"Das war nicht meine Idee, sondern eine Idee, die wir schon seit den frühen 80er Jahren hatten. Uns ging es darum, über die Grenzen unserer Demokratie hinaus zu schauen, um zu erfahren, was es dort für ein Kunstschaffen gibt. Das dortige Kunstschaffen ist unbekannt, deshalb unsere Entscheidung."
Die schwedische Kunsthistorikerin Bell Johannson, die an der Vorbereitung der 3Mostra internazionale d1Arte2 mitbeteiligt ist, begrüßt es, dass auf der diesjährigen Biennale in Venedig zum ersten Mal auch Länder wie Afghanistan und Ägypten, wie Syrien, alle Länder Zentralasiens und der Iran ausstellen. Staaten, in denen Demokratie und freie Meinungsäußerung häufig noch Fremdworte sind. Dass nun zum ersten Mal überhaupt Künstler aus diesen Ländern nun Werke in Venedig ausstellen werden, ist eine absolute Neuheit auf der 52. Kunst-Biennale. Der US-amerikanische Biennale-Direktor Robert Storr begrüßt diese Entwicklung.
Der Franzose Richard Peduzzi, der der Villa Medici in Rom vorsteht, die jedes Jahr Stipendien an französische Künstler vergibt, und der seit Jahren als einer der kritischsten Beobachter der Biennale gilt, sieht das ähnlich:
"Die Kulturpolitik, so wie ich sie verstehe, sollte darin bestehen, sich zu öffnen, für alle Kunstformen, egal, wie sie daherkommen und wo sie herkommen. Mich interessiert es einfach, wer was zum Beispiel in einem Land wie dem Iran macht. Was gibt es da für Künstler, was schaffen sie? Die Biennale gibt uns auch die Möglichkeit, mit diesen Künstlern zu sprechen, uns ihre Sicht der Dinge in diesem Land erklären zu lassen. Das interessiert doch nicht nur Franzosen, sondern auch Italien und ganz Europa."
Noch ist nicht hundertprozentig klar, welche Künstler aus dem Iran und den anderen autokratisch geführten Staaten nach Venedig kommen. Doch schon wird heftig debattiert. Kurz vor der Eröffnung der Pforten der Kunst-Biennale sorgt die Präsenz von, so die Tageszeitung "la Repubblica", "Regimekünstlern" für Aufsehen, für Diskussionen und Polemiken. "Wen schicken die denn nach Venedig?", fragt in der aktuellen Ausgabe des "Giornale dell1Arte", Italiens angesehenstes Kunstmagazin, der Kunsthistoriker Vittorio Sgarbi, ein entschiedener Gegner der Künstlerpräsenz aus dem Iran, "doch nur solche Leute", so Sgarbi, "die regimetreu, die angepaßt sind". Seiner Kritik schließen sich nicht wenige Kunstmacher und Kunstexperten. Darunter auch der römische Kunsthistoriker Maurizio Calvesi:
"Ich erwarte mir aus diesen Ländern keine Kunst, die sich wie bei uns beispielsweise an Massenmedien inspiriert oder an Umweltproblemen. Das ist schon interessant, aber die Frage ist doch, ob es sich um Regime- also Propagandakunst handelt oder um freie Kunst. Das muss geklärt werden. Man kann keine Regimekunst ausstellen. Auf jeden Fall sollte man diese Teilnahme besser hinterfragen."
Auch die Volksrepublik China wird mit einem eigenen Pavillon vertreten sein. In diesem Fall ist es bisher zu keinen Diskussionen gekommen, denn, so Calvesi, dort könnten sich Künstler frei bewegen und würden keinerlei Zensur unterliegen. Anders liege aber der Fall im Iran oder auch in Ägypten, wo Kunstschaffende, die zum Beispiel das Thema Homosexualität ansprechen, verfolgt werden und in Arbeitslagern landen. Der Kunsthistoriker Ludovico Pratesi, einer der besten italienischen Kenner zeitgenössischer Kunst, spricht sich hingegen für die absolute Offenheit der Kunst-Biennale aus:
"Das ist doch eine richtig gute Initiative, denn wir wollen doch wissen, was in diesen Ländern künstlerisch los ist. Und: schon die jetzige Diskussion um Regimekunst und freie Kunst ist doch anregend. Dass wir Kunst aus dem Iran und Ägypten usw. ausstellen, zeigt doch, dass wir offen sind und uns der Debatte stellen. Mir geht es nicht um einen intellektuelle Zusammenstoß, sondern um einen Dialog."
Für Kritik sorgt auch die Entscheidung von Biennaledirektor Storr erstaunlich viele berühmte Künstler auszustellen. Rund ein Drittel aller in Venedig gezeigten Werke stammt von den Großen Namen der Kunstszene: Louise Bourgeois, 96 Jahre, Sol Lewitt, 79, Robert Ryman, 77, Gerhard Richter, 75, und so weiter. Gefordert werden von den Kritikern dieser Entscheidung mehr junge, mehr Nachwuchskünstler und weniger Bekanntes. Vielleicht will Robert Storr damit auf seine Weise der blassen Gefälligkeit und Blutarmut der gängigen Marktkunst, die zu einem großen Teil von jungen Künstlern dominiert wird, den Kampf ansagen. Geäußert hat er sich zu den Vorwürfen noch nicht.
