Der Volksmund spricht salopp von "Gehörsand", der Fachmann nennt sie Statolithen, die kleinen Calciumcarbonatkristalle, die auf den Haarzellen des Innenohres liegen. Bewegen wir uns, so hängen sie aufgrund der Trägheit ein wenig hinterher. Die Haarzellen nehmen diese Bewegung auf und signalisieren dem Gehirn: Kopfdrehung nach links oder Oberkörper nach rechts. So weiß unser Gehirn auch mit verbundenen Augen, wie wir uns bewegen. Nach dem gleichen Prinzip arbeiten die Kreiselkompasse im Autopiloten eines Flugzeugs. Sie liefern die Daten, mit deren Hilfe sich das Flugzeug in der Waage hält, so dass es auch in den heftigsten Turbulenzen nicht ins Trudeln kommt. Menschen hingegen, deren Gleichgewichtsorgan defekt ist, straucheln leicht. Noch. Die Mediziner setzen nun auf die Flugzeugtechnik, um Kranke fest auf die Beine zu stellen.
Man kann dieses Flugzeuggerät nehmen, das sind sehr kleine mikromechanische Teile heutzutage, und diese System benutzen, um über einen Mikroprozessor Informationen zu den Menschen zu liefern, dass er nicht gerade steht, dass er gerade fällt,
erklärt Professor John Allum von der HNO-Klinik des Universitätsspitals Basel. Die heutigen Kreiselkompasse sind noch zigarettenschachtelgroß und müssen am Körper getragen werden: Doch die Miniaturisierung schreitet voran. In ein paar Jahren rechnet Professor Allum mit Gleichgewichtssensoren, die nicht größer als ein Fingernagel sind:
In Zukunft wird wahrscheinlich diese kleine Bewegungsaufnahme gleich in den Apparat integriert, quasi gleichgroß wie ein Hörapparat, und dann würde der Ton direkt am Ohr abgegeben.
Jedes Abknicken des Oberkörpers, jeden plötzlichen Stopp oder jede Drehung registriert der Kreisel. Droht der Patient nun durch eine allzu heftige Bewegung aus dem Gleichgewicht zu geraten, dann wird er gewarnt. Je lauter der Ton, desto wahrscheinlicher ist ein Sturz. Doch reicht so ein schriller Ton, um einen älteren Menschen vordem Hinfallen zu bewahren? John Allum ist optimistisch:
Wenn sie einen Schrei hören, dann drehen sie den Kopf sofort. Ob das schnell genug ist? Wir denken ja. Die erste Ergebnisse mit Patienten, die kein Gleichgewichtsvermögen haben in dem Innenohr, scheinen sehr viel versprechende Ergebnisse zu liefern. Es ist nicht das Problem, das zu hören, es ist ein Problem des Zentralnervensystem, das zu integrieren, zu lernen dieses Signal zu benutzen, so dass man besser stehen und gehen kann.
Doch wer nicht hören kann, dem nutzen auch die schrillen Töne aus John Allums Gleichgewichtsprothese nichts. Amerikanische Mediziner setzen deshalb auf Vibratoren in Gürteln, die dem Kranken signalisieren, wohin sich sein Körper neigt. Allerdings dürfte es nicht jedermanns Sache sein, ständig eine Art Nierengurt mit einem halben Dutzend Vibratoren zu tragen.
Da auch die schrillen Warntöne des akustischen Systems nicht der medizintechnischen Weisheit letzter Schluss sind, suchen die Audiologen nach einer Lösung, die Informationen des Flugzeugkreisels direkt ins Gehirn zu bekommen. Ihre Vision: ähnlich wie ein Cochlea-Implantat, das die Schallwellen aufnimmt und als elektrische Signale an die Hörnerven weiterleitet, soll eine elektrische Gleichgewichtsprothese die Gleichgewichtsnerven mit den Lageinformationen des Kreisels versorgen.
Die ersten Tierversuche dazu haben gerade erst begonnen. Die taktilen und akustischen Systeme für den Menschen, so rechnen die Mediziner, werden hingegen in drei bis fünf Jahren verfügbar sein.
Man kann dieses Flugzeuggerät nehmen, das sind sehr kleine mikromechanische Teile heutzutage, und diese System benutzen, um über einen Mikroprozessor Informationen zu den Menschen zu liefern, dass er nicht gerade steht, dass er gerade fällt,
erklärt Professor John Allum von der HNO-Klinik des Universitätsspitals Basel. Die heutigen Kreiselkompasse sind noch zigarettenschachtelgroß und müssen am Körper getragen werden: Doch die Miniaturisierung schreitet voran. In ein paar Jahren rechnet Professor Allum mit Gleichgewichtssensoren, die nicht größer als ein Fingernagel sind:
In Zukunft wird wahrscheinlich diese kleine Bewegungsaufnahme gleich in den Apparat integriert, quasi gleichgroß wie ein Hörapparat, und dann würde der Ton direkt am Ohr abgegeben.
Jedes Abknicken des Oberkörpers, jeden plötzlichen Stopp oder jede Drehung registriert der Kreisel. Droht der Patient nun durch eine allzu heftige Bewegung aus dem Gleichgewicht zu geraten, dann wird er gewarnt. Je lauter der Ton, desto wahrscheinlicher ist ein Sturz. Doch reicht so ein schriller Ton, um einen älteren Menschen vordem Hinfallen zu bewahren? John Allum ist optimistisch:
Wenn sie einen Schrei hören, dann drehen sie den Kopf sofort. Ob das schnell genug ist? Wir denken ja. Die erste Ergebnisse mit Patienten, die kein Gleichgewichtsvermögen haben in dem Innenohr, scheinen sehr viel versprechende Ergebnisse zu liefern. Es ist nicht das Problem, das zu hören, es ist ein Problem des Zentralnervensystem, das zu integrieren, zu lernen dieses Signal zu benutzen, so dass man besser stehen und gehen kann.
Doch wer nicht hören kann, dem nutzen auch die schrillen Töne aus John Allums Gleichgewichtsprothese nichts. Amerikanische Mediziner setzen deshalb auf Vibratoren in Gürteln, die dem Kranken signalisieren, wohin sich sein Körper neigt. Allerdings dürfte es nicht jedermanns Sache sein, ständig eine Art Nierengurt mit einem halben Dutzend Vibratoren zu tragen.
Da auch die schrillen Warntöne des akustischen Systems nicht der medizintechnischen Weisheit letzter Schluss sind, suchen die Audiologen nach einer Lösung, die Informationen des Flugzeugkreisels direkt ins Gehirn zu bekommen. Ihre Vision: ähnlich wie ein Cochlea-Implantat, das die Schallwellen aufnimmt und als elektrische Signale an die Hörnerven weiterleitet, soll eine elektrische Gleichgewichtsprothese die Gleichgewichtsnerven mit den Lageinformationen des Kreisels versorgen.
Die ersten Tierversuche dazu haben gerade erst begonnen. Die taktilen und akustischen Systeme für den Menschen, so rechnen die Mediziner, werden hingegen in drei bis fünf Jahren verfügbar sein.