" Durch die Streichung von 32 Studiengängen in diesem Jahr haben wir erstmals zum Wintersemester eine sinkende Zahl von Neueinschreibungen. Dementsprechend haben wir von der Erstsemesterwoche auch noch T-Shirts über. "
Mit der Protestaktion soll der Senat bewegt werden, den Wünschen des Kultusministeriellen in Schwerin nicht mehr nachzugeben. In einem Flugblatt wird davor gewarnt, dass weitere Bereiche der Universität in den Sog des Sparwahns geraten, wenn der Senat die Lehrerausbildung in Greifswald preisgibt.
Rektor Rainer Westermann wehrt sich gegen den Vorwurf, er würde mit dem Senatsvorschlag dem Willen der Kultusministeriellen in der Landeshauptstadt Schwerin vorgreifen. Das Ministerium, so sagt er, habe sogar verlangt, die gesamte Lehrerausbildung an die Universität Rostock abzugeben:
" In unseren Gesprächen mit dem Ministerium haben wir Wert darauf gelegt, dass es aus einem Grund ganz schädlich ist: Weil die Lehramtsausbildung für die Geisteswissenschaften doch ein ganz wesentliches Stück ihrer Identität und auch ein ganz wesentliches Stück ihrer Studentenschaft ist. Von daher möchten wir tatsächlich einen Teil der Lehrerbildung eben auch hier in Greifswald behalten. Und zum anderen: Wir haben etliche Fächer, wo wir Lehrer ausbilden. Die gibt es in Greifswald, aber nicht in Rostock. Dazu gehören beispielsweise Bildende Kunst oder Russisch oder Erdkunde. "
Es gehe um die Lehrerausbildung der Zukunft. Der Anteil der Bildungswissenschaften, also Erziehungswissenschaft, Psychologie, vielleicht auch Soziologie und Politikwissenschaft soll vergrößert werden. Auch die Fachdidaktik soll in Forschung und Lehre eine größere Rolle spielen.
" Das kostet unheimlich viel neue Stellen und das wir effektiv bedeuten, dass wir Stellen, die beispielsweise bisher historische Forschung gemacht haben, umwidmen müssen in Stellen, die Geschichtsdidaktik machen. Und das ist für eine Universität nicht so einfach und da vertrete ich wie viele andere hier an dieser Universität auch die Meinung, wir sollten uns stärker dann wirklich, um in dem Beispiel zu bleiben, wirklich auf die Geschichtswissenschaft konzentrieren und nicht nur Geschichtsdidaktik machen. Oder daraus würde folgern, dass wir die Lehramtsausbildung in Geschichte oder in anderen Fächern entweder reduzieren, oder wenn das nicht genügt, sie auch ganz aufgeben. Das ist also eine bewusste Konzentration auf die Fachwissenschaften. "
Von dieser Position aus wurde ein so genanntes Y-Modell entworfen, mit der einige Bereiche der Lehrausbildung erhalten werden könnten. Das heißt, an der Basis des Buchstabens Y in Greifswald können Studenten die Bachelorausbildung absolvieren und sich dann entscheiden, ob sie dann in den Weg in Richtung Master of Science in Greifswald oder den Weg zum Master of Education in Rostock einschlagen. Viele Professoren hoffen, dass sie so die wissenschaftliche Ausrichtung der Universität stärken können.
Das höre sich ganz gut an, sagt Torsten Heil, der Hochschulpolitische Sprecher des Asta, habe aber den Haken, dass attraktive Fächer komplett abgegeben werden und exotische Fächer wie Polnisch oder Schwedisch bleiben sollen.
" Damit lockt man keine Studierenden mehr an, weil die Kombinationsmöglichkeiten fehlen. Es wird häufig gewählt: Deutsch/Geschichte, Deutsch/Englisch und viele andere Kombinationen. Und das, was hier bleiben wird, ist nicht attraktiv für die Studierenden. Und es ist auch nicht attraktiv, wenn gesagt wir, es soll ein Bachelor-Modell in Greifswald entwickelt werden und ein Master-Modell in Rostock. Kein Studierender wird sich darauf einlassen, dass er hier seinen Bachelor macht, dann wieder umzieht, seinen Master woanders macht. Das ist unserer Meinung nach nicht attraktiv für die Zukunft. "
Torsten Heil fordert den Senat auf, sich auf keine Kompromisse mit der Landesregierung mehr einzulassen. Zumal nach einer kürzlich durchgeführten Änderung des Landeshochschulgesetzes das Land notfalls selbst entscheiden kann, an welchen Universitäten welche Fachbereiche erhalten oder geschlossen werden.
" Der Verhandlungsdruck wächst. Man muss das immer so ein bisschen vergleichen: Eigentlich ist es so wie Gewerkschaften und Arbeitgeber: Man geht mit hohen Forderungen rein und man trifft auf einem Nenner. Das Problem ist aber, wenn gleichzeitig unterm Tisch die Pistole auf einen gerichtet wird, dann kann man sich nicht irgendwo in der Mitte treffen, sondern dann trifft man sich am besten auf der Seite, wo die Pistole ist. Unserer Meinung nach ist das kein guter Stil auch von Politik, weil: Politik heißt Konsensbildung, und das heißt, dass man nicht künstlich irgendwelche Druckmittel schafft. "