Die Bundesregierung geht mit drei Hauptanliegen in die Konferenz von Curitiba. Zunächst liegt ihr daran, ein globales Netz von Schutzgebieten zu schaffen. Naturparks sollen von der Weltgemeinschaft kontrolliert und mitfinanziert werden. Weiteres Thema ist der Einsatz gegen die so genannte Terminator-Technologie: Aus gentechnisch verändertem Saatgut keimen Pflanzen, die ihrerseits keine Nachkommen mehr hervorbringen können. Ein Bündnis von Nichtregierungsorganisationen hat die Bundesregierung aufgefordert, mehr gegen den Einsatz dieser Technologie zu tun, unter ihnen auch der Evangelische Entwicklungsdienst. Dort zuständig für die Fragen der Nutzung biologischer Vielfalt in der Dritten Welt ist Michael Frein. Die Länder der Europäischen Union sollen darauf hinwirken, ein schon bestehendes Moratorium gegen die so genannten Terminator-Technologien verbindlich festzulegen:
"Der Punkt, der uns insbesondere aus entwicklungspolitischer Sicht daran stört, ist natürlich der, dass dies dazu führt, dass die Bauern gezwungen werden, immer wieder neues Saatgut zu kaufen. Gerade in Entwicklungsländern ist dieses ein besonderes Problem, weil wir da natürlich mit dem Problem konfrontiert sind, dass es sich in der Hauptsache um arme Bauern handelt, die sich das einfach auch nicht leisten können."
Weiteres Thema ist der so genannte gerechte Vorteilsausgleich. Länder der Dritten Welt und indigene Völker sollen beteiligt werden, wenn aus genetischen Ressourcen und ihrem traditionellen Wissen in den Industrieländern Gewinne gemacht werden. Michael Frein nennt ein Beispiel aus dem südlichen Afrika:
"Die San kennen seit Jahrhunderten die Hoodia-Pflanze, die sie nutzen, um in Zeiten der Not Hunger und Durst zu stillen. Diese Hoodia-Pflanze enthält einen appetitzügelnden Wirkstoff, den man dann industriell nutzt und hier in Europa und den USA ordentlich vermarktet natürlich auch als Diätprodukt auf den Markt bringen kann."
Die Delegation der Bundesregierung in Curitiba zieht hier im Prinzip an einem Strang mit den Nichtregierungsorganisationen. Dissens gibt es jedoch innerhalb des Kabinetts, sagt Michael Frein. Im Umweltministerium und im Entwicklungshilfeministerium befördere man den gerechten Vorteilsausgleich, im Bundeswirtschaftsministerium dagegen behindere man ihn:
"Das Wirtschaftsministerium vertritt eine Position, die sieht ungefähr so aus: Nein, wenn die deutschen Konzerne oder auch die Konzerne in der Europäischen Union sich im Süden denn umsonst bedienen können, warum sollen wir jetzt dafür sorgen, dass sie dafür zahlen sollen?"
Delegationsleiter der Deutschen in Curitiba ist Jochen Flasbarth, im Bundesumweltministerium Leiter der Abteilung Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung. Er beruft sich auf die so genannten Bonner Leitlinien, in denen festgelegt wurde, wie ein gerechter Vorteilsausgleich funktionieren könnte:
"Dafür gibt es ganz konkrete Regeln, dass nämlich, wenn ein Unternehmen in einem Entwicklungsland Forschungen betreibt, um solche Ressourcen zu nutzen, es zunächst einmal ganz transparent alle Beteiligten vor Ort darüber unterrichten muss. Das heißt, die Regierung des entsprechenden Staates ist zu unterrichten, und von dort aus sind auch die lokalen Gemeinschaften zu unterrichten, und wenn dann eine Substanz extrahiert wird, aus der man etwas wirtschaftlich Nutzbares entwickeln kann, dann ist darüber ein Vertrag zwischen den Beteiligten zu schließen."
Klare Regeln, die für alle gelten sollen, das will die Bundesregierung in Curitiba erreichen. Und auch in Sachen Terminator-Technologie will man hart bleiben und nicht zulassen, dass sie eingesetzt wird, bevor man mehr über sie weiß. Jochen Flasbarth:
"Deutschland hat sich bei den letzten Vertragsstaatenkonferenzen gemeinsam mit der EU gegen den Einsatz der Technologie und für ein Moratorium ausgesprochen, damit mehr erforscht werden kann über sowohl ökologische Folgen als auch über sozioökonomische Folgen dieser Technologie. Und es ist vereinbart, dass wir diese Haltung auch jetzt in Curitiba wieder so einnehmen werden, das ist auch innerhalb der EU abgestimmt."
