Es ist Paarungszeit bei den schwarzen Milanen. Die Vögel, die sonst so majestätisch durch die Lüfte gleiten, wandern suchend am Straßenrand entlang, oder steuern die nächste Mülldeponie an. Denn wenn es um die Dekoration für ihr Nest geht, sind manche Schwarzmilane ziemlich wählerisch: Weiß muss sie sein, und am besten aus Plastik.
"Wir haben in den Nestern alles Mögliche gefunden: Plastikgabeln, Stofffetzen, Tüten und andere Verpackungen. Hauptsache, die Sachen sind weiß."
Fabrizio Sergio ist Ökologe. Seit mehr als 20 Jahren erforscht er schwarze Milane, unter anderem im Nationalpark Coto de Doñana in Südspanien. In den letzten fünf Jahren hat er versucht zu verstehen, welchen Sinn die weiße Nestdekoration haben mag. Sergio und seine Kollegen haben die Vögel im Nationalpark monatelang beobachtet und sogar Verhaltensexperimente mit ihnen gemacht. Sie kommen zu folgendem Ergebnis:
"Die Schwarzmilane nutzen die weiße Nestdekoration als Warnsignal, um sich ihre Artgenossen vom Leib zu halten. Besonders Vögel, die nicht brüten und ihnen ihr Territorium streitig machen könnten. Für die heißt das weiße Plastik: Betreten verboten."
Fabrizio Sergio kennt die Vögel im Nationalpark genau. Er weiß, wie alt sie sind, wie fit sie sind, und wo welches Pärchen brütet. Nicht alle hatten ihre Nester verziert, sondern hauptsächlich die Vögel, die zwischen sieben und zwölf Jahre alt waren. Für Schwarzmilane ist das das beste Alter, sie befinden sich dann auf dem Gipfel ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit und legen die meisten Eier. Das weiße Nest bedeutet so viel wie: Wir sind stark, leg dich lieber nicht mit uns an.
"Wir glauben, dass sie weiße Dinge deshalb bevorzugen, weil sie schon von weitem gesehen werden können. Schwarzmilane sind Greifvögel, mit scharfen Klauen, sie können sich im Kampf gegenseitig schwer verletzen. Die Nestbesitzer wollen so einen Konflikt so früh wie möglich entschärfen, indem sie ihre Stärke demonstrieren - bevor einer angreift. Und ich denke Plastik deshalb, weil es glänzt, und weil es sehr haltbar ist. Plastik hält eine ganze Brutsaison, im Gegensatz zu Papier zum Beispiel."
Fabrizio Sergio und sein Team wollten auch herausfinden, wie schwache Vögel reagieren würden, wenn sie plötzlich in einem weißen Nest sitzen. Die Forscher haben einfach gewartet, bis die schwächeren Vogelpärchen ausgeflogen waren und haben ihre Nester dann kurzerhand mit weißem Plastik bestückt.
"Einige Brutpaare haben die Deko behalten, sie schienen sich darüber zu freuen. Aber andere haben das weiße Plastik innerhalb von einem Tag wieder herausgeschmissen."
Vor allem sehr junge und sehr alte Vogelpärchen wollten die Dekoration so schnell wie möglich wieder loswerden. Die Protzerei mit Plastik hat nämlich auch ihre Schattenseiten.
"Wenn ein Signal in der Tierkommunikation gut funktioniert, dann muss das Tier dafür auch immer einen hohen Preis zahlen. Das weiße Plastik im Nest signalisiert den anderen Milanen ja nicht nur, dass das Pärchen stark ist. Sondern dass es sich auch um einen extrem guten Nistplatz handeln muss – starke Vögel geben sich schließlich nicht mit weniger zufrieden. Das weiße Plastik lockt also auch Artgenossen an, die scharf auf deinen Nistplatz sind."
Auf solche Kämpfe wollten sich die schwächeren Milane dann lieber doch nicht einlassen. Fabrizio Sergio und seine Kollegen haben zum ersten Mal nachgewiesen, dass ein Nest mehr sein kann als ein kuscheliges Zuhause für den Nachwuchs: Eben auch eine Form der Kommunikation.
"Wenn man mehr solcher Studien macht, dann wird sich herausstellen, dass diese Form der Kommunikation unter Vögeln weit verbreitet ist. Da sind wir uns ganz sicher."
