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Professioneller Rapsanbau

Wenn sie jemanden in der Landwirtschaft fragen, welche Nutzpflanze auf dem Vormarsch ist, dann bekommen sie die Antwort: Raps. Allein seit der deutschen Einheit hat der Rapsanbau um 38 Prozent auf heute 1,12 Millionen Hektar Fläche in Deutschland zugelegt. Mit der gestiegenen Bedeutung gehen aber auch Probleme einher. Deshalb informieren Berater der Landwirtschaftskammern und aus der Wissenschaft Bauern darüber wie der Ertrag aus der Nutzpflanze hoch gehalten oder sogar gesteigert werden kann, wie gestern in Anröchte.

von Michael Dittrich |
    Raps ist derzeit der Knüller unter den Nutzpflanzen. Das liegt vor allem am historisch hohen Preis für die Krautpflanze, deren Samen viel hochwertiges Öl hervorbringen. Raps wird heute an der Chicagoer Terminbörse für rund 270 Euro pro Tonne gehandelt. Der Rapsanbau lohnt sich aber nicht nur deshalb, weiß der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer in Westfalen-Lippe, Josef Peitz, der als Landwirt selbst den Kreuzblütler anbaut.

    Der Rapsanbau ist deshalb so sehr bedeutend, weil er erstens Mal vom Preis her interessant geworden ist. Er ist aber auch deshalb so interessant, weil er von der Fruchtfolge her sehr bedeutend für einen Ackerbaubetrieb geworden ist. (1.05) Der Raps hat einen sehr hohen Vorfruchtwert. Stellen Sie sich vor, sie bauen einen Weizen an, nach Triticale oder Wintergerste, dann können sie damit rechnen im Verhältnis nach Raps, dass sie in etwa 10-15 Prozent mindere Erträge erzielen und das wirkt sich natürlich stark im Portmonee aus. Starker Rapsanbau birgt natürlich auch Gefahren in sich.

    Weil der Raps eine so einträgliche Pflanze ist, gab es in den vergangenen Jahren den Hang zu schnellen Fruchtfolgen. Das zeigte sich in Ostdeutschland am deutlichsten. Dort baute man zu DDR Zeiten noch alle fünf Jahre Raps an, heute ist die Fruchtfolge auf drei geschrumpft. Das führte aber zu erheblichen Problemen bei den Schädlingen. Insbesondere der Pilzbefall bereitet den Bauern deutliche Ertragseinbußen - nicht selten bis zu 10 Prozent der Anbaufläche. Gleichzeitig zeigte sich, dass bei bestimmten Pilzen die Pflanzenschutzmittel hier kaum wirken. Hilfe kommt von der Wissenschaft. Professor Andreas von Tiedemann von der Georg-August Universität Göttingen forscht seit Jahren an einer Methode, mit einem Pilz den Schädlingspilz, die Sklerotien zu bekämpfen und kann Erfolge vorweisen.

    Die Empfehlung ist die, dass man das Mittel direkt auf den Boden aufbringt, wir müssen es dorthin bringen wo die Sklerotien sind, die sind im Boden. 2.07 Es ist ja ein lebender Pilz, den wir da einsetzen, der ein Gegenspieler zu dem Schadpilz bildet und wenn es gelingt den Schadpilz in diesem Moment zu treffen, dann wird er vernichtet.

    Das Mittel ist mittlerweile unter dem Namen Contans auf dem Markt, wird aber von den Landwirten nicht genügend angenommen. Dabei hält Professor von Tiedemann diese Nachhaltigkeit für unerlässlich, will der Bauer auch in Zukunft noch 4 Tonnen Raps aus einem Hektar Fläche herausholen. Am Preis kann es nicht liegen. Der entspricht in etwa dem für die üblichen Fungizide. Außerdem:

    Damit vergleicht man aber immer noch Äpfel mit Birnen, denn ist ja die Wirksamkeit eine ganz andere, die man mit einer biologischen Behandlung erzielt, ist nachhaltig, sie ist langanhaltend. Sie können feststellen, dass noch nach vier Jahren ein Effekt im Boden ist, sie bekommen also eine langanhaltende Wirkung, die sie mit einer chemischen Methode nie erreichen.

    Verlockend dabei ist, dass man auch mit beiden Methoden gleichzeitig den Pilz-Befall bekämpfen kann, damit notleidende Höfe weiter intensiv wirtschaften können. Aber es gibt auch andere Hoffnungen, durch Raps mehr Geld zu verdienen. Jan Peters ist Geschäftsführer eines polnischen Großbetriebes und als Rapsexperte wirbt er für mehr globales Denken unter den Bauern.

    Das Verkaufen des Landwirtes wie früher an den Landhändler aus dem Bauch heraus, dann, wenn man meint, der Preis wäre gut, das gehört sicher nicht mehr in die zukunftsträchtige Vermarktung. Viele Großbetriebe im Osten sind sicher ein gutes Beispiel dafür, dass man sich heute sogenannte Terminmärkte anschaut, dass heißt, man schaut heute schon mal nach, was kann ich für meine Ware jetzt in den kommenden Monaten oder im nächsten Frühjahr bekommen.

    Wem das System zu undurchsichtig ist, der kann auch mit seinem Landhandel sprechen, ob er das für ihn erledigt. Die Terminbörse in Chicago bietet für den 1.1.2003 für eine Tonne Raps 10 Euro mehr als noch heute. Ganz gleich, wer Raps angebaut hat, und wann er es verkauft, die Aussichten sehen freundlich aus, wie sich der Experte auszudrücken pflegt.

    Rapsöl ist ein gefragtes Produkt nicht nur für die Lebensmittelindustrie, sondern auch im Biodiesel-Bereich und diese beiden starken Nachfrageströme werden dazu führen, dass der Rapsmarkt auf Dauer für die Produktion in der Landwirtschaft interessant bleibt.