Denn die Bundesregierung bleibt bei ihrer Absicht, mit dafür zu sorgen, dass bis zum Jahr 2010 das globale Artensterben signifikant reduziert wird, ein ambitioniertes Ziel, das sich die Weltgemeinschaft im Jahr 2002 gesetzt hat.
"Der Punkt, der uns insbesondere aus entwicklungspolitischer Sicht daran stört, ist natürlich der, dass dies dazu führt, dass die Bauern gezwungen werden, immer wieder neues Saatgut zu kaufen. Gerade in Entwicklungsländern ist dieses ein besonderes Problem, weil wir da natürlich mit dem Problem konfrontiert sind, dass es sich in der Hauptsache um arme Bauern handelt, die sich das einfach auch nicht leisten können."
Weiteres Thema ist der so genannte gerechte Vorteilsausgleich. Länder der Dritten Welt und indigene Völker sollen beteiligt werden, wenn aus genetischen Ressourcen und ihrem traditionellen Wissen in den Industrieländern Gewinne gemacht werden. Michael Frein nennt ein Beispiel aus dem südlichen Afrika:
"Die San kennen seit Jahrhunderten die Hoodia-Pflanze, die sie nutzen, um in Zeiten der Not Hunger und Durst zu stillen. Diese Hoodia-Pflanze enthält einen appetitzügelnden Wirkstoff, den man dann industriell nutzt und hier in Europa und den USA ordentlich vermarktet natürlich auch als Diätprodukt auf den Markt bringen kann."
Die Delegation der Bundesregierung in Curitiba zieht hier im Prinzip an einem Strang mit den Nichtregierungsorganisationen. Dissens gibt es jedoch innerhalb des Kabinetts, sagt Michael Frein. Im Umweltministerium und im Entwicklungshilfeministerium befördere man den gerechten Vorteilsausgleich, im Bundeswirtschaftsministerium dagegen behindere man ihn:
"Das Wirtschaftsministerium vertritt eine Position, die sieht ungefähr so aus: Nein, wenn die deutschen Konzerne oder auch die Konzerne in der Europäischen Union sich im Süden denn umsonst bedienen können, warum sollen wir jetzt dafür sorgen, dass sie dafür zahlen sollen?"
Delegationsleiter der Deutschen in Curitiba ist Jochen Flasbarth, im Bundesumweltministerium Leiter der Abteilung Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung. Er beruft sich auf die so genannten Bonner Leitlinien, in denen festgelegt wurde, wie ein gerechter Vorteilsausgleich funktionieren könnte:
"Dafür gibt es ganz konkrete Regeln, dass nämlich, wenn ein Unternehmen in einem Entwicklungsland Forschungen betreibt, um solche Ressourcen zu nutzen, es zunächst einmal ganz transparent alle Beteiligten vor Ort darüber unterrichten muss. Das heißt, die Regierung des entsprechenden Staates ist zu unterrichten, und von dort aus sind auch die lokalen Gemeinschaften zu unterrichten, und wenn dann eine Substanz extrahiert wird, aus der man etwas wirtschaftlich Nutzbares entwickeln kann, dann ist darüber ein Vertrag zwischen den Beteiligten zu schließen."
Klare Regeln, die für alle gelten sollen, das will die Bundesregierung in Curitiba erreichen. Und auch in Sachen Terminator-Technologie will man hart bleiben und nicht zulassen, dass sie eingesetzt wird, bevor man mehr über sie weiß. Jochen Flasbarth:
"Deutschland hat sich bei den letzten Vertragsstaatenkonferenzen gemeinsam mit der EU gegen den Einsatz der Technologie und für ein Moratorium ausgesprochen, damit mehr erforscht werden kann über sowohl ökologische Folgen als auch über sozioökonomische Folgen dieser Technologie. Und es ist vereinbart, dass wir diese Haltung auch jetzt in Curitiba wieder so einnehmen werden, das ist auch innerhalb der EU abgestimmt."
Denn die Bundesregierung bleibt bei ihrer Absicht, mit dafür zu sorgen, dass bis zum Jahr 2010 das globale Artensterben signifikant reduziert wird, ein ambitioniertes Ziel, das sich die Weltgemeinschaft im Jahr 2002 gesetzt hat.