Die schwedische Kunsthistorikerin Bell Johannson, die an der Vorbereitung der 3Mostra internazionale d1Arte2 mitbeteiligt ist, begrüßt es, dass auf der diesjährigen Biennale in Venedig zum ersten Mal auch Länder wie Afghanistan und Ägypten, wie Syrien, alle Länder Zentralasiens und der Iran ausstellen. Staaten, in denen Demokratie und freie Meinungsäußerung häufig noch Fremdworte sind. Dass nun zum ersten Mal überhaupt Künstler aus diesen Ländern nun Werke in Venedig ausstellen werden, ist eine absolute Neuheit auf der 52. Kunst-Biennale. Der US-amerikanische Biennale-Direktor Robert Storr begrüßt diese Entwicklung.
Der Franzose Richard Peduzzi, der der Villa Medici in Rom vorsteht, die jedes Jahr Stipendien an französische Künstler vergibt, und der seit Jahren als einer der kritischsten Beobachter der Biennale gilt, sieht das ähnlich:
"Die Kulturpolitik, so wie ich sie verstehe, sollte darin bestehen, sich zu öffnen, für alle Kunstformen, egal, wie sie daherkommen und wo sie herkommen. Mich interessiert es einfach, wer was zum Beispiel in einem Land wie dem Iran macht. Was gibt es da für Künstler, was schaffen sie? Die Biennale gibt uns auch die Möglichkeit, mit diesen Künstlern zu sprechen, uns ihre Sicht der Dinge in diesem Land erklären zu lassen. Das interessiert doch nicht nur Franzosen, sondern auch Italien und ganz Europa."
Noch ist nicht hundertprozentig klar, welche Künstler aus dem Iran und den anderen autokratisch geführten Staaten nach Venedig kommen. Doch schon wird heftig debattiert. Kurz vor der Eröffnung der Pforten der Kunst-Biennale sorgt die Präsenz von, so die Tageszeitung "la Repubblica", "Regimekünstlern" für Aufsehen, für Diskussionen und Polemiken. "Wen schicken die denn nach Venedig?", fragt in der aktuellen Ausgabe des "Giornale dell1Arte", Italiens angesehenstes Kunstmagazin, der Kunsthistoriker Vittorio Sgarbi, ein entschiedener Gegner der Künstlerpräsenz aus dem Iran, "doch nur solche Leute", so Sgarbi, "die regimetreu, die angepaßt sind". Seiner Kritik schließen sich nicht wenige Kunstmacher und Kunstexperten. Darunter auch der römische Kunsthistoriker Maurizio Calvesi:
"Ich erwarte mir aus diesen Ländern keine Kunst, die sich wie bei uns beispielsweise an Massenmedien inspiriert oder an Umweltproblemen. Das ist schon interessant, aber die Frage ist doch, ob es sich um Regime- also Propagandakunst handelt oder um freie Kunst. Das muss geklärt werden. Man kann keine Regimekunst ausstellen. Auf jeden Fall sollte man diese Teilnahme besser hinterfragen."
Auch die Volksrepublik China wird mit einem eigenen Pavillon vertreten sein. In diesem Fall ist es bisher zu keinen Diskussionen gekommen, denn, so Calvesi, dort könnten sich Künstler frei bewegen und würden keinerlei Zensur unterliegen. Anders liege aber der Fall im Iran oder auch in Ägypten, wo Kunstschaffende, die zum Beispiel das Thema Homosexualität ansprechen, verfolgt werden und in Arbeitslagern landen. Der Kunsthistoriker Ludovico Pratesi, einer der besten italienischen Kenner zeitgenössischer Kunst, spricht sich hingegen für die absolute Offenheit der Kunst-Biennale aus:
"Das ist doch eine richtig gute Initiative, denn wir wollen doch wissen, was in diesen Ländern künstlerisch los ist. Und: schon die jetzige Diskussion um Regimekunst und freie Kunst ist doch anregend. Dass wir Kunst aus dem Iran und Ägypten usw. ausstellen, zeigt doch, dass wir offen sind und uns der Debatte stellen. Mir geht es nicht um einen intellektuelle Zusammenstoß, sondern um einen Dialog."
Für Kritik sorgt auch die Entscheidung von Biennaledirektor Storr erstaunlich viele berühmte Künstler auszustellen. Rund ein Drittel aller in Venedig gezeigten Werke stammt von den Großen Namen der Kunstszene: Louise Bourgeois, 96 Jahre, Sol Lewitt, 79, Robert Ryman, 77, Gerhard Richter, 75, und so weiter. Gefordert werden von den Kritikern dieser Entscheidung mehr junge, mehr Nachwuchskünstler und weniger Bekanntes. Vielleicht will Robert Storr damit auf seine Weise der blassen Gefälligkeit und Blutarmut der gängigen Marktkunst, die zu einem großen Teil von jungen Künstlern dominiert wird, den Kampf ansagen. Geäußert hat er sich zu den Vorwürfen noch nicht.