Schwäne und Störche bestücken ihre Nester auch gerne mit irgendwelchen Fundsachen. Pinguine bauen Steine drumherum, und Dohlen verzieren ihre Nisthöhlen mit Blütenblättern. Vielleicht wollen sie ihren Artgenossen damit auch etwas sagen.
"Wir haben in den Nestern alles Mögliche gefunden: Plastikgabeln, Stofffetzen, Tüten und andere Verpackungen. Hauptsache, die Sachen sind weiß."
Fabrizio Sergio ist Ökologe. Seit mehr als 20 Jahren erforscht er schwarze Milane, unter anderem im Nationalpark Coto de Doñana in Südspanien. In den letzten fünf Jahren hat er versucht zu verstehen, welchen Sinn die weiße Nestdekoration haben mag. Sergio und seine Kollegen haben die Vögel im Nationalpark monatelang beobachtet und sogar Verhaltensexperimente mit ihnen gemacht. Sie kommen zu folgendem Ergebnis:
"Die Schwarzmilane nutzen die weiße Nestdekoration als Warnsignal, um sich ihre Artgenossen vom Leib zu halten. Besonders Vögel, die nicht brüten und ihnen ihr Territorium streitig machen könnten. Für die heißt das weiße Plastik: Betreten verboten."
Fabrizio Sergio kennt die Vögel im Nationalpark genau. Er weiß, wie alt sie sind, wie fit sie sind, und wo welches Pärchen brütet. Nicht alle hatten ihre Nester verziert, sondern hauptsächlich die Vögel, die zwischen sieben und zwölf Jahre alt waren. Für Schwarzmilane ist das das beste Alter, sie befinden sich dann auf dem Gipfel ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit und legen die meisten Eier. Das weiße Nest bedeutet so viel wie: Wir sind stark, leg dich lieber nicht mit uns an.
"Wir glauben, dass sie weiße Dinge deshalb bevorzugen, weil sie schon von weitem gesehen werden können. Schwarzmilane sind Greifvögel, mit scharfen Klauen, sie können sich im Kampf gegenseitig schwer verletzen. Die Nestbesitzer wollen so einen Konflikt so früh wie möglich entschärfen, indem sie ihre Stärke demonstrieren - bevor einer angreift. Und ich denke Plastik deshalb, weil es glänzt, und weil es sehr haltbar ist. Plastik hält eine ganze Brutsaison, im Gegensatz zu Papier zum Beispiel."
Fabrizio Sergio und sein Team wollten auch herausfinden, wie schwache Vögel reagieren würden, wenn sie plötzlich in einem weißen Nest sitzen. Die Forscher haben einfach gewartet, bis die schwächeren Vogelpärchen ausgeflogen waren und haben ihre Nester dann kurzerhand mit weißem Plastik bestückt.
"Einige Brutpaare haben die Deko behalten, sie schienen sich darüber zu freuen. Aber andere haben das weiße Plastik innerhalb von einem Tag wieder herausgeschmissen."
Vor allem sehr junge und sehr alte Vogelpärchen wollten die Dekoration so schnell wie möglich wieder loswerden. Die Protzerei mit Plastik hat nämlich auch ihre Schattenseiten.
"Wenn ein Signal in der Tierkommunikation gut funktioniert, dann muss das Tier dafür auch immer einen hohen Preis zahlen. Das weiße Plastik im Nest signalisiert den anderen Milanen ja nicht nur, dass das Pärchen stark ist. Sondern dass es sich auch um einen extrem guten Nistplatz handeln muss – starke Vögel geben sich schließlich nicht mit weniger zufrieden. Das weiße Plastik lockt also auch Artgenossen an, die scharf auf deinen Nistplatz sind."
Auf solche Kämpfe wollten sich die schwächeren Milane dann lieber doch nicht einlassen. Fabrizio Sergio und seine Kollegen haben zum ersten Mal nachgewiesen, dass ein Nest mehr sein kann als ein kuscheliges Zuhause für den Nachwuchs: Eben auch eine Form der Kommunikation.
"Wenn man mehr solcher Studien macht, dann wird sich herausstellen, dass diese Form der Kommunikation unter Vögeln weit verbreitet ist. Da sind wir uns ganz sicher."
Schwäne und Störche bestücken ihre Nester auch gerne mit irgendwelchen Fundsachen. Pinguine bauen Steine drumherum, und Dohlen verzieren ihre Nisthöhlen mit Blütenblättern. Vielleicht wollen sie ihren Artgenossen damit auch etwas sagen.