Profisport ohne Zuschauer, kein BreitensportSportausschuss mit Corona-Maßnahmen unzufrieden
Geisterspiele im Profisport, der Breitensport wird komplett eingestellt. Das haben Bund und Länder am Mittwoch beschlossen. Eine Entscheidung, die die Abgeordneten des Sportausschusses nur schwer nachvollziehen können.
Hören Sie unsere Beiträge in der Dlf Audiothek- Im Profisport werden im November in Deutschland keine Zuschauer zugelassen. (dpa)
Berliner Abgeordneter Isenberg "Zeit von Großveranstaltungen längst vorbei"
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Der Tenor im Sportausschuss war nach der Sitzung am späten Nachmittag eindeutig: Die neuen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus im Sportbereich sind in dieser Form unangebracht und zu weitgehend: "Ich bin nicht sehr glücklich damit", sagte die Ausschussvorsitzende Dagmar Freitag von der SPD mit Blick auf den Beschluss, im November alle Profisport-Veranstaltungen ohne Zuschauer stattfinden zu lassen. "Weil wir ja gesehen haben, dass die strengen Hygienekonzepte funktioniert haben. Mir sind keine Sportveranstaltungen bekannt, die sich zu einem Hot-Spot oder Superspreader entwickelt haben. So werden wir Akzeptanz in der Bevölkerung verlieren."
"Ich glaube es ist eine Überreaktion", befand auch Frank Steffel, Obmann der Unionsfraktion im Sportausschuss und zugleich Präsident des Handballbundesligisten Füchse Berlin.
Opposition hält Maßnahmen für unverhältnismäßig
Auch die Opposition hält die neuen Maßnahmen für unverhältnismäßig. "Es ist eine Katastrophe für den Sport. Man hätte mehr mit Weitsicht agieren müssen. Es ist ja nirgendwo etwas passiert", sagte FDP-Sportpolitikerin Britta Dassler. André Hahn von der Linken sagte: "Ich halte es für einen ganz schweren Fehler. In großen Stadien Abstand zu halten ist möglich. Ich sehe da überhaupt kein großes Problem."
(imago / Picture Point LE)"Zeit von Großveranstaltungen längst vorbei"
In Zeiten von "galoppierenden Infektionszahlen" kritisiert Thomas Isenberg (SPD, Berliner Abgeordnetenhaus) Großveranstaltungen deutlich.
Zuletzt hatten besonders die Vertreter von Teamsport Deutschland, also der Profiligen fernab des Fußballs, zum Beispiel aus Handball, Eishockey und Basketball, unisono davor gewarnt, dass sie ganz ohne Zuschauereinnahmen nur schwer überleben könnten. Bislang war in einer Testphase je nach regionalem Inzidenzwert eine Auslastung von maximal 20 Prozent erlaubt.
Ausschuss prüft Kostenerstattungen
Bei den Haushaltsberatungen für das kommende Jahr wird im Sportausschuss derzeit daher geprüft, ob der Bund weitere Kosten der Vereine z.B. für Corona-Tests oder die Erstellung und Durchführung der Hygienekonzepte erstattet. Von den bereits seit Wochen bereitgestellten 200 Millionen Euro für Corona-bedingte, entgangene Ticketeinnahmen sind bislang nur 12,5 Millionen Euro für 47 Antragsteller*innen bewilligt.
Neben dem Profisport ist von den neuen Maßnahmen aber auch der Breitensport betroffen. Dass hier sowohl Trainings- als auch Wettkampfbetrieb eingestellt werden müssen, kann Linken-Politiker André Hahn nicht nachvollziehen. "Dem Sport jetzt wieder die Grundlage zu entziehen, ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar und nicht richtig."