Sieben Jahre ist es nun her, dass Veith Hennemann entschied: Die Prostata soll raus. Sie war mit Krebs befallen; die Ärzte hatten ihn zwar als nicht sehr aggressiv eingestuft, aber der damals 73jährige wollte auf Nummer sicher gehen. Direkt nach der OP sagten ihm die Ärzte: Leider konnten wir weder Nerven noch Gefäße schonen. Veith Hennemann wurde nach 10 Tagen entlassen und schloss direkt eine Reha an.
"In der Reha wurde zunächst mal ein Test durchgeführt, da bekommt man eine Vorlage eingelegt, man muss einen halben Liter Wasser trinken, dann muss man Treppen steigen und Bewegungen machen, das läuft alles in einer gewissen Zeit ab, dann wird der verloren gegangene Urin gewogen. Das waren bei mir 16 Gramm, und als die Kur vorbei war, war es nur noch ein Gramm."
Hauptprogramm in der Reha war ein intensives Beckenbodentraining, um den einzigen, noch verbliebenen Schließmuskel um den Harnleiter herum zu unterstützen. Die Muskeln des Beckenbodens wurden dabei in zahlreichen Übungen immer wieder stimuliert. Und insgesamt sollten die Patienten ein Gefühl für die abdichtende Wirkung des Beckenbodens entwickeln.
"Ich bin heute - kann ich sagen - trocken. Nur es ist Folgendes: Es schleicht sich so ganz langsam wieder ein, diese Inkontinenz. Wenn sie vier Winterreifen gewechselt haben, dann geht ein bisschen in die Hose. Aber ich bin im Moment noch der Meinung, dass das nicht zu behandeln ist."
Ein weiteres Problem seit seiner Operation: Die Erektion bleibt aus. Ein ganz normaler, spontaner Geschlechtsverkehr ist für ihn nicht mehr möglich.
Man hat mir auch angeboten diese Hilfsmittel, die da sind wie Glocken und Spritzen in den Penis und so weiter, aber da habe ich nicht gewollt. Vorher waren wir beide, also meine Freundin und ich, sehr aktiv, aber es ging eben nicht nach der Operation und auch längere Zeit nicht. Man hätte also Viagra nehmen müssen, ich war mir mit meiner Freundin einig, das war eine schöne Zeit mit uns und es geht jetzt nicht mehr und ist auch nicht mehr zurückzuholen."
Veith Hennemann sagt das alles ganz nüchtern, gibt offen zu: Ich bin impotent. Doch manchmal kommen auch Zwischentöne:
"So abgeklärt, wie ich es sage, ist es nicht. Es ist ein Verlust, kann ich nur sagen."
Doch ein Gedanke ist ihm auch immer wieder ein Trost: Krebs ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Und er hat sie besiegt.