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Probleme mit alternativen Energien in Ghana

Da ist jetzt die Küche hier. Heißes Wasser kommt hier solar an im ganzen Gebäude. Man hat hier jetzt einen 3000-Liter Heißwasserspeicher, der solar beheizt wird. Und diese Solaranlage substituiert etwa 40 bis 50 Kilowatt elektrisches Warmwasser. Das machen wir solar. Und das würde natürlich schon heftig viel Geld kosten, 3000 Liter permanent in dieser Temperatur zusammenzustellen.

von Monika Hoegen |
    Bernd Schmidt liebt Pionierarbeit. Der ehemalige Entwicklungshelfer, inzwischen Mitarbeiter der deutschen Firma UFE Solar aus Eberswalde, hat sich der Einführung von Solartechnik im westafrikanischen Ghana verschrieben. Gerne zeigt er Besuchern eins seiner Lieblingsprojekte - auf dem Dach des West African Examination Council, dem Ausbildungs- und Konferenzgebäude der regionalen Wirtschaftsvereinigung ECOWAS in Accra. Hier oben, wo die Sonne schon früh am Morgen heiß herunter brennt, wurden 20 Kollektoren mit einer Größe von je zwei Quadratmetern angebracht. An ihrer Seite verlaufen Rohre, durch die Wasser fließt – ein Liter pro Kollektor. Dieses Wasser wird von der Sonne erwärmt und dient, ähnlich einem Durchlauferhitzer, zur Erwärmung großer Wassertanks.

    Normalerweise wird warmes Wasser hier für den Hausgebrauch in den Hotels bis 90 Grad grundsätzlich in Ghana mit Elektrothermen erzeugt, Elektrothermen haben natürlich einen unwahrscheinlich schlechten Wirkungsgrad und sind dann dem entsprechend auch die Hauptstromverbraucher Nummer Eins neben den Klimaanlagen. Und Substitution solcher Elektrothermen durch solarthermische Anlagen unter Berücksichtigung der Solarstrahlung hier amortisieren sich in etwa drei bis fünf Jahren. Man kann sagen, in Hotels und so weiter, höchstens drei Jahre – hat man diese Investition raus.

    Nun will Schmidt noch mehr große Hotels in Ghana davon überzeugen, solche solarthermischen Anlagen zu installieren. Die Pläne des Deutschen decken sich mit denen der staatlichen Energiekommission, die den Erneuerbaren Energien einen großen Platz einräumen will. Nötig scheint das allemal. Die 18 Millionen Einwohner Ghanas werden derzeit zu 90 Prozent mit Wasserkraft-Strom versorgt, geliefert vom Volta-Hydropowerwerk bei Akosombo. Das war einst Prestigeobjekt des jungen, unabhängigen Ghana unter seinem ersten Präsidenten Kwame Nkrumah. Doch ausbleibende Niederschläge und lange Trockenperioden führen immer wieder zu einem Absinken des Wasserspiegels. Das Wasserkraftwerk kann die erforderliche Megawatt-Leistung nicht liefern.. Seit 1997 gerät Ghana von einer Stromkrise in die andere. Das Land, das einst selbst Strom exportierte, ist inzwischen auf Energieimporte angewiesen.

    Eine Umstellung auf Solartechnik wäre nicht nur für die Hotels in Ghana, sondern auch für andere Großverbraucher, wie zum Beispiel Krankenhäuser in abgelegenen Regionen, sinnvoll. Doch wie sollen solche Anlagen finanziert werden? Die Menschen auf dem Land, in Dörfern ohne Anbindung an das zentrale Stromnetz können sich die teure Installation einer Solaranlage nicht leisten. Nur durch finanzielle Hilfe von außen oder als Entwicklungsprojekt sind Solaranlagen, ob nun für Heißwasseraufbereitung oder Beleuchtung, in armen, ländlichen Gegenden derzeit realisierbar. Ein weiteres Hindernis sind hohe Subventionen für Strom, Benzin und Diesel unter dem langjährigen Herrscher Jerry John Rawlings. Zwar hob die neue Regierung unter Präsident Kufuor die Preise für Benzin um 60 und die für Strom und Wasser um 100 Prozent an, aber auch das reicht noch nicht aus. Die Stromtarife sind weiterhin nicht kostendeckend – schon gar nicht mit Blick auf Alternativquellen. Auch das Bemühen einer Schweizer Firma, entlang der Küste von Accra einen Windpark zu installieren, um so die Firmen im Hafen von Tema zu versorgen, scheiterte bisher am viel zu niedrigen Strompreis. Das weiß auch Kwame Ampofo, einst Mitglied der Energiekommission, jetzt privater Berater und Parlamentsabgeordneter.

    Also das Problem ist wirklich der Preis für den Strom, der ins Netz eingespeist werden soll. Das Projekt braucht etwa 8,9 Cent pro Kilowattstrom. Aber in Ghana kostet die Energie zur Zeit etwa fünf Cents. So machte es für uns zunächst keinen Sinn, eine teurere Quelle zu erschließen. Und viele Leute in Ghana sind arm, sie können sich noch nicht mal den billigen Strom leisten. Deshalb befürchtete die Regierung, wenn wir den Wind kriegen, und der Preis geht hoch, dann wird die Energie zu teuer.

    Dennoch will man den Strompreis in Ghana nun weiter anheben – schrittweise, um eine politische Krise zu verhindern. Unterdessen sind bei der Solarenergie durchaus schon Erfolge erzielt worden. 1991 gab es über 330 kleinere Solaranlagen in den Dörfern des Landes, heißt es bei der Energiekommission. Inzwischen sind es rund 3000 mit einer Gesamtleistung von 693 Kilowatt – zumeist Wasserpumpen, Solargeräte für Beleuchtung, Telekommunikation. Sie wurden allerdings mit ausländischer Hilfe finanziert. Das Energieministerium in Accra geht derzeit ebenfalls mit gutem Beispiel voran. Auf dem Dach und auf den Park-Unterständen für die Autos der Bediensteten wurden Solarzellen angebracht - als Backup für die Computer im Ministerium gedacht, wenn wieder mal der Strom aus dem Netz der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft ausfällt. Solarexperte Schmidt ist daher trotz aller Schwierigkeiten optimistisch.

    Im Vergleich zu anderen westafrikanischen Ländern lässt sich halt einschätzen, dass in Ghana der Boden für ausländische Unternehmen, ausländische Investoren eher geebnet zu sein scheint. Jedoch Bedarf an Solarenergie - so wie ich das einschätze - haben alle westafrikanischen Länder den gleichen. Das Problem für alle Solarleute, so wie wir es sind, ist halt, der Bedarf ist vorhanden, der Bedarf ist riesengroß, die zahlungsfähige Nachfrage eher gering. Und die lässt sich hier in Ghana unserer Ansicht nach eher akquirieren als beispielsweise in den Nachbarländern.