die Maße der Autos wachsen. (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    "Also, hier können Sie das nochmal genau sehen: Der Spiegel ragt in die Fahrbahn rein. Dieser Fahrer hat sein Fahrzeug leider nicht ganz an den Fahrbahnrand gestellt – selbst wenn er es gemacht hätte, würde der Außenspiegel immer noch leicht hineinragen, weil er einfach zu groß für diesen Parkstreifen ist."
    Mit einem Stapel blau-weißer Handzettel ist Polizeihauptkommissar Volker Klotz auf der Marienstraße in Hannover unterwegs.
    "Ich werde jetzt einen Flyer hinter die Windschutzscheibe hängen – in der Hoffnung, dass er das mitnimmt und beim nächsten Mal doch versucht, noch näher ranzufahren und vor allem seinen Außenspiegel einzuklappen."
    Fahrzeuge werden immer breiter
    Die Parkstreifen, die die enge vierspurige Einfahrtsstraße säumen, wirken ohne Fahrzeug eigentlich normal breit. Dennoch gibt es hier mehrmals die Woche demolierte Autospiegel und entsprechend Ärger.
    "Das Problem ist, dass die Fahrzeuge in den letzten Jahren immer breiter geworden sind und die Bürger geben sich nicht groß Mühe, ihr Fahrzeug richtig einzuparken, und dann passiert es eben, dass vorbeifahrende Fahrzeuge diesen Außenspiegel mitnehmen und dann haben wir unseren Schaden."
    Kampagne für richtiges Parken
    Und weil das immer häufiger vorkommt, will die Polizei Hannover mit einer Kampagne auf das Problem aufmerksam machen. Sie verteilt Flyer, spricht Bürger an, hat gemeinsam mit der Stadt Plakate aufgehängt und weist auf Parkautomaten mit Aufklebern darauf hin. Ein psychologischer Ansatz für ein Problem, das längst nicht nur Hannover betrifft. Seit den 70er-Jahren sind Pkw durchschnittlich etwa 15 Zentimeter breiter geworden. Der ADAC hat ermittelt, dass zwei Drittel der Neuwagen das Zweimeter-Limit überschreiten, das für viele linke Baustellenspuren auf Autobahnen gilt. Vor allem Seitenaufprallschutz und Seitenairbags, aber auch eine EU-Norm, die Außenspiegeln ein größeres Sichtfeld vorschreibt, haben für den Breitenzuwachs gesorgt. Christine Rettig vom ADAC Niedersachsen-Sachsen-Anhalt:
    "Es ist schon so, dass man oft gar nicht mehr merkt, wie breit das Auto geworden ist. Es ist ja nicht nur das Auto an sich, der Innenraum, der größer und komfortabler geworden ist, sondern meistens eben zusätzlich auch die Außenspiegel sind richtig 'fett' sagen wir jetzt mal."
    Aber Straßen und öffentliche Parkplätze sind in den vergangenen Jahrzehnten kaum mitgewachsen. Die Mindestbreite von 2,30 Metern, die für Parkplätze gilt, garantiert längst keinen beulenfreien Ausstieg mehr. Autoclubs fordern mindestens 20 Zentimeter mehr. Während viele Betreiber privater Parkhäuser reagieren – manche bieten für einen höheren Preis sogar spezielle Komfort-Parkplätze an – sehen die meisten Städte und Gemeinden bei vorhandenen Parkplätzen dafür wenig Spielraum. Thorsten Bullerdiek vom Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund.
    Höhere Kfz-Steuer für breite Autos?
    "Wenn wir denn die Parkplätze breiter machen, wird der Parkraum auch geringer und wir haben in Großstadtlagen jetzt schon zu wenige Parkplätze. Aber auf der anderen Seite glaube ich auch, dass in Zukunft die Fahrzeuge wieder etwas kleiner werden könnten, gerade wenn wir auf neue Antriebsarten setzen – also, hier groß was zu verändern, kann man den Kommunen im Moment nicht raten."
    Um die Zahl der immer breiter werdenden Autos einzudämmen, fordert der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund eine Neuregelung der Kfz-Steuer. So will er die Fahrzeuge künftig u.a. auch nach ihren Abmessungen besteuern. Ein Vorschlag, der für die enge Marienstraße in Hannover keine kurzfristige Lösung bietet. Hier wird die Polizeihauptkommissar Volker Klotz auch in den nächsten sechs Monaten regelmäßig unterwegs sein, um Autofahrern für das Problem zu sensibilisieren. Sein Tipp: Außenspiegel beim Parken grundsätzlich einklappen.
    "Es muss irgendwann mit der Zeit einfach drin sein: Ich steige aus, ich mache meinen Außenspiegel zu – wenn man da hin kommt, dann hat man viel erreicht."