"Bevor wir wissen, wie wir Kompetenzen messen, müssen wir wissen, was denn die Kompetenzen sind, die wir gerne erfassen wollen", sagt Prof. Evelyn Korn, Vizepräsidentin für Studium und Lehre der Philipps-Universität Marburg. "Eine gute Kompetenzmessung hat immer auch einen Handlungsrahmen. Wofür möchte ich denn die Fähigkeiten benutzen? Und was benötige ich, um diese Fähigkeiten in Handlungen übersetzen zu können?"
Wissenschaft als Beruf brauche andere Kompetenzen als ein außerakademisches Arbeitsfeld, und bei vielen Berufsfeldern sei noch gar nicht absehbar, welche Anforderungen bereits in zehn Jahren konkret auf die Studierenden von heute zukommen werden.
Review- und Wiki-Prüfungen
"Ein großer Mehrwert, den insbesondere die Digitalisierung bietet für Kompetenzorientierung, ist, dass Studierende viel stärker in die Positionen kommen, sich auch gegenseitig Feedback zu geben." Das Spektrum, so Evelyn Korn, reiche hier von Review-Prüfungen, bei denen sich Studierende gegenseitig ihre vorher verfassten Texten begutachten, über Wiki-Formen - hier tragen die Studierenden das im Semesterverlauf erworbene Wissen zu einem Glossar oder Lexikon zusammen - bis hin zu multimedial unterstützten Prüfungssituationen; etwa einem simulierten Patientengespräch für Medizinstudenten.
"Persönliches Gespräch bleibt ideale Form"
Trotz aller neuen Möglichkeiten - der Einsatz von digitalen Medien schaffe eine Distanz zwischen Prüflingen und Prüfern. "Und natürlich kommen neue Herausforderungen auf uns zu, die Datenschutzfragen betreffen, die Urheberrechtsfragen und Kontrollfragen befassen. Da würde ich die Grenzen sehen."
"Prüfungen gestalten – Kompetenzen abbilden" - Tagung an der Universität Marburg.