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Problemfall Altkleidersammlung

Die Spender hierzulande haben ein gutes Gefühl und die Empfänger in Afrika bekommen Kleidung, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Doch der Verkauf gebrauchter Kleidung in Entwicklungsländern stößt immer wieder auf Kritik: Heimische Produzenten würden durch die unschlagbar billige Konkurrenz aus dem reichen Norden ruiniert, eine eigenständige Entwicklung dadurch erschwert. , der Dachverband der gemeinnützigen Sammelorganisationen von Altkleidern ist bei einer Fachtagung in Köln diesem Vorwurf nachgegangen.

Von Susanne Kuhlmann |
    Viele Afrikaner wollen gebrauchte Kleidung kaufen. Sie ist erschwinglich, von guter Qualität und modisch. Die heimische Produktion kann den Bedarf nicht decken. Oliva Kinabo von der Caritas in Tansania, schildert die Situation in ihrer Heimat.

    "Nach der Unabhängigkeit wurde die einheimische Textilindustrie stark gefördert von der Regierung. Sie hat aber nicht das Wachstum bringen können, um den wachsenden Bedarf zu decken. Das liegt zum Teil an der Technologie, dass Tansania mit den neuen, sich schnell ändernden Technologien nicht mithalten konnte, dass zum anderen es häufig Elektrizitätsausfälle gibt, die Energieversorgung ist nicht sicher gestellt. Es gibt zum anderen hohe Lohnnebenkosten, die anfallen und ein nicht besonders qualifiziertes Management, das dazu führte, dass viele der damals gegründeten und staatlich geförderten Firmen wieder zusammengebrochen sind. "

    Nach der Unabhängigkeit galten in vielen Ländern festgelegte Preise für afrikanische Baumwolle. Später wurde der Markt freigegeben. Seitdem verkaufen die Farmer ihre Ware lieber auf dem Weltmarkt, wo sie mehr Geld bekommen. Früher investierten noch europäische Firmen in die afrikanische Textilindustrie. Jetzt arbeiten sie stattdessen mit Partnern in Osteuropa und Asien zusammen.

    Ein paar Textilunternehmen sind Tansania zwar noch geblieben. Aber sie produzieren zu teuer. Francisco Marti war für das Projekt des Dachverbands FairWertung in einigen Ländern Afrikas unterwegs, auch in Tansania.

    " Es kann zu den Kosten, die die Menschen sich leisten können, nicht produziert werden. Die Kaufkraft ist auch nach 30 Jahren Entwicklungshilfe so gering, dass es nach wie vor nicht möglich ist für die Mehrheit der Menschen, auf dem Markt lokal produzierte Kleidung zu kaufen. Für ein lokal produziertes Kleid kann ein Familienvater für die ganze Familie auf dem Gebrauchtkleidungsmarkt Kleidung kaufen. "

    Hat der Handel mit gebrauchten Kleidern den Niedergang der afrikanischen Textilindustrie befördert? Francisco Marti hat darüber mit Kirchenvertretern und Gewerkschaftern gesprochen. Sie sagten, dass sich der Markt für Gebrauchtkleidung erst entwickeln konnte, als die heimische Textilindustrie schon zusammengebrochen war. Aus den erwähnten Gründen. Vorher gab es Second-Hand-Kleidung nur als Hilfslieferung. Die heutige Form des Handels hat dagegen vielen Afrikanern Arbeit gegeben. Wo liegt also die Ursache der Armut?

    " Einen Gewerkschafter der Textilindustrie fragte ich, wie sie darüber denken. Und er gab mir die richtige Antwort: Die Menschen bei uns können sich die Kleidung, die wir herstellen, selbst nicht leisten. "

    Manche tansanischen Schneider sehen das allerdings anders, berichtet Oliva Kinabo von der Caritas.

    "Die Schneider in Tansania beklagen sich zum Teil darüber, dass sie möglicherweise zu wenig zu tun haben aufgrund der Kleiderimporte. Das stimmt aber nur teilweise, da viele auch die eingeführten Gebrauchtkleider als Rohstoff benutzen und daraus eigene Sachen in neuen Stilen fertigen. "

    Auch Francisco Marti weiß von Schneidern, die Nischen gefunden haben und so ihr Auskommen sichern.

    " Diese Nischen sind vor allem traditionelle Kleidung. Vor allem Frauen tragen zunehmend traditionelle Kleidung für festliche Angelegenheiten. Und dafür werden einheimische Baumwollstoffe hergestellt und gefärbt. Die werden nicht gefertigt von den Textilfabriken, sondern das ist die Hauptarbeit der Schneider, die zu nähen. Das sichert einigen Fabriken wieder ein Überleben, bis zu dem Punkt, dass eine Fabrik doppelt so viele Beschäftigte hat in Tansania, weil sie Schuluniformen herstellt für die ganze Region. "

    Wir leben in einer arbeitsteiligen Welt, in der kein Land mehr autark existieren kann. Das meint Petra Schrömgens, Pressereferentin vom Dachverband FairWertung. Bisher profitieren davon allerdings ausschließlich die reichen Länder.

    " Das Ziel muss sein, dass es faire Austauschbedingungen gibt. Dann würde die Debatte sich etwas verschieben, und die Afrikaner hätten nicht mehr unbedingt das Gefühl, dass sie nur billige Rohstofflieferanten sein sollen für die reiche Welt und gleichzeitig unsere Überschüsse aufnehmen sollen. "