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Protest aus dem katholischen "Fetzenreich"

In Trier, Saarbrücken und Koblenz sollen die Hochschulgemeinden geschlossen. Das ist Teil eines 40 Millionen Euro starken Sparpakets, welches das Bistum Anfang Juni verkündet hat. Doch gegen diese Pläne gibt es massiven Protest.

Von Marc Steffgen |
    Eine Treppe führt hinunter in Triers älteste Studentenkneipe, das Fetzenreich. Trotz der Semesterferien versammeln sich an diesem Abend rund 30 Studenten: Sie spielen Karten, Kickern oder unterhalten sich. Nirgendwo ist katholische Kirche in Trier weltlicher als hier. Es gibt ein reichhaltiges Whiskey-Sortiment, Absinth Cocktails – und das alles zu konkurrenzlos günstigen Preisen. An der Theke steht Tom, der 19-jährige Student ist hier Stammgast. Mit der katholischen Kirche hat er laut eigener Aussage wenig zu tun doch die geplante Schließung der Katholischen Hochschulgemeinde und damit auch der Kneipe Fetzenreich würde auch ihn treffen.

    "Habe hier viele Freunde getroffen, gehe auch hier hin, wenn mir langweilig ist. Man trifft immer Leute hier, die man kennt."

    Angie Wanka steht ein Mal die Woche im Fetzenreich hinter dem Tresen. Die 20-jährige Jurastudentin kennt die meisten Gäste und weiß, die Kneipe ist für viele Studenten der erste Kontakt mit der Kirche.

    "Das hier ist voll wichtig für die katholische Kirche. Gerade weil hier viele junge Leute hinkommen, finde ich das wichtig, das hier zu erhalten. Wenn man sich komplett alles abschneidet, wo die Jugend hinkommt – das finde ich nicht sinnvoll."

    Die Hochschulgemeinde versteht sich vor allem als seelsorgerische Hilfe für die Studenten. Neben Kneipe und Café gibt es Gottesdienste, Vortragsabende, Gebetskreise und Studienfahrten. Ralph Hildesheim ist seit fast drei Jahren Hochschulpfarrer in Trier. Seitdem die Sparpläne auf dem Tisch liegen, hat er sich mit den Vertretern der anderen betroffenen Hochschulgemeinden in Saarbrücken und Koblenz zusammengetan.

    Überzeugungsarbeit statt blindem Aktionismus lautet die Devise. Und die Protestwelle rollt: Mehr als 1200 Unterschriften und Protestkarten an den Bischof konnten die Gemeinden einsammeln. Ihre Forderung: Die Kirche muss weiterhin an den Hochschulen präsent sein.

    "Die Studenten sind die künftige Leistungselite des Landes und die Meinungsmacher von morgen. Das hätte fatale Folgen für die Kirche, wenn man in dieser Gruppe nicht mehr präsent wäre."

    Die drei Hochschulgemeinden kosten das Bistum 700.000 Euro pro Jahr. Dass die Sparpläne komplett abgewendet werden können, daran glaubt keiner mehr. Doch alle drei Gemeinden haben noch die Hoffnung, dass sie wenigstens in kleiner Form bestehen bleiben. Ein komplettes Aus wäre nicht nur für die Studenten in Trier, Koblenz und Saarbrücken fatal, befürchtet Hochschulpfarrer Ralph Hildesheim.

    "Wenn im Bistum Trier Hochschulgemeinden geschlossen werden, dann befürchten wir den Dominoeffekt. Andere Bistümer müssen auch sparen und wenn sie merken, ein aufgeschlossener Bischof wie der Ackermann macht das schon, dann können wir es auch machen."

    Die endgültige Entscheidung fällt im Herbst. Dann will das Bistum auf einer Klausurtagung entscheiden, auf welche Einrichtungen es künftig verzichten will.