Abends um 19 Uhr in der Pariser Metrostation "Croix de Chavaux: während sich die unterirdischen Gänge mit Menschen füllen, die von der Arbeit kommen, beziehen drei Männer Stellung an den Metroausgängen. In Jeans und Sweatshirt, Gewerkschaftsabzeichen auf der Brust, verteilen sie eifrig Flugblätter: einen Aufruf der CGT, der größten französischen Gewerkschaft, zur Teilnahme an landesweiten Demonstrationen und Streiks gegen die Reformpolitik der Regierung und die Positionen des französischen Arbeitgeberverbandes. Die Pariser scheinen interessiert, kaum jemand lehnt das Flugblatt ab.
"In Frankreich erleben wir derzeit eine sozial ziemlich turbulente Periode, und ich informiere mich, wie so die verschiedenen Positionen sind. Allerdings werde ich nicht streiken, sondern im Büro sein. - Zumal ich, was meinen Arbeitgeber betrifft, auch keinen Grund habe, zu streiken. Ja, ich werde ganz sicher teilnehmen. Ich glaube, dass Demonstrationen und Streiks für uns Arbeitnehmer gute Mittel sind, unsere Meinung auszudrücken und uns Gehör zu verschaffen. "
In einer halben Stunde verteilen die drei Männer von der CGT gut 500 Flugblätter. Doch mit Flyern allein lassen sich die Franzosen nicht in Massen mobilisieren.
"Vor allem organisieren wir Gewerkschaftstreffen in den Unternehmen, wo dann über mögliche Aktionen für den 4. Oktober entschieden wird. Ich zum Beispiel arbeite als Koch, und in unserem Betrieb, hat die Belegschaft dafür gestimmt, dass bei uns am 4. Oktober gestreikt wird. "
Während die einfachen Gewerkschaftsmitglieder in ihren Bezirken für den Aktionstag werben, multiplizieren die Gewerkschaftsbosse ihre Auftritte in der Medienöffentlichkeit: Radiodebatten, Fernseh- und Zeitungsinterviews, pressewirksame Besuche in Betrieben, die mit Stellenabbau drohen. Auch Bernard Thibault, Chef der CGT, der mitgliederstärksten Gewerkschaft Frankreichs, lässt in diesen Tagen kaum eine Gelegenheit aus. - Von Kameras und Mikrofonen begleitet, taucht er auf bei einer Einweihungsfeier von Gewerkschaftsräumen in der Trabantenstadt Evry, eine Autostunde von Paris entfernt. Auf einem kleinen Platz unter freiem Himmel haben sich rund 200 Menschen versammelt.
Bevor der Gewerkschaftsboss auf die Rednertribüne steigt, bahnt er sich den Weg durchs Publikum, hin zu einer Gruppe von Männern, die Transparente halten mit der Aufschrift "Schluss mit dem Stellenabbau". Mitarbeiter einer Druckerei, die in den kommenden Wochen die Hälfte ihrer Angestellten entlassen will.
Der Gewerkschaftsvorsitzende schüttelt Hände, hört geduldig zu und muntert auf. 10 Minuten später steht er schließlich am Mikrofon. Der Mittvierziger ruft die Franzosen auf, sich gegen die "ultraliberale Regierungspolitik" zu wehren. Rendezvous am 4. Oktober.
Thibault hat leichtes Spiel. Die Leute vor der Bühne tragen fast ausnahmslos das bunte CGT-Abzeichen, sind also selbst Gewerkschaftsmitglieder. "Dass wir unter uns bleiben, erleben wir immer öfter", sagt denn auch einer von ihnen und klingt resigniert:
"Wie aktuell in allen europäischen Ländern ist unsere Gesellschaft zu individualistisch geworden. Das wird immer schlimmer. Man verbarrikadiert sich in den eigenen vier Wänden vor dem Fernseher, zieht sich zurück auf sein kleines Privatleben. Die Leute sind nicht mehr solidarisch, können nicht mehr teilen. "
Wenn die Gewerkschafter an der Basis auch häufig über das Desinteresse der Franzosen klagen, so ist doch ihr Vorsitzender, Bernard Thibault, mehr als zuversichtlich. Der Gewerkschaftsmann setzt auf den angestauten Ärger über anhaltend hohe Arbeitslosigkeit, Sozialabbau, schwindende Kaufkraft und die angekündigte Steuerreform.
