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Prothea und Kapgrün

In Essen findet derzeit die Pressekonferenz zur Internationalen Pflanzenmesse statt, die morgen ihre Tore öffnet und wo Fachbesucher aus aller Welt sich dann über Pflanzen, Floristik und aktuelle Branchentrends informieren können. Ein Trend, der in deutschen Blumenläden besonders populär ist, sind exotische Pflanzen, wie Protheen und Kapgrün aus Südafrika beispielsweise. Für die Südafrikaner sind diese Pflanzen ein wichtiges Handelsgut - neben Wein, Rotbuschtee oder Trauben. Aber die Pflanzenvielfalt der Region und damit auch der einträgliche Handel mit den exotischen Pflanzen ist bedroht - durch den Mensch und die Natur.

von: Jule Reimer |
    In Essen findet derzeit die Pressekonferenz zur Internationalen Pflanzenmesse statt, die morgen ihre Tore öffnet und wo Fachbesucher aus aller Welt sich dann über Pflanzen, Floristik und aktuelle Branchentrends informieren können. Ein Trend, der in deutschen Blumenläden besonders populär ist, sind exotische Pflanzen, wie Protheen und Kapgrün aus Südafrika beispielsweise. Für die Südafrikaner sind diese Pflanzen ein wichtiges Handelsgut - neben Wein, Rotbuschtee oder Trauben. Aber die Pflanzenvielfalt der Region und damit auch der einträgliche Handel mit den exotischen Pflanzen ist bedroht - durch den Mensch und die Natur.

    Protheen, da gibt es die Repens .....

    Kirsten Douven-Karanja betreibt zusammen mit ihrem kenianischen Ehemann einen Blumenladen in Köln-Sürth. Neben klassischen Schnittblumen vertreibt die Floristin Exotisches aus Afrika – zum Beispiel Protheen und die nadelkissenähnliche Nutan. Den Pflanzen ist gemeinsam, dass sie aus einer kleinen Region rund um Kapstadt entstammen, aus dem Fynbos. Fynbos - das ist Afrikaans und heißt übersetzt "Feiner Busch", erklärt Brett Myrdal vom der südafrikanischen Naturschutzstiftung Table Montain Fund in Kapstadt:

    Der Name sagt es Ihnen schon: Fynbos-Pflanzen haben kleine, schmale Blätter und es gibt eine ungeheure Artenvielfalt. Nur so können die Pflanzen die heiße Sonne und die rauhen Bedingungen hier überleben. Und sie haben eine Vielzahl von Samen, das ist Voraussetzung dafür, dass die Vegetation die Feuer, die hier regelmäßig ausbrechen, überlebt.

    Trotz karger Böden bietet die Fynbos-Region rund 8500 Pflanzenarten eine Heimat, darunter zahlreichen Heidekrautgewächsen. Zum Vergleich: Auf den gesamten Britischen Inseln finden sich nur 1500 Pflanzenarten, obwohl Großbritannien dreimal so groß wie der Fynbos ist. Wegen dieser Vielfalt haben die Biologen die Region rund um Kapstadt zu einem der sechs Florenreiche der Erde gekrönt. Botanisch betrachtet hat der kleine Fynbos damit den gleichen Rang wie die riesige boreale Vegetationszone, die sich über Nordamerika, Europa und das nördliche Russland erstreckt.

    Doch die Artenvielfalt rund um den Tafelberg ist bedroht. Einerseits durch die Landwirtschaft, aber auch durch eingeschleppte Pflanzen wie die australische Akazie. Das wurde den Südafrikanern bewusst, nachdem wiederholt verheerende Feuer die Kaphalbinsel heimsuchten. Die Brände selbst sind nicht ungewöhnlich für die Region, die Fynbos-Samen brauchen sogar Feuer, um sich zu verbreiten und zu keimen. Aber - so erklärt Brett Myrdal:

    Die australischen Akazien wachsen schneller, sie brauchen mehr Wasser und sie werden größer als der Fynbos. Damit bieten sie mehr Biomasse zum Verbrennen. Die Folge ist, dass die Feuer viel höhere Temperaturen erreichen als üblich und das tötet wiederum die weniger robusten Fynbos-Samen.

    Das Kreischen einer Motorsäge hallt durch die Kommetje-Wetlands, einem Feuchtgebiet an der Atlantikküste südlich des Tafelbergs. In den Büschen arbeitet eine Gruppe Menschen. Zu ihnen gehört auch Monica Nolundi Mgoq.

    Im Auftrag von Ukuvuka hilft die Mutter von drei Kindern, die eingeschleppten Akazien zu fällen. Ukuvuka bedeutet übersetzt "Wach auf" und wurde nach den großen Feuern Anfang 2000 gegründet. Hinter der Organisation steht ein Konsortium privater Sponsoren, das den Feldzug der Umweltschutzverbände und der südafrikanischen Naturschutzbehörden gegen die eingeschleppten Pflanzen unterstützt. "Working for Water" - Arbeit für Wasser - heißt das Programm der südafrikanischen Regierung, denn die durstigen Akazien befördern die Absenkung des Grundwasserspiegel und bedrohen die wenigen verbliebenen Feuchtgebiete. In den Ebenen haben Landwirtschaft und Tourismus den Fynbos und seine Artenvielfalt fast verdrängt. Für Brett Myrdal vom Table Montain Trust ist es wichtig, Verbindungskorridore zwischen den intakten Bergregionen und den wenigen ebenen Gebieten des Fynbos zu schaffen. Deshalb wirbt die Organisation um Spenden, um potentielle Naturschutzgebiete aus privater Hand aufzukaufen:

    Wir wollen natürlich unsere Weinberge behalten, weil die Leute den Wein vom Kap schätzen, aber man muss sich überlegen, welche Gebiete man der Landwirtschaft überlassen kann und wo der Fynbos geschützt werden muss.

    Myrdal möchte zudem, dass der Export von Fynbos-Pflanzen nach festen Regeln abgewickelt wird. Die Apartheid hat Südafrika viele soziale Probleme hinterlassen und das Land muss dringend Devisen erwirtschaften, wenn es den Graben zwischen wenigen Reichen und vielen Armen verkleinern will:

    Am besten hilft uns der Export von zertifizierten Zuchtpflanzen. So bleiben die Feuchtgebiete und der Fynbos unbeschädigt. Jahrhundertelang wurden hier einfach die Pflanzen entnommen. Jetzt machen wir endlich Verträge mit Unternehmen aus dem Ausland, zum Beispiel für medizinische Pflanzen. Das stellt sicher, dass die Profite aus dieser einmaligen Artenvielfalt auch Südafrika zugute kommen.