"Frankreich hat den Ruf, dass seine Gewerkschaften nicht sehr mitgliedsstark sind. Leider sind tatsächlich nur rund 10 Prozent der Arbeitnehmer organisiert. Aber die Positionen, die wir vertreten, wirken weit über unsere Mitglieder hinaus. Wenn wir zu Protesten aufrufen, kommen unsere Mitglieder aber auch die anderen, einschließlich Arbeitslose und Rentner. Im vergangenen März sind unserem Aufruf schon mehr als eine Millionen Menschen gefolgt. Und diesmal werden wir noch deutlich darüber liegen."
"In Frankreich erleben wir derzeit eine sozial ziemlich turbulente Periode, und ich informiere mich, wie so die verschiedenen Positionen sind. Allerdings werde ich nicht streiken, sondern im Büro sein. - Zumal ich, was meinen Arbeitgeber betrifft, auch keinen Grund habe, zu streiken. Ja, ich werde ganz sicher teilnehmen. Ich glaube, dass Demonstrationen und Streiks für uns Arbeitnehmer gute Mittel sind, unsere Meinung auszudrücken und uns Gehör zu verschaffen. "
In einer halben Stunde verteilen die drei Männer von der CGT gut 500 Flugblätter. Doch mit Flyern allein lassen sich die Franzosen nicht in Massen mobilisieren.
"Vor allem organisieren wir Gewerkschaftstreffen in den Unternehmen, wo dann über mögliche Aktionen für den 4. Oktober entschieden wird. Ich zum Beispiel arbeite als Koch, und in unserem Betrieb, hat die Belegschaft dafür gestimmt, dass bei uns am 4. Oktober gestreikt wird. "
Während die einfachen Gewerkschaftsmitglieder in ihren Bezirken für den Aktionstag werben, multiplizieren die Gewerkschaftsbosse ihre Auftritte in der Medienöffentlichkeit: Radiodebatten, Fernseh- und Zeitungsinterviews, pressewirksame Besuche in Betrieben, die mit Stellenabbau drohen. Auch Bernard Thibault, Chef der CGT, der mitgliederstärksten Gewerkschaft Frankreichs, lässt in diesen Tagen kaum eine Gelegenheit aus. - Von Kameras und Mikrofonen begleitet, taucht er auf bei einer Einweihungsfeier von Gewerkschaftsräumen in der Trabantenstadt Evry, eine Autostunde von Paris entfernt. Auf einem kleinen Platz unter freiem Himmel haben sich rund 200 Menschen versammelt.
Bevor der Gewerkschaftsboss auf die Rednertribüne steigt, bahnt er sich den Weg durchs Publikum, hin zu einer Gruppe von Männern, die Transparente halten mit der Aufschrift "Schluss mit dem Stellenabbau". Mitarbeiter einer Druckerei, die in den kommenden Wochen die Hälfte ihrer Angestellten entlassen will.
Der Gewerkschaftsvorsitzende schüttelt Hände, hört geduldig zu und muntert auf. 10 Minuten später steht er schließlich am Mikrofon. Der Mittvierziger ruft die Franzosen auf, sich gegen die "ultraliberale Regierungspolitik" zu wehren. Rendezvous am 4. Oktober.
Thibault hat leichtes Spiel. Die Leute vor der Bühne tragen fast ausnahmslos das bunte CGT-Abzeichen, sind also selbst Gewerkschaftsmitglieder. "Dass wir unter uns bleiben, erleben wir immer öfter", sagt denn auch einer von ihnen und klingt resigniert:
"Wie aktuell in allen europäischen Ländern ist unsere Gesellschaft zu individualistisch geworden. Das wird immer schlimmer. Man verbarrikadiert sich in den eigenen vier Wänden vor dem Fernseher, zieht sich zurück auf sein kleines Privatleben. Die Leute sind nicht mehr solidarisch, können nicht mehr teilen. "
Wenn die Gewerkschafter an der Basis auch häufig über das Desinteresse der Franzosen klagen, so ist doch ihr Vorsitzender, Bernard Thibault, mehr als zuversichtlich. Der Gewerkschaftsmann setzt auf den angestauten Ärger über anhaltend hohe Arbeitslosigkeit, Sozialabbau, schwindende Kaufkraft und die angekündigte Steuerreform.
"Frankreich hat den Ruf, dass seine Gewerkschaften nicht sehr mitgliedsstark sind. Leider sind tatsächlich nur rund 10 Prozent der Arbeitnehmer organisiert. Aber die Positionen, die wir vertreten, wirken weit über unsere Mitglieder hinaus. Wenn wir zu Protesten aufrufen, kommen unsere Mitglieder aber auch die anderen, einschließlich Arbeitslose und Rentner. Im vergangenen März sind unserem Aufruf schon mehr als eine Millionen Menschen gefolgt. Und diesmal werden wir noch deutlich darüber liegen."